Bei den SBB steht ein heikler Personalentscheid an: Die SBB müssen zwei Sitze im Verwaltungsrat neu besetzen. Neben einem Personalvertreter gilt es Beat Schwab zu ersetzen, der Ende April nach sieben Jahren zurücktritt. Laut einem Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung» hat der SBB-Verwaltungsrat dem Umwelt- und Verkehrsdepartement (Uvek) nun den Vorschlag gemacht, Thomas Ahlburg neu ins Gremium zu wählen.
Der ETH-Ingenieur war er jahrelang für den Ostschweizer Schienenfahrzeughersteller Stadler Rail tätig, unter anderem als Leiter des grössten Standorts, Bussnang, und von 2018 bis im Mai 2020 als Konzernchef. Dann trat er wegen Differenzen mit dem Verwaltungsratspräsidenten Peter Spuhler abrupt zurück. Inzwischen leitet Ahlburg die Thurgauer Firma Awema, die Maschinen und Roboter für die Schokoladenfabrikation herstellt.
Interessenkonflikt oder willkommenes Know-How?
Der Personalvorschlag ist heikel: Auch wenn Ahlburg nicht mehr für Stadler Rail arbeitet, so hat dieser aufgrund seiner langen Tätigkeit bei Stadler-Rail immer noch einen engen Draht zu Stadler-Eigner Spuhler. Auf der anderen Seite liesse sich argumentieren, dass der Ahlburg schon seit zwei Jahren bei Stadler raus ist und nun als Chef des Maschinenbauers Awema in einem anderen Sektor arbeitet. Und mit seinem Bahn-Know-How wäre er eine wertvolle Ergänzung für den SBB-Verwaltungsrat.
Der Vorschlag dürfte dennoch Kritik auslösen, denn die SBB haben zuletzt fast alle Grossaufträge an Stadler vergeben, wie auch den grössten Auftrag in der Geschichte der Bahnen: Die Bestellung von 510 Triebzügen für den Regionalverkehr im Wert von rund zwei Milliarden Franken.
Gerd Scheller, Schweiz-Chef von Siemens, hatte diese Vorliebe der SBB für Stadler Rail-Züge bereits öffentlich kritisiert: «Wenn die SBB nur noch als Stadler-Bundesbahnen wahrgenommen würden, wäre dies sehr schlecht für künftige Innovationen und Investitionen in der Schweizer Bahnindustrie», hatte er erklärt.
Die SBB wollten sich laut «NZZ» nicht zur Personalie äussern. Der Wahlvorschlag für die Generalversammlung werde kommuniziert, sobald der Bundesrat über die Anträge der SBB entschieden habe. Ein Interessenkonflikt drohe aber nicht. Der Verwaltungsrat lege die nur Beschaffungsstrategie fest, doch den Beschaffungsprozess und den Kauf-Entscheid verantworte die Konzernleitung.
(ali)