Seit 1999 geht die Post im Bereich schnelle Kurierdienste privat ab. Während
sonst die internationalen Anbieter unisono über ungleiche Spiesse im
Wettbewerb klagen, schlagen sie im Bereich Expresspost moderate Töne an.
Peter Sutterlüti, früherer Leiter der staatlichen Expresspost und nun Präsident
der Lobby-Organisation der privaten Postanbieter KEP & Mail, fällt beim
Stichwort verzerrter Wettbewerb im Bereich der Kurierdienste wenig ein. DHL
bleibt auf diesem Gebiet ebenfalls einsilbig.
Der Grund: Im Expresspostbereich ist wie sonst nirgendwo der ehemals
geschützte Hag der Monopolpost vollständig abgerissen worden. Zahlen
markieren eindrücklich diese Entwicklung: Mittlerweile hat DHL mit einem
Marktanteil von 40% die Post mit einem Marktanteil von 30% deutlich auf den
undankbaren zweiten Platz verwiesen. Dort wird sie wiederum hart bedrängt
von der TNT Swiss Post mit geschätzten 26%.
Im schwierigen Umfeld des Geschäftsjahres 2003 ist nach Aussagen von
Postsprecher Richard Pfister keineswegs mit verbesserten Umsätzen zu
rechnen. Vergangenes Jahr tauchte die Expresspost mit 96 Mio erstmals unter
die 100-Mio-Fr.-Grenze ab. Dagegen strotzt der Konkurrent DHL vor
Optimismus und erwartet für 2003 ein Umsatzplus von 10%. Deshalb will der
Verwaltungsrat der Post noch in diesem Herbst zusammenkommen, um die
Weichen für die Verselbstständigung der Expresspost zu stellen.
Von der Privatisierung erwarten sich die Pöstler vor allem flexiblere
Arbeitszeiten und regional gestaffelte Löhne. Durch die Einbindung in den GAV
fürs Bundespersonal entstehen nach Aussagen des Pressesprechers bis zu
20% höhere Produktionskosten. Auf die Auslagerungswünsche reagiert die
Gewerkschaft ablehnend. Aber die Postgewerkschaft Kommunikation will die
Türe nicht ganz zuschlagen und signalisiert den Dialog mit den Modernisierern.
«Wir sind bereit über neue Arbeitszeitmodelle und Lohnmodelle zu diskutieren»,
sagt Giorgio Pardini, Vizepräsident der Gewerkschaft Kommunikation. Der
Bestandsschutz für die jetzt dem GAV des Bundespersonalgesetzes
unterstellten Angestellten ist für den Arbeitnehmervertreter aber unabdingbar.
Kuriere winken ab
Flexibilisierung soll nach Pfister auch auf einer anderen Ebene spielen. «Als
privatrechtliche Unternehmung können wir besser mit anderen Anbietern
Partnerschaften eingehen», sagt der Pressesprecher der Post. Schon jetzt
wollten sich die Pöstler ein für die etatistische Kultur des Hauses eher fremdes
Element einverleiben. Die Post deponierte in diesem Jahr ein
Übernahmeangebot an die beiden grossen Velokurier-Dienste Velo-Blitz in
Zürich und Beamer in Basel. Die Offerte wurde von den schnellen Pedaltretern
mit einer kühlen Gegenfrage abserviert: «Was kostet die Post?» Tatsächlich
kommen die Velokuriere im Windschatten der Grossen immer mehr aus ihrem
Nischendasein heraus. Mit dem neuen Service «Swissconnect» spannen die
Pedalritter ein nationales Netz, an dem auch SBB, Privatbahnen und Taxifahrer beteiligt sind.
Noch ist das Umsatzaufkommen mit 2 Mio Fr. bescheiden. Swissconnect-
Geschäftsführer Christoph Masoner ist aber überzeugt, dass das grosse
Potenzial längst noch nicht erschlossen ist. Masoner will trotz unfreundlicher
Übernahmeversuche keineswegs ausschliessen, mit der Post zu einem
Kooperationsmodell zu kommen.
Wenn die «Ökos» auf dem Velosattel längst von der puristischen Anwendung
der Muskelkraft abgekommen sind und für ihren schweizweiten Logistikverbund
auch Taxis und Spediteure miteinbeziehen, betont der Swissconnect-
Geschäftsführer: «Das Standbein für unsere Expressdienste soll die
Kombination von Velo und Bahn sein.» Bis ins Jahr 2007 sei dies durch die
Zusage der Bahn gesichert. «Leider wissen wir nicht, ob die Bahnen auch
langfristig als Kurier-Dienstleister auftreten.»