Die Umfrage warf gewaltige Wellen. Erstmals hatte BILANZ letztes Jahr die Dienstleistungsqualität der Steuerbehörden erhoben. Im Kanton Luzern löste die Publikation eine heftige Debatte in Parlament und Öffentlichkeit aus. Als die jüngste Befragung im letzten September anlief, schaltete sich Heinrich Gunz, Vorsteher der kantonalen Steuerverwaltung, persönlich ein, da die letzte Umfrage «unserer Steuerverwaltung sehr geschadet» habe. Viel genützt hat sein Schreiben an die Beratungsbranche allerdings nicht: Luzern belegt wie im Jahr 2000 den drittletzten Platz. Gunz’ Warnschuss hat immerhin motivierend gewirkt. Nicht weniger als 81 Luzerner Steuerberater, -experten und Treuhänder haben sich an der schriftlichen Umfrage beteiligt. Landesweit gingen bei der jüngsten Erhebung 572 Antworten ein, 187 mehr als im Vorjahr.
Die Abwanderung guter Steuerzahler zehrt in Luzern offensichtlich an den Nerven von Beamten und Politikern. Kein anderer Schweizer Hochsteuerkanton wird gleich von drei Steuerparadiesen umgeben wie Luzern mit Zug, Nidwalden und Schwyz. Wenn der Fiskus wie in Luzern denn auch noch mit harter Hand agiert, ist das Mass voll. Die befragten Luzerner Experten schildern die kantonalen Steuerbehörden denn auch als kleinlich, formalistisch, legalistisch – kurz: «Der Steuerzahler wird als potenzieller Hinterzieher betrachtet.» Immerhin gibt es auch verständnisvolle Stimmen: «Ihre letzte Umfrage hat im Kanton für Bewegung gesorgt.» Seither gebe sich die Verwaltung mehr Mühe.
Luzerns doppeltes Pech: Die Nachbarkantone locken nicht nur mit tiefen Steuern, ihre Beamten tragen die Steuerzahler auf Händen. Zug liegt gesamtschweizerisch einmal mehr mit klarem Vorsprung an der Spitze, gefolgt von Ob- und Nidwalden. Für Rainer Zigerlig, Chef der St.-Galler Steuerverwaltung und Präsident der Konferenz Staatlicher Steuerbeamter, ist Zug in puncto Servicequalität tatsächlich Benchmark. Wenn Zugs neuer Steuerchef, Hans Oswald, die Steuerzahler prinzipiell als «Kundinnen und Kunden» anspricht, so ist dies keine Floskel. Hinter den drei Innerschweizer Kantonen liegt ein Dreierblock aus der Ostschweiz mit Appenzell Ausserrhoden, Schaffhausen und St. Gallen.
Doch nicht jeder Kanton, der es sich finanziell leisten kann, springt mit seinen Steuerzahlern besonders pfleglich um. Schwyz schnitt einmal mehr nicht besonders gut ab. Generell fällt das Urteil über die kleinen Kantone besser aus als über die mittelgrossen und grossen. Mag sein, dass die kurzen Wege zur Verwaltung dabei eine Rolle spielen. Eine positive Ausnahme bildet St. Gallen, dessen Steuerverwaltung als besonders innovativ gilt: Nächstes Jahr können die St. Galler ihre Steuererklärung elektronisch einreichen.
Am wenigsten zu lachen haben die Steuerzahler von Genf, deren Bürokraten noch schlechter abschnitten als 2000, obschon sie schon damals den letzten Platz belegten. Ihre Steuerverwaltung funktioniert offensichtlich nach dem französischen Obrigkeitsprinzip. Dass zudem Korruptionsaffären die Kantonsverwaltung erschüttern, dürfte sich kaum vertrauensbildend ausgewirkt haben. Neben Luzern liegen auch in Basel-Stadt die Dinge im Argen. Der Stadtkanton, letztes Jahr eindeutig zu positiv beurteilt, stürzte aus dem oberen Mittelfeld auf den zweitletzten Platz ab. So ist der Basler Fiskus im schweizerischen Vergleich am wenigsten kundenfreundlich. Sehr pingelig zeigt er sich gemäss verschiedenen Reaktionen vorab gegenüber den Selbstständigerwerbenden. Zudem verlangt Basel-Stadt neuerdings im Rekursfall prohibitiv einen Vorschuss, der sich auf 3000 Franken belaufen kann, was den Steuerzahler wohl eher davon abhalten dürfte, seine Rechte wahrzunehmen.
