An der Schweizer Nordgrenze gibt es Anzeichen dafür, dass der Einkaufstourismus nachlässt. Das zeigen Recherchen der «Handelszeitung». «Die Daten von 2015 sind nicht mehr zu erreichen, der Höhepunkt bezüglich der Schweizer Einkaufsvolumina bei uns ist erreicht», sagt Handelsexperte Bertram Paganini von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee in Konstanz.
2016 Weniger Mehrwertsteuer verzollt
Zahlen der eidgenössischen Zollverwaltung bestätigen das. Im ersten Quartal 2016 sanken die Mehrwertsteuerzahlungen, die Schweizer bei der Einfuhr ihrer Einkäufe machten, landesweit um 3,4 Prozent. Fünf von sieben Schweizer Zollkreisen registrierten einen Rückgang. Darunter auch der für Konstanz und Kreuzlingen relevante Kreis 2, dessen Einnahmen verglichen mit dem Vorjahresquartal um 8,2 Prozent sanken.
Beim Autobahnzoll nach Kreuzlingen sanken die Steuereinnahmen um 10 Prozent, beim Übergang Emmishofen TG sogar um 18 Prozent. Der bei Baslern beliebte Zoll nach Lörrach bei Riehen nahm sogar 31 Prozent weniger ein.
Weniger Maestro-Transaktionen in Konstanz
Der Zahlungsverarbeiter SIX Group hat für die «Handelszeitung» über einen mehrjährigen Zeitraum Zahlungen ausgewertet, die von Schweizern mit Maestro-Karten im Grenzgebiet gemacht wurden. Auch dort lässt sich in einigen Fällen ein Trendbruch feststellen. Erstmals seit 2012 waren die Kartenumsätze in Konstanz im ersten Halbjahr 2016 rückläufig. Ähnlich ist das Bild in Genf und im Tessin. Lediglich in Basel wuchsen die Umsätze ennet der Grenze leicht weiter.
Handelsexperte Paganini vermutet, dass bei den Schweizern eine gewisse Sättigung eingetreten ist. Ein Bremsfaktor sei die Parkplatzknappheit in Konstanz, sagt er. Zum Zweiten machten sich die Preisabschläge in der Schweiz bemerkbar. «Discounter wie Aldi und Lidl spielen eine grössere Rolle, Migros und Coop haben stark in Preise investiert», sagt Paganini.
Seit 2010 verlor Kreuzlingen die Hälfte des Umsatzes
Wie stark sich die Offshore-Einkaufsgebiete zuletzt entwickelt haben, zeigen die Zahlen von SIX eindrücklich. Seit Juni 2010 verfünffachten sich die Maestro-Umsätze der Schweizer in Konstanz. Kreuzlingen, das Schweizer Pendant, verlor hingegen in der gleichen Zeit mehr als die Hälfte.
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