Eine Studie der Universität Neuenburg beziffert den Lohnausfall für eine Kinder-Auszeit mit rund 900'000 Franken. Das ist viel Geld. Und müsste uns Männer aufwecken! Denn wir können etwas tun, aber müssen es halt auch machen. Und wir müssen die Frauen mit einbeziehen.
Wenn eine Babypause gemäss der Neuenburger Studie bei Hochschulabsolventinnen im Schnitt 6,7 Jahre dauert und bei Frauen mit anderer Ausbildung gar 9,2 Jahre, ist dies zu lange, um danach als Wiedereinsteigerin noch Karriere machen zu wollen. Das Rad der technologischen Entwicklung dreht sich heute schlicht zu schnell.
Frauen sollten rascher zurück in den Job, Männer müssen flexibler arbeiten können
Mein Lösungsansatz besteht aus vier Teilen. Erstens müssten sich Frauen nach der Babypause innerhalb von zwölf Monaten wieder mit einem Teilzeitpensum von mindestens 60 Prozent im bisherigen Job einbringen. Dem sollten die Arbeitgeber keine Hindernisse entgegenstellen.
Zweitens müssen wir Männer uns mehr um unseren Nachwuchs kümmern, sei dies über eine Teilzeitanstellung oder über flexiblere Arbeitszeiten.
Unternehmer und Verwaltungsräte beider Geschlechter sind gefordert
Drittens sind die Unternehmerinnen und Unternehmen sowie die Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte gefordert. Auch wenn diese den Stress der Kinderzeit schon wieder vergessen haben und sich nicht mehr betroffen fühlen, müssen sie in ihren Führungsrollen handeln. Die Themen Gleichberechtigung und Wiedereinstieg sind in die Firmenstrategien einzubeziehen und den Geschäftsleitungen sind klare Vorgaben inklusive Finanzierung zu machen. Sie sollten nicht über Arbeitskräftemangel schimpfen, sondern das brachliegende Potenzial nutzen.
Wir sollten versuchen, die Nachteile für Teilzeit arbeitende Frauen, zu reduzieren
Viertens muss die Politik ihren Beitrag leisten auch er ist essenziell. So müssen die Nachteile, die durch Teilzeitarbeit und Teilzeitlöhne in der zweiten Säule entstehen – und die vor allem Frauen betreffen –, neutralisiert werden. Und die Kinderbetreuung ausserhalb der Familie muss weiter begünstigt werden. Sonst bleibt die Vereinbarkeit von Familie mit beruflicher Karriere schlecht umsetzbar.
Kinder sind unsere Nachfolger. Sie werden die immer längeren Lebenszeiten ihrer Eltern und übriger Rentner finanzieren müssen. Diejenigen zu benachteiligen, welche sich um diesen Nachwuchs bemühen, ist schon aufgrund dieser Logik unsinnig.
Der Gedanke an 900'000 Franken sollte den Frauen eine Entscheidungshilfe sein
Jedes Paar mit Kindern soll für sich entscheiden können, ob es die traditionelle Rollenverteilung mit dem Mann als alleinigen Ernährer wählt, oder ob beide Partner einen Anspruch auf berufliche Herausforderung und Karriere einfordern wollen. Die zweite Option setzt jedoch einen sehr schnellen Wiedereinstieg voraus. Hier sind zuerst die Frauen gefordert: Sie müssen es wollen und einen Mann für die Gründung einer Familie auswählen, der dies unterstützt.
Jede Frau, die sich vorstellen kann, was 900'000 Franken Lohnausfall plus die Nebeneffekte auf ihre Altersvorsorge bedeuten, wird sich schnell entscheiden können. Und jeder Mann auch.
Claude Jeanrenaud, Alexandra Kis (Universität Neuenburg): «Kosten für die Kinderbetreuung und Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt». (Auf französisch)