Im ersten Monat nach Lancierung der Apple Watch sind die Schweizer Uhrenexporte im Mai deutlich gesunken. Laut dem Uhrenverband liegt das daran, dass der Wonnemonat vor einem Jahr zwei Arbeitstage mehr hatte. Das britische Finanzinstitut Barclays hingegen kommt zu einem ganz anderen Schluss: Die Apple Watch gräbt den Schweizer Uhren den Umsatz ab, schreiben die Analysten der Bank in einer am Montag veröffentlichten Analyse.

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Die Experten von Barclays stützen ihre Argumentation insbesondere auf die Verkaufszahlen aus den USA. Im Mai 2014 belief sich der Exportwert Schweizer Uhren dort auf 204 Millionen Franken. Ein Jahr später bleiben nur noch 176 Millionen Franken. Das ist ein Minus von fast 14 Prozent, was über dem Durchschnitt liegt. Die Schweizer Uhrenexporte weltweit gingen um neun Prozent zurück.

Vorteilhafter Dollarkurs

Dazu kommt: Die Exporte in die USA sind regelrecht eingebrochen, obschon sich die Währungssituation verbessert hat. Im Mai 2014 lag der Dollarkurs unter 0.90 Franken, im Mai 2015 teilweise deutlich darüber. Das heisst: Für einen Dollar erhielt man mehr Franken. Schweizer Uhren waren im Dollarraum also günstiger als im Vorjahr – und wurden trotzdem weniger ausgeführt.

«Wir glauben, dass dies die ersten Auswirkungen der Apple Watch sind», schreiben die Barclays-Experten in einem Bericht dazu. In den USA ist die Uhr schon seit Ende April erhältlich. In der Schweiz kommt sie am Freitag, dem 26. Juni, in den Handel.

Rückgang bei günstigen Uhren

Das Geldhaus stützt sich auch noch auf ein zweites Indiz: Die Apple Watch steht nicht in Konkurrenz mit den Luxusuhren. Der US-Technologie-Riese hat seine smarte Uhr im unteren Preissegment positioniert. Entsprechend konkurriert die Apple Watch mit Zeitmessern, die für weniger als 500 Franken zu haben sind. Und genau in diesem Segment waren die Exportzahlen ebenfalls stark rückläufig.

Im Mai exportieren die Schweizer Uhrenbauer 372’000 Uhren mit einem Verkaufswert von 200 bis 500 Franken. Der Gesamtwert beläuft sich auf 115 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es 400'000 Einheiten mit einem Exportwert von 125 Millionen Franken. Die Exporte sind im niedrigpreisigen Segment also um acht Prozent eingebrochen.

Optimistisch für Swatch und Richemont

Dieser Trend zeigt auch sich für die anderen zwei Kategorien, die in der Statistik des Uhrenverbandes und der Eidgenössischen Zollverwaltung aufgeführt sind. Die Exportzahlen der Uhren, die weniger als 200 Franken kosten, sind um zehn Prozent geknickt. Uhrenexporte im Preissegment zwischen 500 und 3000 Franken gingen um elf Prozent zurück.

Unterm Strich bleiben die Barclays-Experten aber optimistisch für die hiesige Uhrenindustrie. Das Geldhaus geht davon aus, dass die grossen Schweizer Uhrenkonzerne – Swatch und Richemont – weiterhin stark bleiben. Entsprechend empfehlen die Experten der Bank, die beiden Titel im Portfolio überzugewichten.