Die Kenntnis des US-Markts ist entscheidend für Unternehmen und seine Angestellten. «Die Mehrheit meiner Kunden sind in den USA», erklärt zum Beispiel Martin Hegelbach, Senior Underwriter bei Swiss Re. Und der Anwalt Christian Lang, der vor rund einem Jahr nach New York kam, geht sogar noch weiter: «Auslanderfahrung ist heute fast schon eine Voraussetzung, um als Schweizer Anwalt international erfolgreich tätig zu sein.»
Expats schlagen Brücken
Leute mit Erfahrung von beiden Seiten des Teiches verringern Distanzen, zum Beispiel bei der Spezialchemie- und Klebstoffherstellerin Sika, die bestrebt ist, das Unternehmen global dichter zu vernetzen. «Expats helfen wesentlich mit, solche Ziele zu erreichen», glaubt Patricia Bucher, die bei ihrem ersten USA-Aufenthalt in Sikas Forschungs- und Entwicklungsabteilung den europäischen Markt aus Detroit unterstützte.
Expats avancieren zu Brückenbauern zwischen der Schweiz und den USA, wie auch Hegelbachs Erfahrung zeigt. «Der Aufenthalt hier erlaubt mir nicht nur ein besseres Verständnis der lokalen Marktgegebenheiten, sondern auch der Interaktion zwischen verschiedenen internationalen Standorten», meint der 37-jährige HTL-Ingenieur, dessen dreijähriger New Yorker Aufenthalt im Mai 2005 endet.
Das Bild der USA hat sich verändert
Dieser bewirkte beim frisch gebackenen Red-Sox-Fan auch eine Angleichung seines Bildes der USA an die Realität vor Ort. So stellte er zum Beispiel fest, dass das scheinbar unkomplizierte Land, in dem «anything goes», auch sehr bürokratische Seiten haben kann. Beim 34-jährigen Anwalt Lang, der im Frühling seinen LL.M.-Abschluss erwarb, eine Ausbildung, die oft als juristisches Äquivalent zum MBA beschrieben wird, erfolgte der Realitätsabgleich vor allem durch eine Anstellung als «Visiting Attorney» bei der Wall-Street-Kanzlei Wuersch & Gering LLP. «Es ist wie mit jedem Studium», meint er, «richtig verstehen tut man die Dinge erst, wenn man im beruflichen Alltag damit arbeitet.»
Der Aufenthalt erweitert den Horizont sowohl in beruflicher als auch privater Hinsicht. Patricia Bucher von Sika sieht darin eine Chance: «Das bietet die Möglichkeit, das Beste von den USA und der Schweiz zu kombinieren.» Im Gegensatz zu Hegelbach und Lang, der nächsten Herbst zu seinem früheren Arbeitgeber Prager Dreifuss zurückkehren wird, hat Bucher aber diesmal keinen Rückkehrtermin vor Augen. Nach ihrem zweijährigen Aufenthalt in 2002 ist die 31-jährige ETH-Chemikerin seit Januar 2004 wieder zurück in Detroit und wird dort als Managerin eines globalen Projekts für die Autoindustrie auf unbegrenzte Zeit bleiben.