Korn/Ferry International, weltweit führendes Executive-Search-Unternehmen, hatte in den vergangenen Monaten einen empfindlichen personellen Aderlass zu verzeichnen. Gleich vier europäische Top-Searcher haben der Firma den Rücken gekehrt: Hans Wälchli, Country-Head Schweiz, Dick Buschman, ehemals Europachef, Rita Aerts, Länderchefin in Belgien, und Bert Cohen, Partner in den Niederlanden. Der Aderlass trifft die börsenkotierte Kopfjägerfirma in einer schwierigen Phase. Seit der Markt um bis zu 50 Prozent eingebrochen ist, taucht der Börsenkurs, und der ehemalige Branchenprimus wurde an der Spitze der weltweit grössten Headhunter vom Konkurrenten Heidrick & Struggles auf den zweiten Platz verdrängt.
Die vier ehemaligen Korn/Ferry-Berater haben nun eine eigene Search-Firma gegründet. Dass sie auf Kundenfang aus sind, zeigt sich bereits am Namen ihres Unternehmens: Shikar Group, was auf Sanskrit so viel bedeutet wie «hunter» und «guide». Auch wenn Ersteres zumindest in der Schweiz leicht belastet ist, gibt sich Wälchli optimistisch: «Diese Namengebung passt absolut zu unserem Konzept.» Denn Wälchli und seine Partner wollen keine Headhunter alter Schule mehr sein, die dem Kunden die branchenüblichen dreissig Prozent eines Jahreslohnes gegen Vorauszahlung in Rechnung stellen, und zwar unabhängig davon, ob der platzierte Kandidat reüssiert oder nicht.
«Das heisst, der Kunde zahlt, egal, ob der Headhunter seinen Job erfüllt hat oder nicht», meint Wälchli. Eine einseitige Usanz angesichts der Tatsache, dass die Rate der erfolgreichen Platzierungen in der Branche sich zwischen 65 und 80 Prozent bewegt. Das heisst: Jeder dritte bis fünfte Search bringt für den Kunden nicht das gewünschte Ergebnis – zahlen muss er trotzdem.
Dieser für die gesamte Branche imageschädigenden Gewohnheit wollen die Shikar-Partner nun ein Riegel vorschieben. Sie stellen keine Drittelspauschalen in Rechnung, sondern arbeiten während des Searchs auf effektiv geleisteter Stundenbasis.
Wird ein Kandidat vom Kunden eingestellt, wird dieser während eines Jahres von seinem Shikar-Berater begleitet, ohne weitere Folgekosten für den Kunden. Erst nach zwölf Monaten, wenn der Kunde mit dem Kandidaten zufrieden ist und dieser die erwarteten Resultate zeigt, wird das zu Beginn des Searchs vereinbarte Erfolgshonorar fällig. Wälchli ist sich bewusst, dass er mit diesem Vorgehen an einem Dogma der Branche rüttelt. «Das ist eine Revolution», meint er leicht pathetisch.