Welch wunderbarer Ort.» Elisabeth Dalucas steht im Foyer des Kultur- und Kongresszentrums Luzern (KKL Luzern), betrachtet die spektakuläre, lichtdurchflutete Architektur Jean Nouvels und ist immer wieder von Neuem begeistert. Durch die Glasfront sieht man einen Raddampfer, der sich durch den Vierwaldstättersee pflügt, im Hintergrund die wolkenverhangene Silhouette der Stadt Luzern. «Es ist ein Privileg, hier arbeiten zu dürfen», sagt die Direktorin des KKL Luzern.
Dass Dalucas heute noch in Luzern ist und gelassener in die Zukunft blickt als vor knapp zweieinhalb Jahren bei ihrem Amtsantritt, ist keine Selbstverständlichkeit. Die kritischen Stimmen sind verstummt. Die tiefroten Zahlen des KKL Luzern haben sich unter ihrer Ägide in schwarze gewandelt.
Risiken scheut Elisabeth Dalucas wahrlich nicht. Denn im März 2003 war das Haus in einer äusserst kritischen Lage. Trotz des phänomenalen Konzertsaals war ein Konkurs absehbar. Eine Volksabstimmung über einen Kredit von 18 Mio Fr. musste gewonnen werden, um die Bauschulden abzutragen und die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Dementsprechend gedrückt war die Stimmung bei den damals 360 Mitarbeitern, die Personalfluktuation hoch. Die Kritik prasselte nur so auf das KKL Luzern nieder.
Offen und hartnäckig
«Ja, es war in der Tat kein Easy-going», sagt Dalucas. «Würde ich aber Herausforderungen nicht lieben, wäre ich nicht nach Luzern gekommen.» Die Basler Kulturmanagerin hatte bei ihrer Ankunft in Luzern nicht viel Vorschusslorbeeren. Kaum jemand wusste, wer sie war. Zuvor hatte sie als städtische Kulturbeauftragte in Schaffhausen gearbeitet, das Museum zu Allerheiligen neu ausgerichtet und damit einige Exponenten verstimmt. Ihr Abgang war nicht ohne Nebengeräusche vonstatten gegangen.
«Vertrauen versuche ich in erster Linie durch das Gespräch zu schaffen und indem ich mein Gegenüber ernst nehme und ihm Wertschätzung entgegenbringe. Dabei stelle ich sachlich klare Ansprüche», erläutert Dalucas. Dialogbereitschaft und eine einnehmende Offenheit ziehen sich wie ein roter Faden durch die Persönlichkeit der KKL-Direktorin und bilden ihr wichtigstes Führungsprinzip. Sie hat aber auch eine hartnäckige, eine zielstrebige Seite.
Kaum in Luzern angekommen, nahm sie das Gespräch mit den KKL-Mitarbeitern, den Mitgliedern des Stiftungs- und des Verwaltungsrats sowie den Protagonisten der Public-Private-Partnership auf. Im November 2003 gewann sie die so schicksalhafte Volksabstimmung. Wenn man Dalucas heute vorwirft, kaum jemand in der Schweiz kenne die Chefin des bedeutenden Kultur- und Kongresszentrums, selbst in Luzern nicht, dann antwortet sie: «Das ist richtig so. Nicht ich stehe im Mittelpunkt, sondern das Haus, die Kulturschaffenden und die Veranstaltungen. Ich trage lediglich die Verantwortung.»
Und Verantwortung tragen heisst für Dalucas: Erstens auf den Markt zu hören, auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden, zweitens die Beteiligten und ihr Wissen einzubeziehen, drittens Kritik ernst zu nehmen. Also wiederum den Dialog mit der Aussen- und der Innenwelt zu führen.
Geld und Geist, Kunst und Kommerz unter einen Hut zu bringen, ist für Dalucas kein Problem. «Mich haben schon immer die Bruchstellen interessiert.» Im KKL Luzern soll stets ein innovativer Wind wehen, der die verschiedenen Sparten fruchtbar miteinander in Berührung bringt und Kultur in ein lebendiges Geschehen einbindet. Ihre Überlegungen gehen immer von diesem «magischen Ort» mit seiner Atmosphäre aus. «Die Besucher kommen ins KKL nach Luzern, weil sie etwas Ausserordentliches erleben, ein Gesamterlebnis mitnehmen wollen.»
