Unsere Angebote ergänzen sich, wir können die verschiedenen Bereiche jetzt aus einer Hand offerieren», sagt Mibag-CEO Stéphane Schneider. Seit die Facility-ManagementDienstleisterin Mibag von der französischen ETDE übernommen wurde, gehört sie – wie die Gen eralunternehmen Losinger und Marazzi (siehe auch Seite 82) zum französischen Bouygues-Konzern. Die Ergänzung für Losinger/Marazzi, die beide selbst nicht im FM tätig sind, und die Möglichkeit, von der Schweiz aus auch andere europäische Märkte zu erschliessen, hätten für Bouygues einen Kauf der Mibag besonders attraktiv gemacht, erklärt Schneider. Dass es im Hinblick auf Public-Private-Partnership-Projekte (PPP) ein Vorteil sei, «sich auf einen erfahrenen FM-Partner stützen zu können», erwähnt man bei Losinger. Die ETDE verfügt über Erfahrungen mit PPP und ist im Facility Management bisher in Frankreich, England und der Schweiz tätig.
Bilfinger Berger kauft zu
Der Besitzerwechsel bei der Mibag ist nicht der einzige. Im Juli 2007 baute der deutsche Baukonzern Bilfinger Berger, ebenfalls sehr PPP-erfahren, sein FM-Geschäft in der Schweiz mit der Übernahme der externen Immobiliendienstleistungen (115 Beschäftigte) der PSP Swiss Property aus. Die neu gebildete EPM Swiss Property Management «für anspruchsvolle institutionelle und private Anleger im Wohn- und Geschäftshausbereich» könne zusammen mit den beiden bisherigen Gruppengesellschaften HSG Facility Management und Serimo Immobiliendienste «erhebliche Synergiepotenziale erschliessen», schrieb der Konzern, der sich als «einer der wenigen Komplettanbieter für integriertes Facility und Property Management in der Schweiz» bezeichnet. Die Leistung von Bilfinger Berger hierzulande werde 2007 auf gut 80 Mio Fr. steigen.
Umsatzmässig die Nummer eins ist die ISS Schweiz. Deren dänische Mutter (350000 Beschäftigte in 46 Ländern) wurde 2005 von Private-Equity Fonds gekauft und in der Folge von der Börse genommen. Die neue Konzernstrategie legt den Fokus verstärkt auf Integral Facility Services (IFS). 2006 übernahm die ISS die Edelweiss FM (740 Mitarbeitende, ex UBS) und erzielte mit 9000 Beschäftigten einen Umsatz von 395 Mio Fr. Für 2007 wird ein Wachstum von 20% angestrebt.
Grössenvergleiche sind im FMGeschäft schwierig, weil die Abgrenzungen unterschiedlich vorgenommen werden und die verwendeten Kennzahlen nicht einheitlich sind. Mibag betrachtet sich als Marktführerin, wenn es um integrale Lösungen geht. Sie betreute 2005/06 mit gegen 1000 Beschäftigten Assets von rund 6,5 Mrd Fr. (1200 Gebäude, 50000 Arbeitsplätze, 3 Mio m2 bewirtschaftete Flächen). Der Umsatz betrug 274 Mio Fr., inklusive eingekaufte Leistungen von 120 Mio Fr. Die Reinigung zum Beispiel besorgt Mibag nicht selber.
Nummer drei ist die US-amerikanische Johnson Controls IFM (860 Beschäftigte, 216 Mio Umsatz), die in der Schweiz Fuss gefasst hat, als Novartis ihre Gebäudebewirtschaftung outsourcte.
Stéphane Schneider ist vom Potenzial des hiesigen FM-Marktes überzeugt: «Das konkrete Wachstum wird davon abhängig sein, was outgesourct wird und ob bei dieser Entwicklung auch die öffentliche Hand mitmacht.»
Die GU reagieren unterschiedlich
Die meisten grossen FM-Unternehmen entstanden, indem Grosskonzerne (Banken, Versicherungen, Industrie) ihre Immobilienbewirtschaftung ausgliederten. Was aber schneiden sich die Schweizer GU von diesem Kuchen ab? Das Facility Management gewinne zunehmend an Bedeutung, bestätigt VSGU-Geschäftsführer Bernhard Büchler. Weil es für dieses (Zusatz-)Geschäft aber eine gewisse Grösse brauche, seien es in erster Linie die grossen GU, die sich um diesen Bereich kümmerten.
Ein Teil der Generalunternehmer verzichtet weiterhin mehr oder weniger ausdrücklich auf ein eigenes Facility Management, weil sie keine zusätzlichen Geschäftsfelder aufbauen und den Apparat klein halten wollen.
Know-how für Projekte gewinnen
Der Vertreter des zweitgrössten Schweizer GU, Hans-Peter Domanig, Konzernbereichsleiter Real Estate bei Implenia, geht generell davon aus, «dass die Schweizer GUs ihre Wertschöpfungskette in Zukunft verbreitern und verstärkt im FM tätig sein werden». Domanig glaubt an die zunehmende Bedeutung des FM, weil es dem Kunden mit «optimierten Investitionskosten durch ein optimiertes Gesamtkonzept» und «garantierte Betriebsnebenkosten» handfeste Vorteile bringe. Und Mibag-Chef Stéphane Schneider erwartet, dass bei grossen, technisch anspruchvollen Projekten die Kunden zunehmend einen einzigen Ansprechpartner für Bau und Betrieb wünschen.
Bei Implenia ist die Reuss Engineering für das strategische und technische Facility Management und die Privera (1200 Beschäftigte, 80000 verwaltete Objekte) für das kaufmännische und infrastrukturelle FM zuständig.
Der grösste Schweizer GU, die Karl-Steiner-Gruppe, Zürich, will das Facility Management «nicht wahnsinnig ausbauen», wie CEO Arthur Wettstein bemerkt. Der Bereich Steiner Immoservices (65 Beschäftigte) sei «primär Mittel zum Zweck», indem man Feedback und Erfahrungen aus den selbst realisierten Liegenschaften gewinne und dieses Know-how «vorne bei den Projektteams» wieder einspeise. «Es ist gut, wenn man selbst sieht, was das Objekt taugt, das man gebaut hat», sagt Wettstein.