BILANZ: Weshalb haben Sie Fantastic übernommen?
Luigi Carlo De Micco: Seit längerem suche ich einen Börsenmantel. Doch bei vielen Unternehmen kamen Altlasten zum Vorschein, weshalb mir der Einstieg zu riskant erschien. Vor einigen Monaten habe ich Fantastic näher angeschaut. Der Firmenmantel hat sauber ausgesehen, die Altlasten scheinen bereinigt zu sein. Zudem gefällt mir der einstige Geschäftszweck, die Breitbandtechnologie. Auch die Patente erachte ich als attraktiv.
Welche Rolle haben diese Patente gespielt?
Die Lizenzen und Patente haben beim Übernahmeentscheid eine wichtige Rolle
gespielt. Da sehe ich einiges an Potenzial. Denn erst heute sind Breitbandtechnologien und deren Tools ein grosses Thema. Fantastic war fast zu früh mit ihren Ideen. Allerdings finden wir erst jetzt Zeit dazu, diesen Fundus zu analysieren. Das ist auch unser erstes Ziel, nämlich festzustellen, was bei Fantastic vorhanden ist und welches Potenzial besteht. Danach müssen wir untersuchen, wie man das verwerten kann.
Die Machtübernahme war ein Coup. Wann haben Sie diesen Handstreich geplant?
Ich bin seit einigen Monaten Aktionär. Meine Pläne habe ich Ende Juli der Presse vorgestellt und mich gleichzeitig als Verwaltungsrat beworben. Darauf wurde ich von Investoren angesprochen. So konnte ich diesen zeigen, dass ich nicht nur Ideen und Produkte, sondern auch die Finanzierung mitbringe. Ich will also nichts von den bestehenden Aktionären, sondern bringe mein eigenes sowie das Kapital von Institutionellen mit. Das nützt allen Aktionären.
Wie viele Aktien haben Sie an der Generalversammlung von Mitte August besessen?
Exakt 100 Stück.
Andere mit höheren Beteiligungen haben eigene Pläne mit Fantastic verfolgt. Wie konnten Sie als Kleinstaktionär diese von Ihrer Idee überzeugen?
Mit Fakten. Einmal verfüge ich über viel Erfahrung im IT-Geschäft, und auch mein Netzwerk kann sich sehen lassen. Ein wichtiger Punkt ist zudem mein finanzieller Background.
Welche Funktionen soll Fantastic übernehmen?
Fantastic wird als Holding für unsere operativen Tätigkeiten in Spanien, Deutschland und der Schweiz funktionieren. Der Firmensitz ist weiterhin Zug. Allerdings wird die Personaldecke sehr dünn sein. Sicher ist vorderhand nur, dass das Rechnungswesen und das Konzernmarketing von der Schweiz aus betrieben werden. Letzteres ist ja auch meine Domäne; ich bringe Produkte auf die Strasse, das kann ich gut.
Sie bringen auch eine Liegenschaft auf Mallorca als Sacheinlage ein. Wer hat deren Wert geschätzt?
Das waren zwei unabhängige Gutachter. Diese Immobilie hat eine ideale Lage, es stecken strategische Ideen dahinter.
Was soll Fantastic mit einer Liegenschaft in Spanien anfangen?
Mallorca wird ein Standort der neuen Firmengruppe, und zwar ein wichtiger. Wir werden dort Software entwickeln, ein Callcenter einrichten sowie Beratung und andere Dienste anbieten. Mallorca ist ein interessanter Platz, wo sich schon einige Unternehmen aus dieser Branche etabliert haben.
Sie bringen auch alle Aktien Ihrer Softwarefirma Datapol ein. Wie wurde deren Wert ermittelt?
Diesen Wert hat ein Wirtschaftsprüfer ausgerechnet. Als ich das Ergebnis vernahm, musste ich leer schlucken, denn ich habe eine höhere Summe erwartet. Die Datapol-Produkte aus dem Bereich Internetsicherheit sind hochattraktiv. Doch ich habe die Bewertung akzeptiert.
Nach der Kapitalerhöhung bestehen 1,25 Milliarden Fantastic-Aktien. Ist das nicht absurd?
Ja, das ist gigantisch. Dies lässt sich jedoch korrigieren. Beispielsweise können wir die Zahl der Aktien über einen Reverse-Split reduzieren. Doch ein solcher Schritt ist nicht vordringlich.
Die Kapitalerhöhung bringt eine starke Verwässerung mit sich, der Fantastic-Kurs dürfte um 80 Prozent abstürzen …
… das glaube ich nicht. Die Titel notierten schon einmal um die drei Cent herum und schossen dann in die Höhe, doch ohne Perspektive, ohne neue Investoren. Der Kurs explodierte einzig wegen der Meldung, möglicherweise könnten Investoren einsteigen. Heute jedoch verfügt das Unternehmen wieder über eine Zukunft. Ich besitze lieber ein Prozent einer Firma mit Zukunft als fünf Prozent einer Gesellschaft, die keine Zukunft hat. Wer jetzt bei Fantastic aussteigt, ist selbst schuld. Zumal die Altaktionäre bei der ersten Stufe der Kapitalerhöhung neue Titel für einen Rappen zeichnen können, während ich das Doppelte bezahle.
Ihr nächster Schritt?
Momentan machen wir eine Bestandesaufnahme. Voraussichtlich im November werden wir eine Pressekonferenz einberufen. Da wollen wir Zahlen und Pläne präsentieren.