Google ist unter Absolventen als Premiumarbeitgeber beliebt, führt auch in der Schweiz regelmässig die Rankings an. Das Unternehmen gilt als ein Hort der Talentierten, der seine Mitarbeiter mit Gratislunch und Luxusgadets verwöhnt.
Der Konzern übt eine hohe Anziehungskraft aus – eine Tatsache, die auch der Autor Filip Syta so für sich beschreibt. «Ich war begeistert, mit so vielen Talenten zusammenzuarbeiten», sagt der Schwede über seine Zeit beim Suchmaschinengiganten im Interview mit der BILANZ.
Endlosparty mit wahllosem Sex
Zwei Jahre lang war Syta bei Google als Anzeigenverkäufer in Dublin angestellt – und hat jetzt einen Roman geschrieben, bei dem es zufällig um ein milliardenschweres Tech-Unternehmen geht, das auf Suchmaschinen spezialisiert ist. Die Geschichte über «The Show» sei fiktional, sagt Syta. Aber er ergänzt: «Jede Fiktion braucht ein möglichst authentisches Umfeld für die Handlung.»
Und dieses Umfeld hat es in sich: Als Endlosparty mit wahllosem Sex schildert Syta den Unternehmensalltag. Es gibt dort Mitarbeiter, die nebenher mit Koks dealen und so die Kollegen versorgen. Syta ist dabei nach eigenen Angaben nah an der Wahrheit geblieben. 90 Prozent entsprächen den realen Geschehnissen, sagt er gegenüber dem Business Insider.
«Man will immer mehr»
In gewisser Hinsicht ist das wenig erstaunlich: Google-Mitarbeiter sind zum Grossteil zwischen 25 und 35 Jahren alt. Vielen muss die entspannte Firmenatmosphäre daher vorkommen, wie eine Fortsetzung ihres Studentenlebens. Mit einem Unterschied: Sie werden für ihre Arbeit bezahlt.
Viel wurde berichtet über den Machismo im Silicon Valley, wo Männer dominieren und Frauen für einige erfolgsverwöhnte Start-up-Gründer an den Herd gehören. Filip Syta schreibt nun über eine andere Seite der aussergewöhnlichen Tech-Kultur: der Gier aus Langeweile. «Start-ups mit hohen Investments und Geld auf der hohen Kante tendieren dazu, eine spielerische, spassige Atmosphäre aufzubauen, mit vielen Annehmlichkeiten», sagt Syta gegenüber der BILANZ. Das gibt aber eine unangenehme Rückkopplung: «Wenn man zu viel davon bekommt, will man immer mehr.»
«Manche bleiben zu lange bei einer Firma»
Syta selbst ist dabei im Reinen mit seiner Tech-Vergangenheit. «Nach zwei Jahren merkte ich, dass ich aus der goldenen Blase ausbrechen musste.» Viele kluge Köpfe würden sich zu sehr auf die Tech-Firmen einlassen. «Manche bleiben zu lange bei einer Firma», sagt Syta. «Sie werden so abhängig von ihr wie von einer Mutter.»
(cc/me)