Der Mann ist ein Phantom: Über drei Jahre lang bekleidete er eine der wichtigsten Positionen bei Tesla, doch an die Öffentlichkeit wagte sich Sascha Zahnd, Head of Supply Chain beim Autobauer, bislang nie. Dabei ist es hauptsächlich dem 44-Jährigen zu verdanken, dass Tesla seine Produktionsprobleme in den Griff bekam und im letzten Quartal 97 000 Fahrzeuge ausliefern konnte.
Jetzt hat der gebürtige Schweizer einen neuen Job: Seit diesem Sommer ist er Europachef von Tesla, zuständig für die Verkäufe, das Servicegeschäft, den Ausbau der Supercharger-Ladestationen und Government Relations. Insgesamt unterstehen ihm 5000 Mitarbeiter. Bis zu 10 000 weitere sollen dazukommen: Zahnd wird auch für die Gigafactory zuständig sein, die Tesla für bis zu vier Milliarden Euro nahe Berlin aufbauen will, sowie das dort geplante Design- und Entwicklungscenter. Zahnd behält den Titel des Vice President und auch seinen Sitz im Leadership Team, einer Art erweiterter Konzernleitung. Er war der erste Europäer im Gremium.
Die Tesla-Pressestelle hat die Direktive erhalten, den Wechsel nicht zu kommunizieren, Zahnd selber will sich nicht äussern. Aus seinem Umfeld ist jedoch zu erfahren, dass der Wechsel familiär bedingt sei: Die beiden Kinder sollen in der Schweiz und nicht in den USA eingeschult werden. Frau und Kinder sind denn auch in die Schweiz zurückgezogen, Zahnd pendelt von dort wochenweise an den Tesla-Europasitz in Amsterdam.
Länderchefs rapportieren an Zahnd
Als eine seiner ersten Amtshandlungen löste er eine Hierarchieebene auf, jene der Zonenverantwortlichen. Nun rapportieren alle europäischen Länderchefs direkt an Zahnd. Seine weiteren Aufgaben neben dem Aufbau der Gigafactory: die Expansion voranzutreiben, die Serviceprobleme beim Model 3 in den Griff zu bekommen, die Digitalisierung im Verkauf voranzutreiben und den Marktanteil zu erhöhen; besonders im Autoland Deutschland, in Grossbritannien, wo ab nächstem Jahr Elektroautos gefördert werden, aber auch in der Schweiz, wo Tesla stark gestartet war, aber in den letzten Jahren Boden verloren hat. Die Niederlande gelten als Mustermarkt sowie Norwegen, wo das Model 3 das meistverkaufte Auto überhaupt ist.
Für Zahnd, der seit März auch im Verwaltungsrat von Valora sitzt, schliesst sich ein Kreis: In seiner ersten Anstellung bei Ikea war er bereits für Sales zuständig, bevor er dort die Verantwortung für die Lieferantenkette übernahm. Später arbeitete er fast sechs Jahre bei der Swatch Group in gleicher Funktion.