Ein eigenes Einfamilienhaus zu besitzen und zu bewohnen, ist für die Meisten ein Wunschtraum. Von diesem Wunschtraum wollen die Schweizer Detailhändler profitieren. Seit kurzem bieten Coop und Ottos nicht nur Hörnli, sondern auch Fertighäuser an - und das zu moderaten Preisen. Als erster grosser, schweizweit tätiger Detailhändler stieg Otto’s letzten Juni in das Fertighausgeschäft ein. Seit September bietet Coop nun Minergie-Häuschen an.

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Otto’s hat bisher sechs Fertighäuser und Coop zwei Minergie-Häuser verkauft. «Das Interesse an Otto’s Home ist riesig», sagt Marc Ineichen, CEO der Discountkette. Das preiswerteste Haus bei Otto’s kostet schlüsselfertig 369000 Fr. inklusive eines Nutzkellers, Sanitäranlagen und einer Küche mit Markengeräten. Die Modulhäuser gibt es in vier Grössen von 120 bis 157m² zu kaufen. Gegen einen Aufpreis kann Otto’s das Haus für Minergie zertifizieren. «Wir beziehen den Rohbau aus Europa, Schweizer Handwerker übernehmen dann den Ausbau», sagt Ineichen. Ottos plant und baut die Häuser in Eigenregie. Vor kurzem hat Ottos auch 15000 m² Land bei Sursee gekauft, wo er 18 Fertig-Häuser hinstellen will.

Zersiedelung wird angekurbelt

Bereits heute ist das Schweizer Mittelland eine der am dichtesten besiedelten Regionen Europas. Dass mit seinen Fertighäusern die Zersiedelung in der Schweiz noch mehr angetrieben wird, sieht Ineichen nicht als sein Problem an: «Dafür bin ich nicht verantwortlich, sondern die Zonenplanung.»

«Im nächsten halben Jahr werden wir massiv mehr Häuser verkaufen.» Davon ist Ineichen überzeugt. Grösstes Problem ortet Ineichen zurzeit bei den Baubewilligungen. «Das braucht eine Weile Zeit.» Obwohl Ineichen von seinem Häuserkonzept überzeugt ist, könne er erst nach drei Jahren Bilanz ziehen. Erst dann könne er beurteilen, wie gewinnbringend dieses Geschäftsmodell ist, und wie zufrieden die neuen Hausbesitzer damit sind. «Wenn wir ein Haus pro Monat verkaufen, sind unsere Kosten aber gedeckt», meint Ineichen.

Auch bei Coop haben über tausend Personen Interesse am Häuschenkauf bekundet. Der zweitgrösste Detailhändler der Schweiz ködert potenzielle Kunden mit Aktionsangeboten. Zwei Interessenten haben bereits zugegriffen. Sie kauften 5½-Zimmer-Häuser mit 154m² für je 346818 Fr. Das kleinere Haus mit 128 m² ist für 299900 Fr. zu erwerben. Im Preis inbegriffen ist im Einführungsangebot ein Gutschein über 10000 Fr. für eine Küche von Fust (Coop-Gruppe). Ergänzt wird das Sonderangebot mit einem Gutschein je nach Haustyp in der Höhe von 16000 bis 20000 Fr. für Innenausbaumaterial. Zudem übernimmt Coop zehn Jahre lang die errechneten verbleibenden Heizkosten der Minergie-Häuser.

Hergestellt werden die Häuser von Coop bei der österreichischen Fertighaus-Gruppe ELK. Sie ist Vertragspartnerin der Bauherren. Coop beschränkt sich auf die Vermittlerrolle und hat das Hauskonzept definiert. Dieses soll auch das Image von Coop fördern. «Das Geschäft mit diesen Minergie-Einfamilienhäusern passt in unser Engagement für die Umwelt und für die jungen Familien», erklärt Coop-Sprecherin Sabine Vulic.

Keine M-Budget-Häuser

Kein Interesse am Verkauf von schlüsselfertigen Wohnklötzchen zeigt Migros. «Das gehört nicht zu unserer Kernkompetenz», sagt Sprecher Urs Peter Naef. Vorstellbar sei allerdings, dass Migros künftig gewisse Komponenten in ihrem Baufachmarkt Obi anbiete.

Die Preise für beide Häusertypen von Ottos und Coop liegen relativ tief. In der Regel muss ein Bauherr heute rund 500000 Fr. für die Gebäudekosten eines Low- Budget-Einfamilienhauses hinblättern.