Bei Rieter ist es im Verwaltungsrat zu einem Eklat gekommen: Zwei Verwaltungsratsmitglieder sollen sich gegen das Unternehmen gewendet und heimlich ihr eigenes Spiel getrieben haben.
Es geht um die beiden Belgier Luc Tack und Stefaan Haspeslagh sowie um den Deal, den Rieter heute Montag ebenfalls verkündet hat: Der Textilmaschinenhersteller kauft drei Geschäftseinheiten der Winterthurer Saurer für 300 Millionen Euro.
Eine Konkurrenzofferte aus Belgien
Und bei diesem Deal spielten Tack und Haspeslagh offenbar eine zweifelhafte Rolle: Sie sollen sich auch für dieses Geschäft von Saurer interessiert haben und machten - so Rieter - eine Konkurrenzofferte an Saurer.
Die beiden Manager leiten den belgischen Industriekonzern Picanol - Tack als CEO und Mehrheitsbesitzer, Haspeslagh als Finanzchef und Präsident. Und diese Picanol stellt wie Rieter unter anderem auch Textilmaschinen her.
Tack ist in Belgien ein prominenter Mann: Er gehört mit seinem Milliardenvermögen zu den reichsten im Land.
Absurde Ausgangslage
Zu der Affäre sind noch viele Fragen offen, klar hingegen ist: Sie ist pikant. Rieter hat gegen Tack und Haspeslagh Strafanzeige wegen Verletzung der Treuepflicht eingereicht und will sie an einer ausserordentlichen Generalversammlung abwählen lassen.
Die Ausgangslage für die Versammlung wirkt absurd: Die beiden Belgier werden nämlich mitentscheiden können, ob sie abgewählt werden. Tack hält selber Rieter-Aktien, und er und Haspeslagh können über Picanol den Entscheid zusätzlich beeinflussen: Picanol besitzt über 10 Prozent an Rieter.
Am meisten zu sagen hat bei Rieter aber ein anderer Aktionär, nämlich Peter Spuhler: Dem Patron des Bahnherstellers Stadler Rail gehören rund einen Fünftel der Aktien, zugleich ist Spuhler Mitglied der Rieter-Geschäftsleitung.
(mbü, mit Material von Reuters und awp)