Vorweihnachtszeit ist Shoppingzeit. Wenn spätestens in eineinhalb Monaten der Startschuss zum grossen Festtags-Kaufrausch erfolgt, dann freut sich neben anderen Branchen ganz besonders der Elektronik-Fachhandel. Das Weihnachtsgeschäft ist für ihn der mit Abstand bedeutendste Umsatztreiber.
Die Anbieter können den kommenden Wochen entspannt entgegenblicken, denn der Zuspruch der Kundschaft war schon während des ganzen Jahres erfreulich hoch. Während der Elektronik-Fachmarkt zuletzt über Jahre rückläufige Umsätze hinnehmen musste, ist die 2006 eingesetzte Trendwende offensichtlich nachhaltig. Die diesjährigen Verkaufszahlen für TV-Geräte, DVD-Player, Notebooks, Digitalkameras, Spielkonsolen und so weiter sprengen bei den Händlern jedenfalls mehrheitlich die bereits guten Vorjahreswerte.
Bei Inter Discount (ID) etwa hatte der Umsatz in den schweizweit 181 Filialen bereits im letzten Jahr um 2,6% auf 909 Mio Fr. zugelegt. Ganz in diesem Stil geht es auch heuer weiter. «Die gute Konjunktur hat unser Geschäft erneut positiv beeinflusst und wird das auch weiterhin tun», freut sich der ID-Verkaufsleiter Andreas Frischknecht und erwartet für das laufende Geschäftsjahr eine Umsatzzunahme im einstelligen Prozentbereich.
Media Markt steigert Umsatz
Voller Zuversicht in Richtung der 1-Mrd-Grenze wirtschaften auch die Mitbewerber. «Wir erwarten für 2007 zumindest eine Bestätigung, eher eine leichte Steigerung unseres letztjährigen Umsatzes von 946 Mio Fr.», prognostiziert Urs Spahr, Vertriebsleiter beim Media Markt, hinter Coop zwar nur die Nummer zwei im Schweizer Markt, im Vergleich der einzelnen Marken aber nach wie vor führend.
Das könnte sich bald ändern, denn bei Fust, die im letzten Jahr die Eschenmoser-Kette aufgekauft hat, ist die Stimmung noch deutlich euphorischer. Nicht nur dank der Eschenmoser-Akquisition, sondern auch in puncto organischem Wachstum hat das Unternehmen 2006 überproportional zugelegt und hat den Umsatz um satte 8,1% auf 905 Mio Fr. (inklusive Eschenmoser) hochgetrieben.
Das Geschäft laufe auch in diesem Jahr erneut prächtig, berichtet Fust-Sprecherin Sabine Weber. Wenn Fust das forsche Wachstumstempo aufrechterhält, könnte neben der Schwester-Firma Inter Discount auch die Marktführerin Media Markt mittelfristig ein- und sogar überholt werden.
Ein harter Zwei- respektive Dreikampf zeichnet sich also ab im Schweizer Elektronik-Fachhandel, dessen Gesamtvolumen gemäss Studien der Marktforschungsfirma IHA/GfK im letzten Jahr rund 3,5 Mrd Fr. betragen hat. Für 2007 ist mit einer leichten Steigerung um 3 bis 5% zu rechnen.
Hinter den führenden Media Markt, Inter Discount und Fust hat auch die viert platzierte Migros-Marke Electronics im letzten Jahr ein gutes Resultat erzielt und den Umsatz um 14 Mio Fr. oder fast 5% auf 313 Mio Fr. erhöht. Dahinter folgen eine Vielzahl von kleineren Einzelhändlern, die sich zusammen rund einen Siebtel des Marktes oder eine halbe Mrd Fr. teilen.
Flatscreen-TV stark gefragt
Neben ihrer vergleichbaren Grösse unterscheiden sich die drei Marktführer auch bezüglich der von der Kundschaft nachgefragten Produkte nur unwesentlich. Der Trend geht sowohl bei Media Markt, Inter Discount, Fust als auch M-Electronics ganz klar in Richtung TV-Flachbildschirme, MP3-Musikplayer, Digital-Kameras und Navigationssysteme. Coop bemüht sich indes darum, die Angebote von Inter Discount und Fust wo möglich zu diversifizieren, um eine Kannibalisierung zu vermeiden. Während sich Fust vor allem mit Haushalt- und Elektro-Grossgeräten profiliert, ist Inter Discount bei der Heimelektronik stark. Um die übermächtige Konkurrenz in Schach zu halten, setzt Media Markt auf Dauertiefpreise und legt im Moment neben dem TV-Flatscreen-Geschäft auch beim Verkauf von Set-Top-Boxen zum Empfang von digitalem Fernsehen markant zu.
Im Trend vor allem bei der jüngeren Kundschaft sind auch elektronische Games und Spielkonsolen. Bei Fust und M-Electronics tragen diese zurzeit überproportional zum Wachstum bei. Dieser Trend dürfte sich in der Vor-Weihnachtszeit weiter verstärken.
Ganz ungetrübt ist die Freude über das wachsende Geschäft bei den Elektronik-Fachhändlern indes nicht. Einen Teil davon haben sie nämlich über tiefere Preise auch erkauft. Eine nicht ganz unproblematische Entwicklung für M-Electronics-Leiter Frank Mades. Denn: «Wenn der Preiszerfall dermassen überproportional voranschreitet, sind auf Dauer auch weitere Umsatzzuwächse im Endeffekt kaum mehr etwas wert.»
Bald startet Weihnachtsgeschäft
In wenigen Wochen beginnt das Weihnachtsgeschäft. Prognosen wagen die führenden Fachhändler allerdings noch nicht abzugeben. Bei Fust erfolge der Ansturm immer erst in den letzten Wochen vor Weihnachten, sagt Fust-Sprecherin Sabine Weber. Schon etwas früher erwarten in der Regel Inter Discount und Media Markt deutlich ansteigen-de Besucherfrequenzen in ihren Filialen.