Digitec-Galaxus will 2018 nach Deutschland expandieren. Das ist ein mutiger Schritt. Es gibt kaum einen Schweizer Detailhändler, online oder stationär, der den Schritt nach Deutschland gemeistert hat. Und Digitec-Galaxus hat nicht nur seine Pläne für Deutschland kommuniziert – sondern im Fall eines Erfolgs bereits die Ausweitung auf weitere Länder in Aussicht gestellt. Welche, dazu schweigen sich die Konzernverantwortlichen aus. Naheliegend wäre zum Beispiel Österreich, als weiteres deutschsprachiges Land.
Den ehrgeizigen Plänen steht gegenüber, dass die Details des Vorhabens bislang nur grob umrissen sind. Ein genaues Startdatum gibt es nicht, nicht einmal, ob die Expansion eher Anfang oder Ende 2018 umgesetzt wird. Gestartet werden soll in jedem Fall schrittweise. «Am schnellsten wird unser Elektroniksortiment live sein. Andere Produktkategorien kommen dann nach und nach dazu», sagt Digitec-Sprecher Alex Hämmerli.
Wenn Personal in Deutschland, dann in Hamburg
Digitec-Galaxus wird dabei seinen Webshop um die deutsche Version «galaxus.de» erweitern. Parallel wird ein deutscher Firmensitz in Hamburg eingerichtet. Wie viel Personal dort angesiedelt wird, ist aber ebenfalls noch unklar.
Eine zentrale Frage ist, ob Galaxus-Digitec lediglich seine Lieferungen nach Deutschland ausdehnt und mit einem Partner kooperiert – oder ein Lager vor Ort einrichtet. Dazu will das Unternehmen im Jahr 2018 kommunizieren. Klar ist aber: Wenn Digitec-Galaxus in nächster Zeit ausbaut, dann am Standort Hamburg und nicht in Berlin, wie vor einiger Zeit angedacht. Hämmerli sagt: «Die Überlegung, Softwareentwickler in Berlin zu engagieren, ist vom Tisch.»
Preise von Digitec-Galaxus potenziell konkurrenzfähig
Auch wenn viele Details noch offen sind, gibt es gute Argumente für die Entscheidung. «Digitec-Galaxus hat auch in Deutschland seine Berechtigung, das Experiment ist zu begrüssen», sagt Digitec-Co-Gründer Marcel Dobler, der nach dem Einstieg von Migros 2013 als Firmenchef ausschied. Er sieht Potenzial in dem Plan: «Wenn Liefergeschwindigkeit und Preise konkurrenzfähig bleiben, wird das Unternehmen in Deutschland Erfolg haben.»
Besonders bei Elektronikartieln stehen die Chancen nicht schlecht. Zwar ist der Wettkampf in Deutschland respekteinflössend, der Preiskampf hart und Amazon ein starker Marktführer. Doch Digitec-Galaxus plant, in Deutschland ähnliche Preise anzubieten wie in der Schweiz. Und Elektronikprodukte zählen zu den wenigen, bei denen Schweizer Preise das Ausland üblicherweise unterbieten. Anders sieht das allerdings beim restlichen Sortiment aus, hier liegen die Schweizer Preise höher – das weiss sicher auch Digitec-Galaxus.
Sparpläne beim Personal denkbar
Sollte der Plan von Digitec-Galaxus aufgehen, könnte Migros endlich einen Erfolg bei der Expansion ins Ausland verbuchen. Der Detailhändler hält 70 Prozent am Onlinehändler. Die eigenen Versuche der Konzernmutter, Filialen in Deutschland zu eröffnen, glückten allerdings nicht. Der einzige Schweizer Einzelhändler, der bisher im Ausland stark ist, ist Teeniemode-Verkäufer Tally Weijl.
Ein weiterer Punkt könnte mittelfristig relevant werden, sollte der Ausbau funktionieren: Die Personalkosten in Deutschland sind günstiger. Digitec-Galaxus ist bei der Zahl der Mitarbeiter auf starkem Expansionskurs, hat im vergangenen Jahr 300 Mitarbeiter eingestellt. Stand Ende September beschäftigt die Firma damit 1100 Mitarbeiter.
Der Firmenstandort Hamburg böte hier auch Möglichkeiten, Aufgaben und Personal dorthin zu verlagern und so Kosten zu sparen. Co-Gründer Dobler sagt: «Vermutlich ist auch das ein Grund für den Entscheid.» Digitec Galaxus möchte Personalpläne nicht kommentieren, betont aber, man sei ein Schweizer Unternehmen und werden den Schwerpunkt in der Schweiz halten.