Das soziale Netzwerk Facebook drängt an die Börse: Der Antrag für das Vorhaben könne im Oktober oder November kommen, der Börsengang selbst im ersten Quartal 2012, berichtet der auf Finanzthemen spezialisierte Sender CNBC.

Damit würde das populäre Netzwerk mit seinen weltweit mehr als 500 Millionen Nutzern den Run auf Aktien von Internet-Firmen nutzen - das Schnäppchenportal Groupon, das Online-Karrierenetzwerk LinkedIn und den russischen Suchmaschinen-Betreiber Yandex aber weit übertreffen. Denn laut CNBS streben Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Co. eine Bewertung von rund 100 Milliarden Dollar an.

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Facebook gilt seit Monaten als Börsenkandidat und hatte den Schritt selbst erst im Mai als unausweichlich bezeichnet. Über Details gibt es bislang aber nur Spekulationen - etwa die Frage, wie viel seiner Anteile die Firma zunächst an die Börse bringen könnte und zu welchem Preis.

Auch am Montag wollte sich das Unternehmen nicht äussern. Experten haben bereits vor einer neuen «Blase» für Tech-Aktien gesprochen und vor einem Platzen gewarnt. CNBC zufolge könnte die US-Grossbank Goldman Sachs bei dem Facebook-IPO federführend sein.

Investoren wie im Fieber ...

Investoren haben die Bewertung von Facebook zuletzt immer höher geschraubt. Im Juni 2010 war das Unternehmen mit 23 Milliarden Dollar bewertet worden, im Januar 2011 von Goldman Sachs bereits mit mehr als dem Doppelten. Im März 2011 wollte ein Finanzinvestor einem Medienbericht zufolge bei Facebook einsteigen und bewertete es mit 65 Milliarden Dollar.

Facebook hatte Anfang 2011 etwa 2000 Mitarbeiter und weltweit mehr als 500 Millionen Nutzer. Das Jung-Unternehmen machte Bankenkreisen zufolge von Januar bis September 2010 bei einem Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar einen Netto-Gewinn von 355 Millionen Dollar.

Ihren jüngsten Höhepunkt hatte der Hype um Internet-Aktien Mitte Mai beim Börsengang des Online-Karrierenetzwerks LinkedIn. Deren Papiere waren am ersten Handelstag zeitweise um fast 120 Prozent in die Höhe geschnellt.

... oder erneut mit rosa Brille?

Einige Experten sagten darauf, zehn Jahre nach dem jähe Platzen der Technologie-Blase mit dem Höhenflug der Internetfirmen seien Firmen ohne nennenswerte Gewinne plötzlich wieder Milliarden wert, weil Investoren offenbar mit rosaroter Brille in die Zukunft blicken wollten.

Selbst LinkedIn war vom Höhenflug überwältigt: Noch Tage vor dem Börsengang hatten sie einen Firmenwert von rund drei Milliarden Dollar angepeilt. Stattdessen war das Netzwerk - eigentlich eine mit Lebensläufen gefüllte Internet-Datenbank - plötzlich zehn Milliarden Dollar wert.

Üblicherweise streben Börsenkandidaten und die beteiligten Banken ein Kursplus von rund 15 Prozent an: Auf diesem Niveau werden Anleger für ihren Mut ausreichend belohnt und das Unternehmen selbst hat nicht das Gefühl, seine Anteile unter Wert verkauft zu haben.

Facebook-Nutzung in den USA geht zurück

In der Branche wimmelt es von neuen Start-Ups und Trittbrettfahrern. «Die Leute gehen davon aus, dass eine Technologie-Firma ihren Platz für immer halten kann. Dabei gibt es immer einen Neuen, der irgendetwas besser macht», sagte etwa David Menlow von der auf Börsengänge spezialisierten Web-Seite IPOfinancial.com nach dem LinkedIn-IPO. Er erinnerte an den Hype, den die Seite MySpace hervorrief - um kurz darauf von Facebook überrannt zu werden.

(tno/sda)