Der 7. Oktober 2011 war ein ganz besonders erquickender Tag im Leben des Robert da Ponte. Im Verein «St. Moritz Automobile Club SMAC» liess er zusammen mit anderen Autofreaks kräftig den Gummi schmelzen. Beim Anblick der Luxuskarossen Marke Porsche, Ferrari oder Maserati geriet er in Ekstase: «Es ist besser als Sex!», entfuhr es ihm.
Heute sieht da Pontes Lage ein wenig anders aus. Diesen Herbst erlebt der Chef von Rothsinvest Asset Management in Italien hinter Gittern, nachdem ihn die Polizei in München im Sommer schnappte. Italienische Staatsanwälte ermitteln wegen Verdachts auf Geldwäscherei und Anlagebetrug in Millionenhöhe. Verwaltungsratspräsident Manuel Brandenberg behauptete, da Ponte hätte mit seinen Leuten aus Italien die Firma missbraucht.
Rohrkrepierer in den USA
Zur verflossenen Begeisterung da Pontes trug auch der hochgetunte BMW M3 von Rothsinvests «Chief Manager Investment» S. bei. Er tat sich 2011 mit einem Millionen-Aktiendeal zwischen Rothsinvest und der amerikanischen Pennystock-Firma Bionovo hervor. Vor wenigen Tagen ging die Firma bankrott, das «Investment» der Rothsinvest war ein Rohrkrepierer. Heute sagt S. handelszeitung.ch, er sei nie unterschriftsberechtigt gewesen.
«Schürfrechte» in Peru
Im noblen Bündner Autoclub verkehrten nicht nur Rothsinvest-Experten mit Spezialgebiet Penny-Stock: Auch der Deutsche Sebastian Wahl, Wahlperuaner mit Sitz in Lima, war ein wohl gelittener Gast.
Ihn und seinen Vater zog die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) Ende Juli 2011 nach einer Untersuchung aus dem Verkehr. Die Finanzaufseher verboten ihnen, selbst oder für Dritte ohne Bewilligung kollektive Kapitalanlagen zu bilden oder zu vertreiben. Wahls Firmen waren gewerbsmässig als Effektenhändler unterwegs und verstiessen gegen das Börsengesetz. Auch sie «spezialisierten» sich auf Penny-Stocks – also Aktien von Kleinstfirmen mit angeblich goldener Zukunft.
Die Firmen verkauften etwa für über 1 Million Dollar Aktien der Swiss Mining & Consulting Ltd für «Schürfrechte» angeblicher Goldvorkommen in Peru. Die Gelder wurden jeweils auf Konti der Firma ARC Private Investments eingezahlt. Für Aktien der RUF & Arc AG, welche die Produktion von Sportwagen übernehmen sollte, wurde schätzungsweise eine Million Franken kassiert. Die Effektenhändler-Aktivitäten der Wahls umfassten x Firmen in diversen Ländern und Bankkonti von der Walliser Kantonalbank über die ZKB bis zur Bank Julius Bär und der UBS. Die entsprechenden Akten liegen handelszeitung.ch vor.
Unglückliche Engagements
Sebastian Wahl war mit Rothsinvest-Kadern bestens bekannt. Auch mit O., der sich Mitte 2011 aus der Firma verabschiedete. Der Finanzexperte hatte in der Vergangenheit nicht immer Glück in der Auswahl seiner Engagements.
2003 gab er den VR-Posten bei der Swiss Forex wegen eines «Interessenskonflikts» mit dem Forex-Dienstleister Ipco Investment ab. Bei Swiss Forex mischte Hooman Esmail Zadeh mit, der seinerseits im Leumi-Anlageskandal auftauchte.
Die Ipco Investment AG war eine Vermittlerin von Devisengeschäften und geriet 2004 ins Visier der Behörden, als sich herausstellte, dass einzelne Exponenten und Broker, mit denen die Firma zusammengearbeitet hatte, auf betrügerische Weise Anlagegelder veruntreut hatten. O. verliess das Unternehmen 2005, nachdem er sich für eine Begrenzung des Schadens eingesetzt hatte und kurz bevor die Firma von Amtes wegen liquidiert wurde, sagte er handelszeitung.ch.
Der Millionenschaden des Schwyzer Forex-Dealers Ipco Investment beschäftigt die Justiz bis heute. Diese Saga wird auch im nächsten Jahr noch zu Reden geben.
«Have a wonderful party!»
Erfolgreich war das Engagement von O. für wohltätige Zwecke: Er ist Vorsitzender der «White Christmas Society». Seit Jahren versammeln sich im Nobelhotel «Baur au Lac» um Weihnachten Personen vor allem aus der Wirtschaftsszene. Es gibt Häppchen, andächtige Musik, ein weihnachtliches Mahl und gespendet wird auch immer für gute Zwecke. Seit 2007 kamen so fast 200'000 Franken zusammen, sagte O. gegenüber der Redaktion.
Die Rothsinvest Asset Management war 2010 einmalig Partner des «White Christmas Balls» und Robert da Ponte nahm mit seiner Frau daran teil. Möglicherweise liess sich Frau da Ponte von der wohltätigen Veranstaltung inspirieren: Sie registrierte ihrerseits die Marke «Angel Nights» fürs «Sammeln von Spenden für Wohltätigkeitszwecke». Die Marke wurde vom gleichen Anwalt registriert, der auch die Marken der Rothsinvest anmeldete und der ebenfalls im Anlageskandal der NicStic AG als Vertreter eines Drahtziehers dieser Masche auftrat.
Am Anlass 2011 nahmen Rothsinvest Asset Managament und die da Pontes nicht mehr teil - sie waren verhindert: «So sorry, we are in London. Have a wonderful party!» liessen die beiden die Veranstalter wissen. Sie werden wohl auch heuer dem Anlass fernbleiben.