Donald Trump liebt den Bruch. Auf Botschafter Scott Miller, einen LGBTI-Aktivisten, der mit einem Mann verheiratet ist, schickt Trump mit Callista Gingrich eine bibelfeste Erzkatholikin nach Bern, die nichts von gleichgeschlechtlicher Ehe und woker Lebensweise hält. «Ein krasser Kurswechsel», konstatiert das Portal Gay.ch nach Trumps Wahl.
Auch bezüglich Vermögen sind die Unterschiede zwischen dem linken Demokraten und der rechten Republikanerin als oberste Vertreter Amerikas in Bern riesig. Miller war vor seinem Wechsel auf den Botschafterposten Vermögensverwalter bei der UBS, und mit seinem Partner, einem Tech-Milliardär aus Kalifornien, war er ein grosser Geldgeber von Joe Bidens Wahlkampf. Bei seiner Nachfolgerin Callista Gingrich ist alles ein paar Nummern kleiner und konservativer. Sie arbeitete jahrelang im Büro des Landwirtschaftausschusses im US-Repräsentantenhaus und verdiente gemäss Steuererklärung 30’000 Dollar im Jahr.
Schulden bei Tiffany & Co.
Erst 2010 nach ihrer Heirat mit Newt Gingrich, einem langjährigen Vertreter Georgias im US-Kapitol, legte die Familienkasse zu. Newt und Callista Gingrich bauten ein KMU auf, das heute Gingrich 360 heisst. Es produziert Dokumentarfilme, verfasst Bücher, bietet Reden und Politberatungen an. Ihre Vermögensverhältnisse blieben lange unbekannt, mussten allerdings offengelegt werden, weil Newt Gingrich 2011 als Präsidentschaftskandidat für die Republikaner ins Rennen stieg – und scheiterte. Damals wies das Ehepaar ein Einkommen von 3,1 Millionen Dollar aus, von dem ein Drittel an den Fiskus ging. Der Lohn seiner Frau aus dem Parlamentsausschuss und die Parlamentarierrente von Gingrich von 78’000 Dollar bildeten die fixen Einnahmen, dazu Aufträge ihrer Firmen. Man lebte auf grossem Fuss, denn Callista schuldete dem Schmuckhaus Tiffany & Co. gemäss Steuerauszug zwischen 250’000 und 300’000 Dollar.
Die Vorfahren von Callista Gingrich-Bisek stammen mütterlicherseits aus dem Graubünden. Ihre Ururgrosseltern Peter Lietha und Christina Adank stammten aus Chur und wanderten nach Buffalo in Wisconsin aus; 1873 heirateten sie, wie Genealogieportale zeigen. Sie starb 1902 mit 45 Jahren, er kurz danach im gleichen Jahr. Callista Gingrichs Eltern heissen Alphonse Bisek und Bernita Krause-Lietha.
Den offengelegten Daten ist auch zu entnehmen, dass die Gingrichs katholische Einrichtungen unterstützten. So erhielt die Basilika der Unbefleckten Empfängnis in Washington, in deren Kirchenchor die künftige US-Botschafterin in Bern mitsang, jährlich 20’000 Dollar.
Der ehemalige Spitzenpolitiker Gingrich schrieb patriotische Bücher, auch über den grassierenden Sozialismus in den USA, und landete mit einer Eloge über Donald Trump («Trump’s America») einen Bestseller, der 4,5 Millionen einbrachte. Das Buch war nicht nur ein kommerzieller Erfolg, es brachte dem Autor auch den Goodwill Trumps ein. Derweilen schrieb seine Gattin ein halbes Dutzend Kinderbücher, darunter «Sweet Land of Liberty» oder «Hail to the Chief», in denen «Ellis, der Elefant» stets eine Hauptrolle spielte. Gemeinsam schrieben die Gingrichs das Werk «Gott in Amerika». Dazu produzierten sie Filme wie «Göttliche Vergebung: Die Heiligsprechung von Johannes Paul II» oder «Die Wiederentdeckung von Gott in Amerika». Zudem sass Callista im Stiftungsrat des Ave Maria Mutual Funds, der an der Börse 51 Milliarden Dollar schwer ist und gemäss den Werten der römisch-katholischen Kirche investiert.
Nie richtig erfolgreich
Richtig erfolgreich war das prominente Ehepaar mit seinem Altersunterschied von 25 Jahren nicht. Ein Health-Care-Think-Tank, den sie mithilfe der Gesundheitsindustrie lancierten, kam nie in die Gänge, ihre Beratungsfirma kassierte zwar vom Finanzdienstleister Freddie Mac ein Honorar von 1,8 Millionen Dollar, aber an weitere Grossaufträge kam die Firma nicht. Zum Einkommen trugen die rund sechzig Reden im Jahr bei, für die der ehemalige Minderheitsführer im Kongress je 20’000 Dollar verlangte. 2012 wies das Ehepaar gemäss «Businessweek» ein Nettovermögen von 6,7 Millionen aus, heute dürften es gemäss US-Medien 12 Millionen sein.
Ihre vielfältigen Medienprodukte schienen etwas aus der Zeit gefallen. Zudem hatte sich der ehemalige Führer der Republikaner nicht überall beliebt gemacht. Er war die treibende Kraft eines Impeachment-Verfahrens gegen Bill Clinton wegen seiner verleugneten sexuellen Beziehung mit Monica Lewinsky. Allerdings geriet er selber unter Druck, als gleichzeitig die mehrjährige Beziehung mit Callista Bisik aufflog, wiewohl Gingrich noch mit seiner zweiten Ehefrau verheiratet war. 1999 wurde er von seiner Partei faktisch zum Rücktritt aus dem Repräsentantenhaus gezwungen.
Die Nähe der Familie zu Trump zahlte sich aus, als er die erzkatholische Politikergattin Callista Gingrich zur US-Botschafterin im Vatikan ernannte. Sie schaffte es, den unzimperlichen Immobilienhändler trotz seinen ausserehelichen Beziehungen und Übergriffsklagen bei Papst Franziskus einzuführen. Es war ein wichtiger Schachzug, um das religiöse Lager für sich zu gewinnen. Nun feiert sie dank Trumps Wiederwahl in der Alpenrepublik ein Comeback als Botschafterin. Ihr Lohn beträgt 200’000 Dollar, dazu wohnt das Paar in einer stattlichen Residenz in Bern.