Fahles Abendlicht dringt durch die grossen Fenster und erhellt die Werkhalle. In der Luft hängt noch der Geruch von Metall und Schmiermilch, doch die industriegrünen Maschinen der Mechanik-Abteilung sind verwaist. Sie stammen aus den späten 60er Jahren, werden heute nicht mehr täglich benützt und wecken beim Firmenchef der Emch Aufzüge AG in Bern-Bethlehem nostalgische Gefühle. Bernhard Emch lächelt. «Ach ja», seufzt der 31-jährige CEO, «hier habe ich als Bub manche Stunden verbracht und mir irgendetwas zusammengebastelt oder mein Feriengeld verdient.»
Keine Fliessbandarbeit
Der Rundgang beweist es: Keine Laufbänder, dafür Ingenieure, die sich am CAD-Computer in technische Details vertiefen oder sich über Skizzen beugen, Anlagebauer, die Stahlplatten nach ihren Plänen zuschneiden, und andere, die die Einzelteile zusammenschweissen.
Die Emch Aufzüge AG hält im Inland nach eigenen Schätzungen im Segment der Spezialaufzüge einen Marktanteil von etwa 20 bis 30%. Über die ganze Schweizer Liftbranche gesehen haben jedoch die grossen Weltkonzerne Schindler und Otis, Kone und Thyssen mit rund 80% Marktanteil das Sagen. Auf die Emch AG fallen etwa 4%.
Knifflige Aufgaben
Ein Emch-Aufzug kostet im Schnitt 100000 Fr. Für einen Highend-Lift blättern die Kunden gut und gerne 500000 hin. Die Ideen für das äussere Erscheinungsbild der Lifte stammen häufig von Architekten und Bauherren. Die 130 Angestellten sorgen für die technische Umsetzung ihrer Visionen, was sich oft als knifflige Aufgabe herausstellt.
Highend-Lifte für Könige
Seit 1980 hat sich die Emch AG auf die Herstellung von Liften spezialisiert, die hohen ästhetischen Ansprüchen genügen. Damals plante das Architekturbüro Atelier 5 den Umbau des Berner Amtshauses. Der Lift sollte in doppelter Hinsicht funktional sein und nicht nur Menschen von Etage zu Etage befördern, sondern auch Tageslicht ins Dunkel des Gebäudes bringen. Das Resultat war der erste transparente Glaslift der Schweiz, hergestellt von der Emch AG. «Ein Meilenstein in der Firmengeschichte», wie der Firmenchef nicht ohne Stolz bemerkt.
Später baute die Emch AG in einer Bijouterie an der Zürcher Bahnhofstrasse den ersten runden Glasaufzug mit runden Türen. Der erste runde und sich zugleich um die eigene Achse drehende Glaslift Europas entstand 1990 in Frankfurt, was den Markteintritt in Deutschland ermöglichte. Sogar der verstorbene saudi-arabische König liess sich Emch-Lifte einbauen mit feinster Seide ausgekleidet. Derzeit tüfteln die Emch-Ingenieure zusammen mit der Stararchitektin Tilla Theus an den Aufzügen für das neue Fifa-Gebäude am Zürichberg. Schwebende farbige Lampions sollen es werden.
Firmenstart vor 125 Jahren
Ihren Anfang nahm die Geschichte der Emch AG vor 125 Jahren ganz unspektakulär in der Berner Gewerbezone Sulgenbach. Bernhard Emchs Urgrossvater, Hans Emch, gründete 1880 einen Maschinenbaubetrieb für Mühleneinrichtungen. Getrieben von einem ausgeprägten technischen Erfindergeist, den er auch an seine Nachkommen weitergab, richtete er als erster Berner eine betriebseigene Stromversorgung durch eine Turbine ein, wie er sie an der Pariser Weltausstellung 1889 erstmals gesehen hatte.
Ausbau wird diskutiert
Intern hat Bernhard Emch bereits einiges verändert, seit er vor drei Jahren mit seinem Bruder Hansjürg das Zepter übernahm. So wurde der bis dahin patronal geführte Betrieb umstrukturiert, ein effektiveres Controlling eingeführt und die Positionierung im Nischenmarkt verstärkt. Konflikte gab und gibt es kaum. Viele Arbeiter kennen ihren Chef von Kindesbeinen an. Beim Rundgang deutet ein langjähriger Mitarbeiter schmunzelnd auf Emch: «Ich habe ihm geholfen, ein CD-Gestell zu bauen.»
Firmen-Profil
Name: Emch Aufzüge AG
Gründung: 1880 durch Hans Emch
CEO: Bernhard Emch
Besitzer: Familie Emch (100%)
Umsatz: 30 Mio Fr.
Beschäftigte: 130
Produkte: Personenlifte, Bettenlifte, Warenlifte, Kleinwarenlifte, Versenkwarenlifte, Autolifte
Kunden: Architekten, Bauherren
Internet: www.emch.com