BILANZ: Herr Cannavale, Sie haben neu den Tessiner Investor Tito Tettamanti für Bravofly gewonnen, wie schon die Fiat-Besitzerfamilie Agnelli. Sie selbst halten mit weiteren Gründern und dem Management über 50 Prozent. Winkt jetzt der lange angekündigte Börsengang?

Fabio Cannavale: Wir haben gute Investoren mit tiefen Taschen. Bravofly zählt jetzt 52 Anteilseigner. Herr Tettamanti hält über die Beteiligungsfirma SSIP einige Prozent. Sicher ist ein Börsengang denkbar, wohl am Marktplatz Zürich. Es wird sich daran entscheiden, welche Zukäufe wir tätigen und was für Kapital nötig ist. Ich sehe einige Übernahmechancen.

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Sie haben Bravofly mit Zukäufen in Italien, Spanien und Frankreich gestärkt. Wäre der deutschsprachige Raum jetzt interessant?
Absolut. Ich kann mir eine weitere Übernahme gut vorstellen. Wir wollen uns auch auf neue Märkte wie Deutschland, Grossbritannien und Russland fokussieren und die bisherigen stärken.

Ihr Sitz ist im Tessin. Aber in der Schweiz sind Sie wie in Deutschland kaum präsent. Was ist los?
Im Tessin kennt man uns sehr wohl. Doch unsere Kunden dort kaufen lieber auf unserer italienischen Website Volagratis, jene aus der Genfer Region lieber auf der französischen Website. Es erscheint ihnen günstiger. In Deutschland wiederum tummeln sich so viele Konkurrenten. Es ist schwer dort. Aber ich habe Zukaufziele in Deutschland.

Wie wollen Sie es mit den vielen Rivalen aufnehmen? Bravofly ist ja nicht einmal immer der günstigste Anbieter.
Wir haben ein sehr breites Angebot mit einem Fokus auf Billigflieger. Das machen nicht alle. Aber der Preis ist nicht das einzige Thema unserer Kunden. Es ist auch der Service. Und da sind wir gut. Nur im Hotelgeschäft müssen wir noch stärker werden.

Guter Service? Das Internet ist voll von Beschwerden etwa deutscher Kunden wegen falscher Buchungen oder des Callcenters. Zudem addiert Bravofly erst im Buchungsprozess Gebühren. Ein Grund für Ihre Probleme dort?
Es ist überall das Gleiche. Wenn man den besten Kundenservice hat, gibt es auch Beschwerden. Wir wickeln pro Tag Tausende Buchungen ab, da gibt es auch einige unzufriedene Kunden. Wir haben dafür auch extra eine Servicepauschale. Sie sichert die Kunden ab.

Sie zogen mit Bravofly 2006 von Mailand in die Schweiz. Lockten die niedrigen Steuern?
Bedeutender war die geringere Bürokratie. Und in Italien ist es kaum möglich, einen Mitarbeiter zu entlassen, egal wie schlecht er arbeitet. Das ist ein grosses Problem, gerade für junge Firmen.

Im Jahr verkauft Bravofly Reisearrangements von gut einer Milliarde Franken, wovon rund 120 Millionen an Firmenumsatz bleiben. Wie kommen Sie weiter?
Wir sind schnell gewachsen, und Italien wie Spanien, die sich bald erholen, bringen uns voran. Künftig werden wir stärker Angebotspakete für Flug und Hotel schnüren. Das sowie der Zuwachs in neuen Märkten treiben uns an.