Von den drei Standbeinen des KKL Luzern Kultur, Kongress und Kulinarik war es wichtig, vor allem die letzten beiden voranzubringen. Bei ihrem Amtsantritt hatte die Gastronomie einen schlechten Ruf. Sie nahm 1,6 Mio Fr. in die Hand, um das Konzept integral zu erneuern und prompt hatte das Angebot trotz anfänglicher Skepsis Erfolg. 2004 überschritt der Umsatz mit der Seebar, dem World Café, dem Restaurant Red und der Veranstaltungsgastronomie erstmals die Grenze von 10 Mio Fr., die Hälfte des Umsatzes.
Auf Topqualität setzen
Ebenso liess sie den Kongressbetrieb unter die Lupe nehmen und nach Optimierungsmöglichkeiten durchleuchten. Im letzten Jahr reduzierte das KKL die Zahl der Kongressveranstaltungen von 348 auf 296; gleichzeitig erhöhte sich die Anzahl der Teilnehmer von durchschnittlich 150 auf 230 ein Indiz dafür, dass dieser Bereich mehr Geld in die Kasse spült. Es ist Dalucas ein Anliegen, hochkarätige Veranstaltungen und Kongresse ins KKL Luzern zu holen.
Steigt da nicht die Gefahr, dass das KKL Luzern zu einem exklusiven, einem elitären Veranstaltungsort wird, der von den Steuerzahlern subventioniert wird? Dalucas verneint. Sie ist überzeugt, dass die Besucher diese exklusive Ambiance suchen; sonst kämen sie nicht zu den Veranstaltungen. Zudem werde die jährliche Wertschöpfung des KKL für Stadt und Region gemäss einer Studie der Universität St. Gallen auf mindestens 55 Mio Fr. berechnet.
Das Thema Finanzen folgt Dalucas wie ein omnipräsenter Schatten. Letztes Jahr wurde ein kleiner Gewinn erwirtschaftet. Die Zahlen für das erste Halbjahr 2005 seien ebenfalls positiv. Doch ist ihr bewusst, dass mit einem derartigen Zentrum kein grosses Geld zu verdienen ist. Deshalb gilt für die KKL-Direktorin: Hart kalkulieren, hart verhandeln, um zu verhindern, dass das neue musikalische Markenzeichen der Schweiz wegen finanzieller Schwierigkeiten erneut in die Schlagzeilen gerät.
Elisabeth Dalucas' Führungsprinzipien
1. Sich selbst führen, sich selbst erkennen mit allen starken und entwicklungsfähigen Seiten.
2. Den Dialog suchen, Wesentliches im Auge behalten.
3. Zielorientiert vorgehen durch klare inhaltliche, finanzielle und kommunikative Vorgaben.
4. Leistungen anerkennen und Menschen wertschätzen.
5. Konstruktiv kritisieren und grosszügig sein.
6. Das Lernen der Mitarbeitenden stärken.
Zur Person
Elisabeth Dalucas (44) studierte in Zürich, Florenz und Berlin Kunstwissenschaften und machte ein Nachdiplom in Kommunikation und Management in St. Gallen. Nach langjähriger Berufserfahrung in PR und Marketing war sie von 1999 bis 2003 Direktorin des Museum zu Allerheiligen und Kulturbeauftragte der Stadt Schaffhausen. Seit März 2003 ist sie CEO des KKL.
Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL): Ein Markenzeichen der Kunst, der Musik, der Architektur
Mit der unverwechselbaren Architektur und dem weit hinaus in den Vierwaldstättersee reichenden Dach hat Jean Nouvel ein neues Wahrzeichen für Luzern geschaffen. Prunkstück des Kultur- und Kongresszentrums Luzern (KKL Luzern) ist der Konzertsaal, der gerne die Kathedrale der Akustik genannt wird. Auch wenn vom 11. August bis 18. September das prestigeträchtige Lucerne Festival stattfindet, das sich dieses Jahr mit dem Thema «Neuland» beschäftigt, mit dem Überschreiten von Grenzen in der klassischen Musik, ist Kultur nicht das einzige Standbein des KKL Luzern. Zum Umsatz von rund 20 Mio Fr. trugen im vergangenen Jahr die Gastronomie gut 10 Mio. Fr., die Kultur 4,2 Mio Fr. und der Kongressbetrieb knapp 3,6 Mio Fr. bei. 410000 Besucher nahmen 2004 an 563 Veranstaltungen teil. Davon entfielen 267 auf den Bereich Kultur. Die KKL Luzern Management AG erhöhte im letzten Jahr den Umsatz um 9,4% und erzielte einen Gewinn von 0,2 Mio Fr., nachdem zuvor Verluste eingefahren worden waren. Das KKL Luzern beschäftigt 350 Mitarbeitende. (pi)