Kaum ist die Aufregung des Facebook-Skandals um Cambridge Analytica abgeflacht, macht der Social-Media-Riese wieder von sich Reden: Offenbar hat Facebook grosse US-Banken gebeten, detaillierte Finanzinformationen über ihre Kunden auszutauschen, einschliesslich Kartentransaktionen und Kontoständen. Facebook möchte damit den Nutzern neue Dienstleistungen anbieten, wie das «Wall Street Journal» schreibt. 

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So wolle Facebook zunehmend eine Plattform sein, auf der Menschen Waren und Dienstleistungen kaufen und verkaufen und sich mit Freunden verbinden. Konkrete Anfragen für einen Datenaustausch gingen im vergangenen Jahr etwa an die Banken JPMorgan Chase, Wells Fargo & Co, Citigroup und U.S. Bancorp. Facebook plane etwa eine Funktion, die den Benutzern ihre Kontostände zeigen würden, schreibt die Zeitung weiter.

Laut Insidern ist für die Banken der Datenschutz ein Knackpunkt in den Gesprächen mit Facebook. Laut Facebook würden die Bankdaten nicht für Werbezwecke verwendet oder an Dritte weitergeben. «Wir verwenden keine Kaufdaten von Banken oder Kreditkartenunternehmen für Anzeigen», sagte Sprecherin Elisabeth Diana zum «Wall Street Journal». «Wir haben auch keine besonderen Beziehungen, Partnerschaften oder Verträge mit Banken oder Kreditkartenunternehmen, um die Kaufdaten ihrer Kunden für Anzeigen zu nutzen.»

Facebook unter Druck

Facebook steht unter Druck und versucht, neue Felder zu erschliessen. In Europa ist zuletzt die Nutzerzahl erstmals gesunken. Letzten Monat verlor das Unternehmen an einem Tag 120 Milliarden Dollar von seinem Marktwert, nachdem es vermeldete, dass sich das Wachstum zu verlangsamen beginne.

Doch auch die Banken stehen unter Druck: Für sie ist es wichtig, Beziehungen zu grossen Online-Plattformen aufzubauen, die Milliarden von Nutzern erreichen und einen wachsenden Anteil des Handels vorantreiben. Banken versuchen auch, mehr Nutzer digital zu erreichen. Viele kämpfen damit, im mobilen Zahlungsverkehr Fuss zu fassen.

Noch aber zögern sie, zu viel Kontrolle an Dritte wie Facebook abzugeben. Sie halten ihre Kunden lieber auf den eigenen Websites und Apps.

Auch Google und Amazon wollen Finanzdienste anbieten

Anfrage gab es laut der Zeitung aber auch von Google und Amazon. Sie hätten Banken darum gebeten, Daten zu teilen, um grundlegende Bankdienstleistungen auf Anwendungen wie Google Assistent und Alexa zur Verfügung zu stellen, so die Zeitung.

«Wie viele Online-Unternehmen sprechen wir routinemässig mit Finanzinstituten darüber, wie wir die Handelserfahrungen der Menschen verbessern können, wie zum Beispiel einen besseren Kundenservice zu ermöglichen», sagte Facebook-Sprecherin Diana. «Ein wesentlicher Teil dieser Bemühungen ist es, die Informationen der Menschen sicher und geschützt zu halten.»

Facebook hat seit dem Skandal um Cambridge Analytica eine strengere Haltung zum Datenschutz eingenommen. Ein Datenschutzteam hat neue Funktionen wie «clear history» eingeführt, die es den Benutzern ermöglichen, zu verhindern, dass der Dienst ihre Browser-Daten sammelt. Das Portal bemüht sich auch, die Benutzer auf ihre Privatsphäre-Einstellungen hinzuweisen.

(bsh)