Grund zum Jubeln hat Swiss-Chef Harry Hohmeister derzeit nicht sonderlich: Seine Airline, einst der Star unter den Lufthansa-Töchtern, fliegt auf Sparkurs. Für 2012 erwartet die Swiss zwar einen Gewinn, doch einen unbefriedigenden. Immerhin hat sie einen Kampf gewonnen: Air Berlin überlässt ihr und ihrer Konzernmutter Lufthansa die wichtige Strecke Zürich–Hamburg. Sehr zum Verdruss der Reisenden, zahlen sie doch jetzt mehr für ihr Ticket.
Attackiert von Lowcost-Airlines, verdient kaum ein traditioneller Carrier noch Geld auf Europastrecken. Swiss und Lufthansa konterten mit Kampfpreisen und drängten Air Berlin so aus der Strecke zwischen Zürich und Hamburg. Nun atmen Swiss und Lufthansa durch – auch preislich. «Seit Air Berlin am 1. November 18 Flüge pro Tag zwischen Zürich und Hamburg gestrichen hat, stellen wir eine Erhöhung der Preise auf dieser Strecke fest», sagt Matthias Thürer, Marketingchef des Reisespezialisten Ebookers für Deutschland, die Schweiz und Österreich. Die Swiss-Flugpreise seien im Vergleich mit dem Durchschnittspreis von Air Berlin 2012 um 27, die der Lufthansa um 12 Prozent gestiegen.
Auch Daniel Wittwer vom Geschäftsreisespezialisten Finass beobachtet einen starken Preisanstieg. Auf Konkurrenzstrecken seien Swiss und Lufthansa seit Jahren oft günstiger gewesen als Air Berlin. «Auf Strecken mit hohem Geschäftsreiseaufkommen müssen die Fluggesellschaften in der Regel mindestens zwei oder drei Flugpaare pro Tag anbieten, damit der Kunde eine ausreichende Auswahl an Flugverbindungen hat», so Wittwer. Air Berlin habe offenbar wegen der tiefen Konkurrenzpreise nicht mehr genug Flieger füllen können. Die Strecke nach Hamburg sei unrentabel gewesen, bestätigt ein Sprecher der Airline. Auch Zürich–Hannover hat die Airline aufgegeben und fliegt in Deutschland nur noch Berlin und Düsseldorf an.
Mit ihrem neuen Turnaround-Plan «Turbine» versucht Air Berlin, sich aus der Misere zu befreien. 900 Jobs sollen wegfallen. 2012 senkte die Airline ihre Kapazität um 7,4 Prozent, um die Auslastung zu steigern. Mit neuen Ferienstrecken, etwa Zürich–Sylt, will Air Berlin lukrative Kundschaft anlocken. Zürich soll eine Kernstation bleiben.