Wenn es um börsengehandelte Fonds (ETFs) geht, kann man nicht immer jedem alles bieten. Das ist etwas, was sich die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zu Herzen genommen hat – und bislang macht sich das bezahlt. Die 1870 gegründete Bank ist mit Sicherheit kein grosser Akteur auf dem weltweiten ETF-Markt.

Doch die vier Fonds der ZKB, die allesamt in Zürich notiert sind und sich auf den Besitz von physischen Edelmetallen konzentrieren, kommen im Durchschnitt auf ein Anlagevolumen von 1,9 Milliarden Dollar, wie aus Daten von Bloomberg mit Stand Ende Juni hervorgeht. Das ist demnach mehr als bei jedem anderen europäischen Emittenten, darunter Schwergewichte wie BlackRock und Vanguard.

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Ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt

«Die Erfolgsgeschichte hinter den Edelmetall-EFTs der ZKB ist, dass sie zwei Dinge miteinander kombinieren», sagt Martin Raab, Executive Director bei Derivative Partners AG in Zürich. «Eine Sache ist, dass sie an der Nische festhalten. Die andere ist, dass sie wirklich ein grossartiges Markt-Timing hatten.» Auf dem schwierigen ETF-Markt in Europa, der im vergangenen Jahr die meisten Fonds-Schliessungen seit mindestens 2013 verzeichnen musste, ist die selektive Stärke der ZKB erstaunlich. Die Bank hat den grössten oder zweitgrössten ETF in jeder Kategorie, in der sie vertreten ist.

Die Bank war mit ihrem Fonds für physisches Gold – ZKB Gold ETF, Symbol ZGLD – im Jahr 2006 an den Start gegangen. Das Edelmetall kommt typischerweise auf einen Anteil zwischen zwei Prozent und fünf Prozent in Schweizer Privatbanking-Portfolios – und dem Fonds gelang es schnell ein Publikum zu finden, wie Andreas Nicoli sagt, Leiter Produktspezialisten Index-Lösungen bei Swisscanto Invest by ZKB. «Ein Menge Leute waren auf der Suche nach einem sicheren Hafen», sagt er.

Ein Ersatz für Gold-Aktien

Seinen Worten zufolge hatte ZKB den Gold-ETF ursprünglich für grosse institutionelle Investoren aufgelegt. Doch schon bald verzeichnete die Bank Interesse von Privatbanken und Family-Offices. Wie sich herausstellte, funktioniert die ETF-Struktur besonders gut für Anlagen in physischen Edelmetallen, meint Mike McGlone, ein Rohstoff-Analyst bei Bloomberg Intelligence. «In der Vergangenheit kauften die Leute Gold-Aktien», sagt er. «Für den Kauf von physischem Gold musste man Futures verwenden oder man musste es in einem Tresor verwahren. Jetzt kam man das reine physische Gold-Engagement für 40 Basispunkte bekommen.»

Ein Jahr nach dem Start von ZGLD schuf die Bank ETFs für physisches Silber, Platin und Palladium. Weitere ETFs wurden seit damals nicht mehr aufgelegt. Stattdessen entschied sich ZKB, aus ihrer starken Position in einem Teil des Marktes, der von Schweizer Fonds-Käufern sehr geschätzt wird, Kapital zu schlagen. «Investoren sehen Edelmetalle als ein strategisches Investment», sagt Nicoli. «Sie gehen nicht rein und raus.»

Die ZKB profitiert von ihrer Bekanntheit

Die ZKB ist in der Schweiz sehr bekannt für Edelmetall-Tresore. Das hat ihrer Marke in den Augen von Gold- und Silber-Investoren geholfen, die sich nach Fonds für physische Rohstoffe umschauen. «Der Grund dafür, den ZKB-ETF zu halten, ist ziemlich einfach», sagt Herwig Weise, Portfolio-Manager bei Mack & Weise, der die Gold- und Silber-Fonds der ZKB besitzt. «Physische Allokation von Edelmetallen und Preise in Schweizer Franken.»

Vom ZGLD werden pro Tag lediglich rund 6500 Anteile gehandelt – verglichen mit etwa 365’000 beim Xetra-Gold ETF der Deutsche Börse Commodities GmbH, dem grössten Fonds in Europa mit Blick auf das Edelmetall. Mit einem Kostensatz von 40 Basispunkten sind die Schweizer zudem teurer als der Xetra-Fonds mit seinen 36 Basispunkten, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht.

Die ZKB schwimmt gegen den Strom

Auch wenn normalerweise Grösste und die niedrigsten Gebühren der Weg zum Ziel in der ETF-Branche sind, widersetzt sich die ZKB diesem Trend. Indem sie klein bleibt, stark fokussiert auf ihr Publikum ist und sich nicht zu viele Sorgen um die Kosten macht, hat sie ihren ganz eigenen Erfolgsweg gefunden. Die Bank hat keine Pläne, dieses Rezept in naher Zukunft zu ändern. Warum auch? Die Strategie war für die Bank bislang «hochgradig profitabel», sagt Nicoli.

(bloomberg/mbü)