Hat die Börse der Hero-Gruppe in den letzten Jahren überhaupt etwas gebracht?

Stefan Heidenreich:Wenig. Als die Schwartau-Gruppe die Hero 1995 übernommen hat, war Hero bereits an der Börse. Damals wollte man die Börse nutzen, um zusätzliches Kapital zu beschaffen, aber die Entwicklung der Kurse liess das nicht zu.

Für Mehrheitsaktionär Arend Oetker (74%) hat sich die schlechte Börsenentwicklung aber gelohnt: Er kann nun Hero zu einem tiefen Preis ganz übernehmen. Haben Sie selber auch profitiert?

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Heidenreich:Aus der Sicht des Managements hat es bezüglich Optionen gar nichts gebracht. Aber in einer privaten Firma hat Herr Oetker nun viel mehr Möglichkeiten, das Management zu beteiligen oder zu privaten Partnern zu machen.

Werden Sie sich am Unternehmen beteiligen?

Heidenreich:In mehreren Firmen von Herrn Oetker sind Manager Partner geworden. So sind auch mein Vorgänger Lutz Peters und Werner Holm seit langem Partner von Herrn Oetker. Bei der Hero-Gruppe war dies bis jetzt nicht möglich, weil die Firma an der Börse kotiert ist. Wir werden sehen, wie wir diesen Partnerschaftsgedanken, den Herr Oetker im Kopf hat, ausgestalten werden.

Noch vor kurzem haben Sie gesagt: Martin Ebner als Aktionär bringt uns viel. Vertreten Sie diese Ansicht immer noch?

Heidenreich:Wir haben heute noch einen sehr guten Kontakt mit ihm. Martin Ebner hat uns interessante Kontakte verschafft.

Welche?

Heidenreich:Beim Bereich Pasta hat er beispielsweise Namen vermittelt, die Interesse an diesem Geschäft zeigten.

Das Pasta-Geschäft konnten Sie aber bis jetzt nicht verkaufen.

Heidenreich:Wenn wir einen guten Preis bekämen, würden wir schon darüber nachdenken. Das Pasta-Geschäft läuft sehr gut, passt aber nicht in unsere Strategie mit den Kernkategorien Konfitüren, Babynahrung, Müsly-Riegel, Back- und Dekorartikel.

Strebt die Hero-Gruppe als Ganzes eine Fusion an?

Heidenreich:Es gibt viele schöne Bräute in unseren Kernkategorien. Den grossen Deal gibt es aber momentan nicht.

Man hört, dass in Frankreich das Familienunternehmen Group Andros mit der Marke Bonne Maman als Braut in Frage käme?

Heidenreich:Ich will keine Namen nennen. Wenn wir in den nächsten Jahren eine attraktive Braut entdecken sollten, dann werden wir zugreifen.

Hero will zum reinen Familienunternehmen werden. Was bringt das der Firma?

Heidenreich:Der Mehrheitsaktionär war immer ein Familienunternehmer. Die Ausrichtung des Unternehmens wird sich nicht ändern. Aber wir können flexibler und auch aggressiver handeln. Der Zeithorizont ändert sich: Wir können in einem Jahr weniger verdienen, indem wir etwa in neue Produkte investieren, wenn wir glauben, in drei Jahren dafür erheblich mehr zu verdienen.

Auf den ersten Blick steht Hero gut da: Über 17% Wachstum, vor allem dank der Übernahme einer Mehrheit am Markengeschäft von Schwartau, das organische Wachstum mit 2,7% liegt aber unter Ihren Erwartungen. Haben Sie Ihren Job nicht gut gemacht?

Heidenreich:Wir hatten ein schlechtes Weihnachtsgeschäft im Back- und Dekorbereich, aber bei anderen Positionen haben wir ein recht ordentliches Ergebnis erzielt (siehe Kasten). Im Gegensatz zu 1995, als wir Hero übernommen haben, ist Hero heute ein solides und profitables Geschäft.

Und wie soll es weitergehen?

Heidenreich:Wir werden neue Produkte einführen, werden Akquisitionen tätigen und in neue Regionen vorstossen. Gerade im Herbst haben wir in Ägypten die Nummer eins in der Konfitürenproduktion gekauft, gehen nun damit in den Mittleren Osten rein und expandieren in Nordafrika. Ausserdem haben wir eine neue grosse Partnerschaft in der Türkei, wo wir in Ankara ein neues Werk für Babynahrung bauen. Wir sehen dort grosse Wachstumschancen.