Generell bleibt das Ost-West-Gefälle bestehen. Die welschen Kantone sind auf den hinteren Rängen zu finden, mit Ausnahme Freiburgs, das zusammen mit dem Wallis eine steigende Tendenz aufweist. Die staatsgläubigen Romands gehen mit ihren Funktionären offensichtlich härter ins Gericht als die staatskritischeren Deutschschweizer. Verschiebungen ergaben sich in der Ostschweiz. Glarus, letztes Jahr mit dem drittletzten Rang zu tief bewertet, befindet sich nun im Mittelfeld. Die Steuervögte im Thurgau hingegen wurden für mangelnde Information und eine gewisse Rechthaberei bestraft. Als einziger Ostschweizer Kanton hat Mostindien eine unterdurchschnittliche Performance.
Gesamthaft ist das Urteil der Steuerexperten gegenüber 2000 zwar etwas schlechter ausgefallen. Dennoch bleibt es durchaus zufrieden stellend, wenn auch mit wachsenden Abweichungen zwischen den Kantonen. Die besten Noten erhalten die Steuerbehörden beim Blick auf die acht Indikatoren für die fachliche Kompetenz und die Unabhängigkeit. Nach wie vor am meisten Kritik entzündet sich an der zeitlichen Abwicklung der Veranlagungsprozedur. Noch immer dauert es zu lange, bis die definitive Einschätzung vorliegt. Selbst die speditivsten Kantone, Obwalden, Zug, Ausserrhoden und Nidwalden, erreichen keine gute Note. Nicht weniger als 20 der 26 Kantone werden diesbezüglich nicht als befriedigend taxiert, Genf, das Tessin, der Jura und Basel-Stadt sogar als unbefriedigend. Die Effizienz der Steuerverwaltungen wird indes als insgesamt befriedigend empfunden – deutlich besser also als die zeitliche Abwicklung. Dies beweist, dass ein strukturelles Problem vorliegt. Die Gesetze werden immer komplizierter, und der Spardruck schränkt die personellen Ressourcen der Ämter ein. Gute Noten erhalten Zug, Nid- und Obwalden, ungenügende Genf, Basel-Stadt und Uri.
Zu wünschen übrig lassen auch die im Rahmen des Gesetzes mögliche Kulanz und die Kundenfreundlichkeit. Bei der Kulanz ist die Spannweite am grössten. Zug als Nummer eins ist um eine halbe Note besser als Nidwalden, in Luzern sind die Steuerbeamten am unnachgiebigsten. Keine befriedigenden Werte erhalten auch die Kantone Basel-Stadt, Jura, Thurgau, Genf, Bern und Schwyz.
Bei der Kundenfreundlichkeit erreicht Zug die absolute Bestnote aller acht Indikatoren, zwischen gut und sehr gut bewegen sich Ausserrhoden, Obwalden, Innerrhoden, Nidwalden und Schaffhausen. Nicht genügen können Basel-Stadt, Genf, Neuenburg und Luzern. Pikant: Der Umgang mit den Kunden wird gegenüber dem letzten Jahr als etwas schlechter beurteilt, obwohl die meisten Kantone ihre oft rudimentären Steuerinformationen ausgebaut haben. Eine Website macht also noch keinen Sommer, die Organisation von Steuerseminarien oder die Publikation von Steuerzeitungen und -büchern ebenso wenig. Die Bürger empfinden umfassende Information als Selbstverständlichkeit – dies hat nicht zuletzt die komplexe Umstellung auf die Gegenwartsbemessung klar aufgezeigt.
Für die meisten Steuerbehörden schlägt nächstes Jahr die Stunde der Wahrheit. Jene 20 Kantone, die am 1. Januar 2001 von der zwei- auf die einjährige Bemessungsgrundlage umgestellt haben, müssen beweisen, ob sie den Wechsel organisatorisch und personell im Griff haben. Säumige Verwaltungen, die zahlreiche Altlasten mitschleppen, dürften ins Schleudern geraten, wenn sie die Steuererklärungen jährlich überprüfen müssen. «Der Zwang zur Speditivität wird durch das neue System ganz klar erhöht. Wir werden daran gemessen, ob wir es bewältigen», prophezeit Steuerchef Rainer Zigerlig. Zudem ist 2001 in der Deutschschweiz auch das Jahr der personellen Wechsel: In Bern, Zug und Innerrhoden haben neue Amtsdirektoren die Steuerverwaltungen übernommen; noch dieses Jahr wird der Chefposten in Uri, Obwalden und Basel-Land neu besetzt. Und in Zürich tritt Vorsteher Ferdinand Fässler demnächst aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zurück. Ob neue Besen (noch) besser kehren? Zigerlig dämpft die Erwartungen: «Wir werden nie eine Behörde sein, die geliebt wird.»
