Im zürcherischen Brüttisellen geben sich die Top-Manager gleich reihenweise die Klinke in die Hand: Innerhalb von einem halben Jahr haben vier Mitglieder das bis anhin achtköpfige Direktorium von Coca-Cola HBC Schweiz verlassen. Länderchef und Verwaltungsratspräsident Tomas Gawlowski, sein interimistischer Nachfolger Jürg Burkhalter, Chefjurist Adrian Kramer und Logistikchef Luca Penta sind weg, wie Recherchen der «Handelszeitung» zeigen.
Coca-Cola-Schweiz-Sprecher Patrick Bossart bestätigt die Abgänge. Die Häufung sei aber «rein zufällig», betont er. Mit Ausnahme von Luca Penta würden alle weiterhin für den Coca-Cola-Abfüller arbeiten. Gawlowski sei «nach vielen Jahren» zurück in sein Heimatland, wo er als Länderchef für die Tschechische Republik und die Slowakei amtet. Burkhalter und Kramer hätten innerhalb des Unternehmens die Karriereleiter erklommen. Und Penta, der bis zur Schliessung das Werk in Bolligen geleitet hatte, habe sich aus persönlichen Gründen dazu entschieden, den Konzern zu verlassen. «Eine Entscheidung, die wir sehr bedauern», sagt Bossart.
Brite an der Spitze
Der neue Schweiz-Chef heisst Nigel Davis. Davis, ein Brite, steht seit über zwei Jahrzehnten im Coci-Sold. Er stand auch schon an der Spitze des Geschäfts in Bulgarien und Weissrussland. Die letzten Jahre arbeitete er in Athen, wo die Muttergesellschaft Coca-Cola HBC ihre Wurzeln hat.
Die Abgänge im Top-Management stünden in keinem Zusammenhang mit der Stabübergabe an Davis, so Bossart. Kramer sei jetzt Chefjurist einer zehn Länder umfassenden Region – «ein grosser Schritt», sagt der Coca-Cola-Schweiz-Sprecher dazu. Und Burkhalter gehe als Verkaufschef nach Serbien, nachdem er elf Jahre in der Schweiz gearbeitet hat. Bossart: «Dies ist Burkhalters erstes Auslandsassignment und ein Karriereschritt, um seine Erfahrungen auf internationaler Ebene auszubauen.»
Ausbau der Geschäftsleitung
Der Abgang von Burkhalter ist weit mehr als ein einfacher Personalwechsel. Das bis anhin achtköpfige Direktorium wird um eine Position erweitert, weil Burkhalters Funktion abgeschafft und auf zwei Personen aufgeteilt wird: Künftig gibt es einen Verkaufschef und einen Marketing-Chef. Greg Gacek wird per September die Funktion des Verkaufschefs übernehmen. Flavio Calligaris ist bereits zum Marketing-Chef befördert worden. Beide Manager arbeiten seit Jahren für Coca-Cola HBC, Gacek seit 2010, Calligaris seit 2001.
Eine Lücke hinterlässt Burkhalter auch beim Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS). Der Mittvierziger hatte dort das Vizepräsidium inne, das Amt wegen seines Umzugs nach Serbien aber niedergelegt, wie eine Verbandssprecherin bestätigt. Ein Nachfolger ist noch nicht bestimmt. Darum werde sich der Vorstand unter Leitung von Rivella-CEO Erland Brügger im August kümmern, heisst es auf Anfrage.
Grosser Arbeitgeber
Dem Verband gehören 16 Unternehmen an, welche sich laut eigenen Angaben für rund 70 Prozent der Mineralwasser- und rund 95 Prozent der Erfrischungsgetränkevolumina in der Schweiz verantwortlich zeigen. Knapp 20'000 Arbeitsplätze sind direkt und indirekt mit dem Verband verbunden. Gemäss der Zürcher Volkswirtschaftdirektion Carmen Walker Späh ist Coca-Cola mit seinen Produktionsstandorten in Brüttisellen und Vals sowie den fünf Verkaufsstandorten für rund die Hälfte dieser Arbeitsplätze verantwortlich.
Coca-Cola HBC bezieht Getränkekonzentrat von Coca-Cola, mischt daraus Limonaden und verkauft sie. Die Firma wurde so zum zweitgrössten Coca-Cola-Abfüller der Welt. Sie gehört mit jeweils einem Anteil von 23 Prozent der Coca-Cola Company und der Luxemburger Kar-Tess Holding. Hinter der Holding steht die griechische Milliardärsfamilie David-Leventis. Der Umsatz beläuft sich auf 6,3 Milliarden Euro, weltweit arbeiten über 33'000 Personen für das in London im Hauptsegment und in Athen kotierte Unternehmen.