Die Postfinance kommt Händlern entgegen, die ihre Debitkarte als Zahlungsmittel akzeptieren wollen. Ende Jahr hebt sie eine umstrittene Klausel auf: den Kontozwang. Das kündigt Sprecher Johannes Möri an. Bis heute muss jeder Händler, der am Zahlungssystem der Post teilnehmen will, ein Konto bei der Postfinance führen, auf welches die Einnahmen ausbezahlt werden. Das führte aber zunehmend zu Kritik der Wettbewerbsbehörden, wie sich jetzt zeigt. 

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Zahlkarten-Organisationen wie Visa, Mastercard oder American Express kennen keine solchen Klauseln. Über sie abgewickelte Zahlungen können von den spezialisierten Abwicklern auf irgendein Bankkonto ausbezahlt werden. 

«Wir haben uns bereits im vergangenen Jahr mit der Wettbewerbskommission darauf geeinigt, die Kontoverknüpfung ab dem 1. Januar 2021 aufzuheben», sagt Möri. «Wir haben festgestellt, dass die Verknüpfung unsere Geschäftskunden teilweise davon abhält, die Postfinance Card als Zahlungsmittel anzubieten.» Die Einigung mit der Weko beziehe sich zwar nur auf stationäre Bezahlterminals, sagt Möri. Man hebe den Kontozwang aber auch für Zahlungen im E-Commerce auf.

Weko-Vorabklärung war Auslöser des Schritts

So ganz freiwillig ist der Schritt aber wohl nicht. Der Einigung ging eine Vorabklärung der Weko voraus, wie Direktor Patrik Ducrey gegenüber «HZ» erklärt. Diese habe ihren Ursprung in ersten Abklärungen im Jahr 2013 gehabt (die «Handelszeitung» berichtete damals darüber). Effektiv aktiv geworden sei die Weko allerdings erst ab 2018, «weil damals die Kostenfreiheit für Postfinance-Konten aufgehoben worden ist und der Kontozwang für die Kunden damit auch finanzielle Nachteile hatte». Sprich: Die Postfinance hatte die Vorabklärung mit ihren eigenen Preiserhöhungen ausgelöst. 

Zunehmend unter Druck kommt die Postfinance auch wegen neuer Betreiber von Kartenterminals wie Sumup und MyPOS. Diese positionieren sich als günstige Einsteigerlösungen für Händler mit kleinen Umsätzen. Aus Kostengründen verzichten sie jedoch auf nationale Zahlungsmittel wie jenes der Postfinance. Sumup habe bereits «mehrere zehntausend» Kunden in der Schweiz, sagt dessen Gründer Marc-Alexander Christ im Gespräch mit der «Handelszeitung».

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Auf den Erfolg von Sumup reagiert nun auch die etablierte Konkurrenz. Kartenabrechnerin Concardis, die Nummer zwei der Schweiz, hat während des Corona-Lockdowns ohne viel Lärm einen Sumup-Klon lanciert, wie Länderchefin Marianne Bregenzer bestätigt. Das Gerät gibts gratis, Grundgebühren fallen weg und die Kommissionen liegen – kaum zufällig – 0,15 Prozentpunkte unter dem Satz von Sumup.