Aber das sind doch alles Krisenregionen?

Heidenreich:Ich bin nicht in Panik. Wenn der Krieg vorbei ist, kann ich eine klarere Prognose wagen.

Wie sieht die Situation in der Schweiz aus?

Heidenreich:Wir haben jede Menge neue Produkte. Gerade haben wir eine neue Marmelade Frucht und Vanille in der Schweiz lanciert, die man überall findet.

Nur nicht bei Migros, dem grössten Detailhändler.

Heidenreich:In der Schweiz müssen Sie sich für Coop oder Migros entscheiden. Nur wenige haben es geschafft, bei beiden unterzukommen. Wir haben uns klar für Coop entschieden.

Wollen Sie bei Migros keine Produkte verkaufen?

Heidenreich:Wir wollen bei Migros in absehbarer Zeit nicht dabei sein.

Was heisst das: In absehbarer Zeit? Vor drei Jahren sagten Sie noch: Bigamie kommt nicht in Frage, solange ich hier arbeite, werde ich mich daran halten.

Heidenreich:Dieses Versprechen gilt immer noch. Wir halten Coop ganz klar die Stange. Unter meiner Ägide gibt es für Hero keinen Weg in die Migros.

Was bietet Ihnen Coop für diese Treue?

Heidenreich:Eine solide Partnerschaft, auf die beide Partner bauen können.

Nestlé scheint aber gleichwohl zu leben in der Bigamie mit Coop und Migros.

Heidenreich:Das hat für uns keine Relevanz. Aus unserer Sicht als Markenartikelhersteller können gar nicht genügend Markenartikel auch bei Migros verkauft werden. Das stärkt unsere Position bei Coop.

Und bietet Ihnen neue Möglichkeiten: Wenn Babynahrung von Nestlé bei Migros zu kaufen ist, wird Platz frei für Hero-Babyfood bei Coop?

Heidenreich:(lacht) Das ist eine gute Idee. Denn bis jetzt wurde Hero-Babyfood in der Schweiz nicht verkauft. Ob das markentechnisch möglich wäre, ist eine andere Frage.

Und was essen Ihre eigenen kleinen Kinder?

Heidenreich:Hero natürlich.

Aber Baby-Food von Hero ist in der Schweiz doch gar nicht erhältlich.

Heidenreich:Ich kann diese Produkte direkt beziehen.

Bleiben wir beim Persönlichen. Sie waren einmal in der Nationalmannschaft für Windsurfen und Segeln und wurden Vize-Europameister. Ist es ein Zufall, dass viele Wirtschaftsführer eine sportliche Karriere hinter sich haben?

Heidenreich:Es gibt viele Parallelen. Jeder, der Leistungssport betreibt, muss an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gehen, muss sich auch quälen, muss lange Wege gehen, auch sich immer wieder motivieren können. Es ist nicht immer alles positiv. Man muss auch Niederlagen einstecken können.

Zudem haben Manager neuerdings auch ein ImageproblemÉ

Heidenreich:Der Job eines CEO ist schwieriger geworden. Man verlangt viel. Man muss rund um die Uhr erreichbar sein. Und die Dinge werden nicht einfacher, man muss sich neben dem Unternehmen zunehmend intensiv mit politischen und auch Umweltfragen beschäftigen. Das erfordert ein hohes Mass an Motivation und braucht viel Zeit.

steckbrief

Name: Stefan Heidenreichgeboren: 11.12.1962 in BremerhavenZivilstand: Verheiratet, vier KinderWohnort: Oberägeri ZGAusbildung: Betriebswirtschafter Universität Kiel D

Funktion: CEO der Hero-Gruppe

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George W. bush«Ich bin da etwas ambivalent. Ich habe Partner in der Region. Wenn Saddam ersetzt würde, gäbe es mehr Stabilität und bessere Bedingungen für Wachstum. Aber ich bin gegen alles Extreme; Bush hat extrem reagiert.»

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«Jeden Samstag gehe ich um 7 Uhr morgens mit dem Dorfpfarrer von Oberägeri zwei Stunden lang extrem Mountainbiken.»

Porsche«Ich besass einmal einen Porsche. Heute fahre ich einen normalen Audi A4 und bin ganz zufrieden damit.»