Der Rücktritt von Simona Scarpaleggia (60) kam überraschend. Nach zehn Jahren an der Spitze von Ikea Schweiz war Schluss. Doch der Verlust war für den schwedischen Möbelriesen kein allzu grosser. Denn die erfahrene Managerin stieg in die Konzernzentrale auf: Die Italienerin übernahm nach ihrem Rücktritt als Schweizer Länderchefin die Funktion der Leiterin der globalen Zukunft-unserer-Arbeit-Initiative von Ikea.
Doch auch damit ist bereits wieder Schluss. Seit 1. September hat Scarpaleggia ausserhalb des Möbelkonzerns einen Top-Job geangelt. Sie ist nun globale Chefin von Edge Strategy. Die Firma mit Sitz in Zug macht Firmen fit, um Gleichberechtigung in der Arbeitswelt um- und durchzusetzen. «Es ist an der Zeit, dass jede Organisation der Welt sich um gleiche Löhne, gleiche Rechte und gleiche Chancen für Männer und Frauen bemüht», lässt sich Scarpaleggia auf der Edge-Webseite zitieren.
Jessica Anderen wurde 2019 Nachfolgerin von Simona Scarpaleggia als Chefin von Ikea Schweiz. Sie will Ikea-Möbel länger brauchbar machen – und ein Möbeltaxi einführen.
20 Jahre Ikea sind genug
Dieser Wechsel lässt vermuten: Lang hat es die quirlige Süditalienerin und Frauenförderin durch und durch in ihrem Büro im niederländischen Leiden nicht ausgehalten. Dort ist der Sitz von Ingka, der Dachgesellschaft der allermeisten Ikea-Ländergesellschaften.
Am neuen Arbeitsort ging es darum, die Mitarbeitenden weltweit fit zu machen für den digitalen Wandel im Möbelgeschäft. Kurz: aus Verkäufern Möbel-Berater zu machen.
Scarpaleggia hat drei erwachsene Kinder, hat Karriere und Familie unter einen Hut gebracht. Gleichzeitig hat sie das Schweizer Frauenförderungs-Programm «Advance» und den Wirtschaftsverband «Valore D» mitgegründet. Hier können sich Managerinnen vernetzen. Ziel: die Teppichetagen dieser Welt weiblicher zu machen.
Neue VR-Mandate
Jetzt kämpft die Ex-Ikea-Chefin ausschliesslich für die Frauenförderung: Scarpaleggia macht ihre Berufung zum Beruf. Sie schreibt auf Anfrage über ihre Rückkehr an einen Arbeitsplatz in der Schweiz – und nach 20 Jahren in verschiedenen Funktionen bei Ikea: «Nach so vielen Jahren war die Zeit reif für einen Wechsel.»
Zumal sie ihren Teil des Projekts abgeschlossen und zur Weiterführung an Kollegen übergeben habe. «Die Mission und die Ziele von Edge decken sich mit den Werten und dem sozialen Engagement, das ich schon lange verfolge», sagt Scarpaleggia weiter.
Mit dem endgültigen Abgang bei dem schwedischen Möbelriesen hat die Italienerin nun auch noch Zeit für weitere Mandate: Sie sitzt neuerdings im Verwaltungsrat der Restaurationskette Autogrill sowie der Baumarktkette Hornbach. Diesen traditionell männerdominierten Unternehmen wird Scarpaleggias frischer Wind guttun.
Dieser Artikel erschien zuerst beim «Blick» unter dem Titel: «Scarpaleggia macht ihre Berufung zum Beruf».