Die Covid-19-Pandemie hat die Schweiz weiterhin fest im Griff. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schlägt den Kantonen eine Harmonisierung der Massnahmen, etwa bei der Maskenpflicht vor. Der Präsident der Kantonsärztinnen und -ärzte der Schweiz, Rudolf Hauri, verweist auf unterschiedliche regionale Gegebenheiten.

220 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus innerhalb nur eines Tages in der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) gemeldet worden.

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Damit sei am Donnerstag erstmals seit dem 23. April wieder die 200-er-Marke überschritten worden, erklärte Pascal Strupler, Direktor des Bundesamts für Gesundheit, am Donnerstag vor den Bundeshausmedien. Die Situation habe sich verschärft und die Lage sei ernst.

Die Positivitätsrate habe bei den innert 24 Stunden gemeldeten Test drei Prozent betragen. Das sei eine deutliche Zunahme gegenüber den Werten von vergangener Woche, wo innerhalb eines Tages zwei bis 2,3 Prozent der Tests positiv ausfielen. Strupler sprach von einer gewissen Trendwende, eine zweite Welle sei es hingegen nicht.

Mit der besonderen Lage obliege die Eindämmung der Pandemie wieder den Kantonen, betonte Strupler. Ihnen sei bewusst, dass die Fallzahlen rasch und nachhaltig sinken müssten. Einzelne Kantone hätten schon schärfere Massnahmen ergriffen.

Es brauche indessen einheitliche und widerspruchsfreie Verhaltensregeln, sagte Strupler. Das bedürfe einer gewissen Koordination und das BAG suche mit den Kantonen nach Lösungen.

Maskenpflicht und Kontaktdatenkontrolle

Die aktuellen BAG-Vorschläge seien in Bezug auf diese Harmonisierung einmal eine Maskenpflicht auch in Geschäften oder sogar in allen öffentlich zugänglichen Räumen. Sodann schlage man eine obligatorische Kontrolle der Kontaktdaten in Ausgehlokalen vor sowie eine maximale Gästezahl von 100 Personen in diesen Lokalen.

Die Kantone prüfen eine Maskenpflicht in Geschäften oder öffentlich zugänglichen Räumen und andere Massnahmen. Je nach regionalen Gegebenheiten würden sie entsprechende Verschärfungen auch verordnen, sagte der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, zu den neuen Vorschlägen des BAG. Die unterschiedlichen Vorschriften in den Kantonen erklären sich durch unterschiedliche Situationen, wie Hauri vor den Bundeshausmedien ausführte.

Laut Hauri funktioniert das Zurückverfolgen der Ansteckungswege durch das Contact Tracing in den Kantonen gut. Alle hätten mit mehr Personal auf den Anstieg der Infektionen reagiert. Wenn aber viele Fälle auf ein Mal auftreten, seien die Kapazitäten schnell einmal erschöpft. Grosse Club-Anlässe mit mehreren hundert Gästen würden sehr rasch zu einer solchen Situation führen.

GDK: Verbot von Grossveranstaltungen verlängern

Angesichts der steigenden Zahl von neuen Ansteckungen mit dem Coronavirus seien die kantonalen Gesundheitsverantwortlichen weiterhin für eine Regulierung von Grossveranstaltungen, teilte die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) am Donnerstag mit.

Eine Mehrheit der Kantone spreche sich dafür aus, das Verbot von Veranstaltungen mit über 1000 Personen vorerst bis Ende Jahr zu verlängern. Aktuell gilt dieses Verbot bis mindestens 31. August.

Quarantäne als solidarische Handlung

Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, betonte seinerseits vor den Medien, die Situation habe sich in den letzten fünf Wochen verändert und müsse wirklich ernst genommen werden. Die Zahl der Infizierten habe sich beispielsweise von Woche 25 zu Woche 30 verfünffacht.

Aktuell lassen sich in der Schweiz rund 10 Prozent der Infektionen auf Ansteckungen im Ausland zurückführen. 6 Prozent davon stammen aus Risikoländern, wie Mathys weiter ausführte.

Rund 9000 Menschen sind nach der Rückreise in Risikoländer in Quarantäne. Dies zeige, dass sich die Rückreisenden ihrer Verantwortung bewusst seien, stellte Mathys fest. «Die Einhaltung der Quarantäne ist eine solidarische Handlung. Eine Nichteinhaltung ist kein Kavaliersdelikt», sagte Mathys.

Das BAG sei sich bewusst, dass sich nicht alle an diese Regel halten würden. Es würden daher weiterhin Kontrollen über Stichproben gemacht. Um die Zahlen schneller an die Kantone liefern zu können, würden die internen Personalressourcen aufgestockt. An einer digitalen Lösung werde gearbeitet. Wann diese vorliegen wird, liess Mathys offen.

BAG-Chef Strupler betonte, dass das öffentliche Leben jetzt keineswegs heruntergefahren werden solle. Ein tieferes Niveau der Fallzahlen und das Verhindern eines Massenausbruchs seien indessen für das weitere Funktionieren der Rückverfolgung der Ansteckungswege essentiell.

(sda/tdr)