Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz ist nach über hundert Tagen in U-Haft am Dienstag aus dem Zürcher Kasernenareal entlassen worden, wie der «Blick» meldet. Der Zürcher Staatsanwalt Marc Jean-Richard-dit-Bressel überbrachte ihm die Botschaft. Vincenz war 106 Tage in einer zehn Quadratmeter grossen Zelle untergebracht gewesen. Auch seinen 62. Geburtstag Mitte Mai verbrachte der Ex-Banker in Haft. Er wurde am 27. Februar dieses Jahres inhaftiert. 

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Die Untersuchung sei «weit fortgeschritten», teilte die Oberstaatsanwaltschaft Zürich mit. Deshalb seien die beiden Männer «unter Auflage verschiedener Ersatzmassnahmen» aus der Haft entlassen worden. Laut Oberstaatsanwaltschaft laufen die Ermittlungen gegen «sämtliche Beschuldigten» weiter.

Erholung an geheimen Ort

Nun befinde sich Vincenz an einem geheimen Ort mit seiner Frau Nadja Ceregato. Mit über hundert Tagen war Vincenz lange in U-Haft. Normalerweise dauert diese höchstens drei Monate. Doch die Richter hatten dem Staatsanwalt einen Antrag auf Verlängerung stattgegeben. Zusammen mit Vincenz wurde auch der frühere Aduno-Chef Beat Stocker zeitgleich aus der Haft entlassen. Gegen ihn wird ebenfalls wegen ungetreuer Geschäftsbesorung ermittelt. 

Die Finma hatte im vergangenen Jahr ein Aufsichtsverfahren gegen Pierin Vincenz und die Bank Raiffeisen eröffnet. Davon war auch die Frau von Vincenz betroffen gewesen, da sie als Chefjuristin von Raiffeisen amtete. Das Verfahren gegen die Raiffeisen ist nach wie vor hängig. 

Scharfe Kritik

Nach seiner Freilassung kritisiert Ex-Raiffeisenchef Pierin Vincenz die gegen ihn verhängte Untersuchungshaft. Diese sei «unnötig und in ihrer Länge völlig unverhältnismässig gewesen«.

Was er in den letzten Wochen erlebt habe, wünsche er niemandem, liess Vincenz in einer Erklärung verlauten, die seine Kommunikationsagentur am Mittwoch verbreitete. «Es geht mir den Umständen entsprechend gut und ich danke allen, die in dieser schwierigen Zeit zu mir stehen und mich unterstützen.»

Die Eröffnung des Strafverfahrens sei für ihn völlig überraschend gekommen. Seine Kritik an der Länge der Untersuchungshaft begründet er damit, dass die Themenkreise des Verfahrens Jahre zurück lägen und bestens dokumentiert seien. «Die im Rahmen des Strafverfahrens gegen mich erhobenen Vorwürfe bestreite ich nach wie vor und ich werde mich mit allen Mitteln dagegen wehren», liess er sich weiter zitieren.

(sda/tdr)