Die Abwanderung guter Steuerzahler zehrt in Luzern offensichtlich an den Nerven von Beamten und Politikern. Kein anderer Schweizer Hochsteuerkanton wird gleich von drei Steuerparadiesen umgeben wie Luzern mit Zug, Nidwalden und Schwyz. Wenn der Fiskus wie in Luzern denn auch noch mit harter Hand agiert, ist das Mass voll. Die befragten Luzerner Experten schildern die kantonalen Steuerbehörden denn auch als kleinlich, formalistisch, legalistisch – kurz: «Der Steuerzahler wird als potenzieller Hinterzieher betrachtet.» Immerhin gibt es auch verständnisvolle Stimmen: «Ihre letzte Umfrage hat im Kanton für Bewegung gesorgt.» Seither gebe sich die Verwaltung mehr Mühe.
Luzerns doppeltes Pech: Die Nachbarkantone locken nicht nur mit tiefen Steuern, ihre Beamten tragen die Steuerzahler auf Händen. Zug liegt gesamtschweizerisch einmal mehr mit klarem Vorsprung an der Spitze, gefolgt von Ob- und Nidwalden. Für Rainer Zigerlig, Chef der St.-Galler Steuerverwaltung und Präsident der Konferenz Staatlicher Steuerbeamter, ist Zug in puncto Servicequalität tatsächlich Benchmark. Wenn Zugs neuer Steuerchef, Hans Oswald, die Steuerzahler prinzipiell als «Kundinnen und Kunden» anspricht, so ist dies keine Floskel. Hinter den drei Innerschweizer Kantonen liegt ein Dreierblock aus der Ostschweiz mit Appenzell Ausserrhoden, Schaffhausen und St. Gallen.
Doch nicht jeder Kanton, der es sich finanziell leisten kann, springt mit seinen Steuerzahlern besonders pfleglich um. Schwyz schnitt einmal mehr nicht besonders gut ab. Generell fällt das Urteil über die kleinen Kantone besser aus als über die mittelgrossen und grossen. Mag sein, dass die kurzen Wege zur Verwaltung dabei eine Rolle spielen. Eine positive Ausnahme bildet St. Gallen, dessen Steuerverwaltung als besonders innovativ gilt: Nächstes Jahr können die St. Galler ihre Steuererklärung elektronisch einreichen.
Am wenigsten zu lachen haben die Steuerzahler von Genf, deren Bürokraten noch schlechter abschnitten als 2000, obschon sie schon damals den letzten Platz belegten. Ihre Steuerverwaltung funktioniert offensichtlich nach dem französischen Obrigkeitsprinzip. Dass zudem Korruptionsaffären die Kantonsverwaltung erschüttern, dürfte sich kaum vertrauensbildend ausgewirkt haben. Neben Luzern liegen auch in Basel-Stadt die Dinge im Argen. Der Stadtkanton, letztes Jahr eindeutig zu positiv beurteilt, stürzte aus dem oberen Mittelfeld auf den zweitletzten Platz ab. So ist der Basler Fiskus im schweizerischen Vergleich am wenigsten kundenfreundlich. Sehr pingelig zeigt er sich gemäss verschiedenen Reaktionen vorab gegenüber den Selbstständigerwerbenden. Zudem verlangt Basel-Stadt neuerdings im Rekursfall prohibitiv einen Vorschuss, der sich auf 3000 Franken belaufen kann, was den Steuerzahler wohl eher davon abhalten dürfte, seine Rechte wahrzunehmen.
Generell bleibt das Ost-West-Gefälle bestehen. Die welschen Kantone sind auf den hinteren Rängen zu finden, mit Ausnahme Freiburgs, das zusammen mit dem Wallis eine steigende Tendenz aufweist. Die staatsgläubigen Romands gehen mit ihren Funktionären offensichtlich härter ins Gericht als die staatskritischeren Deutschschweizer. Verschiebungen ergaben sich in der Ostschweiz. Glarus, letztes Jahr mit dem drittletzten Rang zu tief bewertet, befindet sich nun im Mittelfeld. Die Steuervögte im Thurgau hingegen wurden für mangelnde Information und eine gewisse Rechthaberei bestraft. Als einziger Ostschweizer Kanton hat Mostindien eine unterdurchschnittliche Performance.
