Facebook will 2020 seine eigene Cyberwährung lancieren und damit in den weltweiten Zahlungsverkehr einsteigen. Sollte auch nur ein Bruchteil von Facebooks knapp 2,5 Milliarden aktiven Nutzern mit Libra Finanztransaktionen tätigen, wäre eine schnelle Verbreitung sicher.

Über die möglichen Auswirkungen wird seit der Ankündigung viel diskutiert. Auch einige Regulatoren hat Facebooks Ankündigung bereits auf den Plan gerufen. Sie warnen vor den Risiken für das internationale Finanzsystem. Dieser Meinung ist auch die oberste Zentralbank der Welt, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Sie rät Politik und Regulatoren, schnell darauf zu reagieren.

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Dass die grossen Techkonzerne wie Facebook, Amazon und Alibaba in den Finanzdienstleistungssektor vordringen, habe zwar auch einige Vorteile: etwa schnellere Transaktionen und niedrigere Kosten, vor allem in unterentwickelten Ländern. Gleichzeitig könnten sie aber auch die Stabilität eines Bankensystems untergraben, das sich noch nicht lange von der Finanzkrise 2008 erholt hat.

So würden digitale Währungen ausserhalb des heutigen Finanzsystems den Wettbewerb einschränken und Datenschutzprobleme aufwerfen, warnt die BIZ in einem eigenen Kapitel ihres Jahresberichts.

«Wir sollten darauf reagieren, dass die grossen Technologiefirmen zunehmend Finanzdienstleistungen erbringen. Nur so können wir von den Vorteilen profitieren und gleichzeitig die Risiken begrenzen. Dabei sind Finanzregulatoren, Wettbewerbs- und Datenschutzbehörden gefordert», sagt Forschungsleiter Hyun Song Shin im Jahresbericht der BIZ.

Als die BIZ ihren Bericht verfasste, wussten die Experten wahrscheinlich noch nichts von Facebooks Plänen, schon bald eine eigene Währung zu lancieren. Nun ist der Bericht aktueller denn je. Die Zentralbank der Zentralbanken mit Sitz in Basel schlägt auch vor, dass sich die Regulierung international koordiniert werden solle, um Geldwäsche zu verhindern und letztlich die Konsumenten zu schützen.

Zahlungsdienste, Versicherungen, Kredite

Das BIZ-Papier bezieht sich natürlich nicht nur auf Facebook. Tech-Konzerne wie Alibaba und Ebay sind auch in die Finanzwelt eingestiegen: mit ihren Zahlungsdiensten Alipay und PayPal. Andere bieten Versicherungsprodukte an und nutzen ihre Plattformen als Vertriebskanal für Produkte von Drittanbietern, etwa Auto- und Krankenversicherungen. Einige weitere vergeben sogar Kredite, vor allem an kleinere Unternehmen und Konsumenten.

Dabei räumt ihnen die BIZ besonderes Potenzial in Schwellenländern und weniger entwickelten Ländern ein. Dort sind die Zahlungsmöglichkeiten für viele Menschen begrenzt, da weite Teile der Bevölkerung über kein Bankkonto verfügen. Gleichzeitig ist die Mobilfunk-Verbreitung aber sehr hoch.

Ausbreitung in China, Südostasien, Ostafrika und Lateinamerika

Die Angebote der Tech-Unternehmen ermöglichen wesentliche Finanzdienstleistungen, einschliesslich bargeldloser Zahlungen, die vielen Menschen und kleinen Firmen vorher nicht möglich machen.

Daher breiten sie sich vor allem in China, aber auch in Südostasien, Ostafrika und Lateinamerika rasch auch. Finanzdienstleistungen gehören zwar noch nicht zum Hauptgeschäft der Tech-Konzerne, machen aber immerhin bereits elf Prozent ihrer Einnahmen aus.

Die neuen Marktteilnehmer haben laut BIZ einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Banken: Indem sie kleine Unternehmen und Privathaushalte ohne Bankkonto bedienen. Daher sei es auch wichtig, dass die Regulierungsbehörden gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen grossen Technologieunternehmen – welche einen breiten Kundenkreis und den Zugang zu Daten haben – und Banken sicherstellen.

SNB ist «entspannt»

Anders scheinen das Thema die hiesigen Zentralbanker zu sehen: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) zeigt sich Facebooks Plänen gegenüber «entspannt». So zumindest äusserte sich von einigen Tagen ein SNB-Vertreter. Demnach gibt die SNB sich offenbar mit der Ankündigung in Facebooks Whitepaper zufrieden, die Initiatoren wollten sich an die Regeln halten.