Die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat des deutschen Medienunternehmens Constantin Medien reagieren mit einem Komplett-Rückzug auf die angebliche Blockadepolitik des Basler Grossaktionärs Bernhard Burgener. Sie haben an der heute stattfindenden Generalversammlung angekündigt, nicht mehr zur Wahl anzutreten.

Aufsichtsratspräsident Dieter Hahn kündigte an, mit dem Schritt den Weg frei machen zu wollen für eine Lösung des Konflikts. «Im Gegensatz zu Bernhard Burgener stelle ich meine persönlichen Ziele nicht über die Interessen der Constantin», sagte Hahn am Mittwochmorgen gemäss dem Redetext, der der «Handelszeitung» vorliegt.

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«Ich bin nicht so wichtig, dass unser Unternehmen darüber ernsthaft gefährdet werden darf, und stehe daher für eine Wiederwahl in den Aufsichtsrat nicht mehr zur Verfügung.» Gleiches gelte für weitere Mitglieder des Aufsichtsrats.

Im Verlauf der Hauptversammlung kündigte auch der CEO von Constantin Medien, Fred Kogel, seinen Rücktritt an. Kogel will sein Amt auf den 22. September niederlegen. Seit Januar 2016 führte er den Münchner Medienkonzern.

Constantin ausbluten

In seiner Rede warf Hahn Burgener vor, die Constantin Medien finanziell «ausbluten» zu wollen, indem die Dividendenzahlungen der Tochtergesellschaft Highlight Communications, in der ein Grossteil des operativen Geschäfts liegt, an die Mutter eingestellt wurden.

Offenbar führen die ausbleibenden Dividenden beim Mutterkonzern zu einem Liquiditätsengpass, weil im April nächsten Jahres ein  Darlehen über 65 Millionen Euro fällig wird. Nun erwägt Constantin, den Fernsehsender «Sport1» zu verkaufen, an dem die Holding direkt beteiligt ist.

Burgener kontrolliert die an der Börse kotierte Highlight mit Sitz in Pratteln BL als CEO und Verwaltungsrat. Zwar hält die bayrische Muttergesellschaft eine Mehrheit der Aktien (siehe Grafik). Der grösste Teil davon ist jedoch wegen eines Darlehens der Firma Stella Finanz verpfändet, um dessen Rückzahlung sich die bisherige Constantin-Konzernführung mit dem Umfeld von Burgener streitet. Das Darlehen ist seit kurzem zur Rückzahlung fällig.

Highlight Communications besitzt einerseits das deutsche Filmstudio Constantin Film, andererseits die Vermarktungsrechte der Fussball-Champions-League.

Streit ums Filmgeschäft

Burgener war einst selber Konzernchef von Constantin Medien, musste das Amt aber im Jahr 2015 abgeben. Seither streitet er sich mit Präsident Hahn um die strategische Ausrichtung des Medienkonzerns. Hahn hat mehrfach angekündigt, das Filmgeschäft abstossen zu wollen. Burgener, der die Highlight einst als Videothek gegründet hatte, kämpfte jedoch für ein Festhalten.

An der letzten Generalversammlung von Constantin Medien, die erst Ende 2016 stattfand, wurden Burgeners Stimmrechte nicht anerkannt, da er nach Ansicht des Aufsichtsrats Gruppenbildungen mit anderen Aktionären nicht sauber deklariert hatte. Der Aufsichtsrat um Dieter Hahn konnte daher über eine komfortable Stimmenmehrheit vertrauen.

Sowohl die Seite von Hahn als auch jene von Burgener kontrollierten zuletzt rund 30 Prozent der Aktien von Constantin Medien. Der Rest ist im Publikum gestreut. Sowohl Constantin Medien, als auch Highlight Entertainment und Burgeners Beteiligungsgesellschaft HLEE sind börsenkotiert.

Blockadepolitik in Pratteln

Burgener reagierte auf die Verweigerung der Stimmrechte an der Constantin-GV, in dem er unter anderem Auffanggesellschaften einrichtete, in die er im Krisenfall das operative Geschäft der Highlight Communications auslagern könnte. Die Muttergesellschaft aus München versuchte sich gerichtlich bei den Handelsregister-Ämtern in der Schweiz dagegen zu wehren.

Im April kündigte Burgener an, seine Beteiligung an Constantin neu mit Aktien von Verbündeten in der Highlight Event and Entertainment AG (HLEE) bündeln zu wollen. Zudem sagte er der «Handelszeitung», er strebe eine Mehrheit bei Constantin an.

Zuletzt kündigte Burgener eine Kapitalerhöhung bei Highlight Communications an, welche die Beteiligung der Constantin Medien von 60 auf unter 50 Prozent verwässern sollte. Auch diese wurde angefochten, weshalb unklar ist, in welchem Stadium sich die Kapitalerhöhung befindet.

FCB-Eigentümer im Interesenkonflikt

Seit diesem Frühling ist der Bernhard Burgener Eigentümer und Präsident des FC Basel. Das gab insbesondere zu reden, weil sich Interessenkonflikte zwischen Champions-League-Teilnehmer FCB und Champions-League-Vermarkterin Highlight auftun könnten.

Unklar bleibt, welche Rolle Burgener  bei Constantin übernehmen wird, nachdem Widersacher Hahn das Feld geräumt hat. In einer ersten Stellungnahme an der Generalversammlung zeigte er sich erfreut, wie das Medienmagazin DWDL über Twitter verbreitete: «Ich hoffe, dass ich dieses Mal abstimmen darf.»