Trotz aller Kritik gewinnt Facebook weiter neue Nutzer hinzu und lockt mehr Werbeerlöse an. Jetzt will Gründer Mark Zuckerberg offensiver die Positionen des Online-Netzwerks verteidigen. Er wolle nicht gemocht, sondern verstanden werden, sagt er.
Facebook hat im vergangenen Quartal die Marke von 2,5 Milliarden aktiven Nutzern erreicht und wächst weiter schnell. Doch auch die Kosten steigen, unter anderem weil das Online-Netzwerk immer mehr Mitarbeiter braucht. Zudem erschweren Datenschutz-Regeln wie die DSGVO das Werbegeschäft.
Im Schlussquartal 2019 stieg der Umsatz im Jahresvergleich um ein Viertel auf gut 21 Milliarden Dollar (19 Mrd Euro). Der Gewinn legte zugleich aber um vergleichsweise moderate sieben Prozent auf 7,35 Milliarden Dollar zu. Das Gewinnwachstum war langsamer als Anleger es von Facebook gewohnt ist. Die Aktie sackte im nachbörslichen US-Handel am Mittwoch mehr als sieben Prozent ab.
550 Millionen Dollar für Sammelklage in Illinois
Mit den Quartalszahlen gab Facebook auch eine Zahlung von 550 Millionen Dollar im US-Bundesstaat Illinois für die Beilegung einer Verbraucher-Sammelklage wegen der Gesichtserkennungs-Funktion auf der Plattform bekannt. Die Kläger hatten Facebook vorgeworfen, gegen lokale Gesetze verstossen zu haben, weil biometrische Daten ohne Wissen der Nutzer erhoben worden seien. Die Funktion schlägt Namen von Facebook-Freunden zum markieren in Fotos vor.
Facebooks Gründer und Chef Mark Zuckerberg kündigte an, er wolle die Positionen des Online-Netzwerks offensiver vertreten. «Mein Ziel für das nächste Jahrzehnt ist es nicht, gemocht, sondern verstanden zu werden», sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. «Damit man Vertrauen gewinnen kann, müssen die Leute wissen, wofür man steht.»
So wolle Facebook verstärkt die Redefreiheit, die Verschlüsselung und sein werbebasiertes Geschäftsmodell verteidigen. Dem Online-Netzwerk wird unter anderem vorgeworfen, es sammele zu viele Daten für die Personalisierung der Anzeigen und wolle Nutzer länger auf der Plattform halten, um ihnen mehr Werbung einzublenden.
41,41 Dollar pro US-Nutzer
In den USA machte Facebook im vergangenen Quartal einen durchschnittlichen Erlös pro Nutzer von 41,41 Dollar, fast ausschliesslich durch Werbung. Das war ein deutlicher Sprung von den 34,55 Dollar drei Monate zuvor. In Europa lag der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer lediglich bei 13,21 Dollar. Allerdings liege er in Westeuropa näher zum US-Niveau, sagte Finanzchef David Wehner. Zugleich räumte Facebook ein, dass Regeln wie die Europäische Datenschutz-Grundverordnung oder das ähnliche neue Datenschutzgesetz in Kalifornien es zum Teil schwieriger machten, Anzeigen zu personalisieren und ihre Effizienz zu messen.
Die Zahl mindestens einmal im Monat aktiver Nutzer erreichte 2,5 Milliarden nach einem Zuwachs von 50 Millionen binnen drei Monaten. Täglich kamen im vergangenen Quartal 1,66 Milliarden Nutzer zu Facebook. Zusammen mit anderen Apps wie etwa Instagram oder WhatsApp kommt der Konzern auf 2,89 Milliarden Nutzer im Monat.
Tino Krause ist Facebook-Chef für den deutschen Sprachraum. Ein Interview über seine Pläne in der Schweiz, Datenskandale und Coolness. Mehr hier.
(awp/sda/gku)