Gesamthaft ist das Urteil der Steuerexperten gegenüber 2000 zwar etwas schlechter ausgefallen. Dennoch bleibt es durchaus zufrieden stellend, wenn auch mit wachsenden Abweichungen zwischen den Kantonen. Die besten Noten erhalten die Steuerbehörden beim Blick auf die acht Indikatoren für die fachliche Kompetenz und die Unabhängigkeit. Nach wie vor am meisten Kritik entzündet sich an der zeitlichen Abwicklung der Veranlagungsprozedur. Noch immer dauert es zu lange, bis die definitive Einschätzung vorliegt. Selbst die speditivsten Kantone, Obwalden, Zug, Ausserrhoden und Nidwalden, erreichen keine gute Note. Nicht weniger als 20 der 26 Kantone werden diesbezüglich nicht als befriedigend taxiert, Genf, das Tessin, der Jura und Basel-Stadt sogar als unbefriedigend. Die Effizienz der Steuerverwaltungen wird indes als insgesamt befriedigend empfunden – deutlich besser also als die zeitliche Abwicklung. Dies beweist, dass ein strukturelles Problem vorliegt. Die Gesetze werden immer komplizierter, und der Spardruck schränkt die personellen Ressourcen der Ämter ein. Gute Noten erhalten Zug, Nid- und Obwalden, ungenügende Genf, Basel-Stadt und Uri.
Zu wünschen übrig lassen auch die im Rahmen des Gesetzes mögliche Kulanz und die Kundenfreundlichkeit. Bei der Kulanz ist die Spannweite am grössten. Zug als Nummer eins ist um eine halbe Note besser als Nidwalden, in Luzern sind die Steuerbeamten am unnachgiebigsten. Keine befriedigenden Werte erhalten auch die Kantone Basel-Stadt, Jura, Thurgau, Genf, Bern und Schwyz.
Bei der Kundenfreundlichkeit erreicht Zug die absolute Bestnote aller acht Indikatoren, zwischen gut und sehr gut bewegen sich Ausserrhoden, Obwalden, Innerrhoden, Nidwalden und Schaffhausen. Nicht genügen können Basel-Stadt, Genf, Neuenburg und Luzern. Pikant: Der Umgang mit den Kunden wird gegenüber dem letzten Jahr als etwas schlechter beurteilt, obwohl die meisten Kantone ihre oft rudimentären Steuerinformationen ausgebaut haben. Eine Website macht also noch keinen Sommer, die Organisation von Steuerseminarien oder die Publikation von Steuerzeitungen und -büchern ebenso wenig. Die Bürger empfinden umfassende Information als Selbstverständlichkeit – dies hat nicht zuletzt die komplexe Umstellung auf die Gegenwartsbemessung klar aufgezeigt.
Für die meisten Steuerbehörden schlägt nächstes Jahr die Stunde der Wahrheit. Jene 20 Kantone, die am 1. Januar 2001 von der zwei- auf die einjährige Bemessungsgrundlage umgestellt haben, müssen beweisen, ob sie den Wechsel organisatorisch und personell im Griff haben. Säumige Verwaltungen, die zahlreiche Altlasten mitschleppen, dürften ins Schleudern geraten, wenn sie die Steuererklärungen jährlich überprüfen müssen. «Der Zwang zur Speditivität wird durch das neue System ganz klar erhöht. Wir werden daran gemessen, ob wir es bewältigen», prophezeit Steuerchef Rainer Zigerlig. Zudem ist 2001 in der Deutschschweiz auch das Jahr der personellen Wechsel: In Bern, Zug und Innerrhoden haben neue Amtsdirektoren die Steuerverwaltungen übernommen; noch dieses Jahr wird der Chefposten in Uri, Obwalden und Basel-Land neu besetzt. Und in Zürich tritt Vorsteher Ferdinand Fässler demnächst aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zurück. Ob neue Besen (noch) besser kehren? Zigerlig dämpft die Erwartungen: «Wir werden nie eine Behörde sein, die geliebt wird.»
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