Die Derivatefirma Leonteq ist immer mal wieder für eine Überraschung gut. Diesmal betraf es die Chefsuche. Als Nachfolger für Ad-interim-CEO Marco Amato, der seit dem Abgang von Jan Schoch den Chefsessel warmhielt, präsentierte Leonteq-Präsident Christopher Chambers nach langer Suche einen Internen, der in der Firma wohl jedem bekannt ist: Lukas Ruflin, einen der vier Firmengründer höchstpersönlich.
Er soll den CEO-Job am 1. Mai antreten. Die Wahl Ruflins hat einiges für sich, denn damit werden die Machtverhältnisse und die Funktionen bei Leonteq in Übereinstimmung gebracht. Ruflin gilt schon seit langem als der starke Mann des Unternehmens. Diese Macht gründet sich nicht zuletzt auf seinen Aktienbesitz: Er ist mit 8 Prozent der grösste Einzelaktionär, noch vor Investor Rainer-Marc Frey mit 6,4 Prozent, dessen Einstieg vom Frühling 2017 den Startschuss zu allerlei Veränderungen bei Leonteq gab.
Diskreter Fädenzieher
Nach der Gründung 2007 hatte Ruflin dem Mitgründer und CEO Jan Schoch lange Ruder und Rampenlicht überlassen, aber je mehr sich dieser mit allerlei Aktivitäten ausserhalb von Leonteq verzettelte, desto mehr nahm Ruflin die Zügel in die Hand. Seit 2009 im Verwaltungsrat, seit 2015 als dessen Vizepräsident zog er diskret die Fäden, etwa als er 2016 zusammen mit dem damaligen Präsidenten Pierin Vincenz Vorschläge für einen CEO-Wechsel prüfte, was Schoch überhaupt nicht goutiert haben soll.
Bei den Mitarbeitern geniesst Ruflin vor allem dank seiner Kompetenz Support, gilt er vielen doch als der Kopf hinter der Firma. Die von Präsident Chambers, einem Vertrauten von Investor Frey, gepushte Lösung zeigt, dass man mit der Neupositionierung nicht lange zuwarten will: «Keine andere Lösung würde uns erlauben, das Unternehmen so rasch, wie wir das wollen, auf die nächste Stufe zu führen», liess er in einem Interview wissen.