Meldungen über eine laufende Evakuierung von Zivilbevölkerung in der Donbas-Region nach Russland haben für Verunsicherung bei Händlern weltweit gesorgt. Zuvor hatten Angehörige der ukrainischen Armee davor gewarnt, dass eine solche Evakuation der Vorläufer einer Eksalation des Konflikts sein könnte.
Die Behörden der selbsternannten Volksrepublik Donezk haben nach eigenen Angaben eine Massenevakuierung der ansässigen Bevölkerung nach Russland organisiert. Dies teilte das Oberhaupt der selbsternannten Republik, Denis Puschilin, mit und fügte hinzu, dass Frauen, Kinder und ältere Menschen bei den Evakuierungsmassnahmen Vorrang haben. Russland wiederholte indes seine umstrittene Behauptung, dass im Donbas ein Völkermord im Gang sei. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete diesen Begriff als nicht zutreffend.
Die Rebellenanführer in der Ost-Ukraine ordneten inzwischen eine militärische Generalmobilmachung an. Der Chef der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Denis Puschilin, teilt in einer Videobotschaft mit, er habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. Männer, die in der Lage seien, eine Waffe in ihren Händen zu halten, sollten sich beim Militär melden. Der Separatisten-Anführer in der selbsternannten Volksrepublik Luhansk, Leonid Pasechnik, unterzeichnet ein ähnliches Dekret.
Puschilin sagte auch, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskij kurz davor stehe, das Militär in die Offensive zu schicken, um einen Plan zum Einmarsch in das Gebiet der selbsternannten separatistischen Volksrepubliken Donezk und Luhansk umzusetzen.
Das ukrainische Militär bestritt am Freitag, den Minsker Friedensprozess verletzt zu haben, und beschuldigte Moskau, einen Informationskrieg zu führen, um zu behaupten, dass Kiew Zivilisten beschiesse; diese Behauptungen seien gelogen und sollten die Ukraine provozieren.
Nervosität steigt
Ein angekündigtes Gespräch zwischen den Aussenministern der USA und Russlands nächste Woche sorgte zuvor noch für Entspannung, weil ein Kriegsausbruch am Wochenende damit unwahrscheinlicher wurde. Für gestern Freitag war zudem ein Telefonat des Verteidigungsministers Sergej Schoigu mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin geplant. Die neuerliche Zuspitzung dürfte Hoffnungen auf ein schnelles Ende des Konflikts abschwächen.
«Das Geschäft wird stark von den Schlagzeilen zur Ukraine-Krise getrieben und ist daher sehr volatil. Es kann schnell in beide Richtungen gehen», sagte ein Händler. Der Goldpreis stieg nach den jüngsten Berichten wieder über 1.900 Dollar. Das ist der höchste Preis seit 8 Monaten.
Airlines stoppen Flüge
Angesichts der neuesten Entwicklungen in der Ukraine-Krise suchen Anleger Zuflucht in Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds fällt im Gegenzug auf 1,932 Prozent. Experten verweisen auf die Berichte über eine Evakuierung von Rebellengebieten in der Ost-Ukraine. «Das macht es ein wenig realer und wahrscheinlicher, dass es einen Konflikt geben wird», sagt der Marktstratege Lou Brien vom Handelshaus DRW Trading.
Die Lufthansa setzt ihre Flüge in die Ukraine ab Montag bis Ende Februar aus. Am Samstag und Sonntag fänden noch vereinzelte Flüge statt, um Menschen die Ausreise aus der Ukraine zu ermöglichen, sagt ein Lufthansa-Sprecher.