EY arbeitet zurzeit an der grössten Umstrukturierung seit Jahrzehnten. Dabei will die Unternehmensberatungsfirma ihr weltweites Prüfungs- und Beratungsgeschäft aufteilen, wie die «Financial Times» berichtet und sich dabei auf drei Personen beruft.
Der Vorschlag, der noch von den leitenden Partnern von EY ausgearbeitet wird, ist ein Versuch, den Interessenkonflikten zu entgehen, die die Branche immer wieder betreffen. Diese haben auch bereits zu regulatorischen Massnahmen im Vereinigten Königreich und den USA geführt.
EY und die anderen grossen drei Wirtschaftsprüfungsgruppen, die die Branche weltweit dominieren – Deloitte, KPMG und PwC –, sind wegen ihrer vermeintlich mangelnden Unabhängigkeit bei der Prüfung von Unternehmensabschlüssen bereits oft heftig kritisiert worden, da sie auch Honorare für Beratungs-, Steuer- und Geschäftsberatungsleistungen erhalten.
Freiwillige Aufspaltung
Eine freiwillige Aufspaltung wäre ein deutliches Signal von EY, mit lange geltenden Prinzipien im Business der Wirtschaftsprüfer zu brechen. Laut drei Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, haben die leitenden Partner von EY bereits Optionen für eine Umstrukturierung der weltweiten Aktivitäten geprüft. Die Pläne sehen etwa vor, dass eine auf die Wirtschaftsprüfung fokussierte Gesellschaft vom Rest des Unternehmens getrennt wird. Diese Firma würde Experten in Bereichen wie Steuern behalten, um Unternehmensprüfungen zu unterstützen, so die Quellen.
Dieser überraschende Schritt von EY wird wahrscheinlich von den Aufsichtsbehörden genau unter die Lupe genommen, aber auch die Konkurrenz unter Druck setzen, ähnliche Schritte in Erwägung zu ziehen.
Diese gibt sich gelassen: «Wir werden alle unsere Position überprüfen müssen, aber das wird nicht schnell und unüberlegt geschehen», sagte ein Senior Partner einer anderen Big-Four-Firma. Man wolle zuerst die Reaktion der Aufsichtsbehörden abwarten.
Jede Umstrukturierung würde eine Partnerabstimmung und eine breite Zustimmung der einzelnen nationalen Mitgliedsfirmen erfordern, die das globale Geschäft von EY bilden.
Starke Präsenz in der Schweiz
EY, das 312’000 Mitarbeitende in mehr als 150 Ländern beschäftigt, ist als Netzwerk rechtlich getrennter nationaler Mitgliedsfirmen strukturiert, die jedes Jahr eine Gebühr für ein gemeinsames Branding, Systeme und Technologien zahlen. In der Schweiz beschäftigt EY rund 2500 Mitarbeitende. Die Führungskräfte des Unternehmens versuchen, eine genaue Struktur zu finden, die «für alle funktioniert», sagte ein Mitarbeiter von EY gegenüber der FT.
Ein solcher Prozess könne «viele Monate» dauern, und es sei noch nicht sicher, dass es zu einer drastischen Umstrukturierung kommen werde, fügte die Person hinzu, räumte aber ein, dass die Änderungen von grosser Bedeutung wären, wenn sie beschlossen würden.«Wir wollen den Berufsstand auf einen neuen Weg führen», sagte die Person. «Wir sind uns bewusst, dass dies den Berufsstand verändern wird.» Man befinde sich aber noch im Anfangsstadium dieser Überlegungen, und es wurden noch keine Entscheidungen getroffen.
(tdr)