«Ich trug eine Krawatte, setzte mich an den Schreibtisch, und nach drei Stunden gabs nichts mehr zu tun», beschrieb Uli Hoeness einst seinen ersten Arbeitstag als Manager des FC Bayern München. Das war im Mai 1979; ein Knorpelschaden im Knie hatte die erfolgreiche Sportlerkarriere des Aussenstürmers bereits mit 27 Jahren beendet. Zwölf Millionen D-Mark Umsatz verzeichnete der Verein damals, sieben Millionen D-Mark Schulden und 20 Mitarbeiter. Hoeness, der zwei Semester am Lehramt studiert hatte, machte daraus in den letzten 34 Jahren ein kerngesundes Unternehmen mit heute 373 Millionen Euro Umsatz, 11 Millionen Gewinn und fast 500 Mitarbeitern.
Grundsolide. Nur Real Madrid, der FC Barcelona und Manchester United setzen mehr um. Doch die versinken in Schulden. Anders die Bayern: Auf dem berühmten Festgeldkonto der Hausbank Hauck & Aufhäuser liegen über 100 Millionen Euro. Die – stets ausverkaufte – Allianz Arena wird Ende des Jahrzehnts abbezahlt sein. Dann, so kündigte Hoeness an, werde der Verein der reichste Club der Welt sein. Der Markenwert des FC Bayern beträgt nach Berechnungen von Brand Finance 750 Millionen, der Transferwert der Spieler über 500 Millionen Franken. Die Kasse der Bayern wird sich in der laufenden Rekordsaison weiter füllen: Die Meisterschaft wurde bereits sechs Spieltage vor Saisonende klargemacht, der Club steht im Pokalfinale, die Chancen auf den Gewinn der lukrativen Champions League sind gut wie lange nicht mehr.
Während Hoeness privat gerne den Zocker gibt, wird der von ihm geführte Club für sein solides Wirtschaften gerühmt. Clubs wie Chelsea, Paris St-Germain oder Manchester City lachten sich milliardenschwere, aber launische Mäzene an. «Wir haben keine Mäzene, sondern Werbepartner», sagt dagegen Hoeness: «Mäzene fördern einen Verein aus reiner Begeisterung. Ein Werbepartner erhält einen Gegenwert. Es ist eine Win-win-Situation.» Hoeness holte Sponsoren wie die Deutsche Telekom (25 Millionen Euro pro Jahr), Allianz (6) und Adidas (5) an Bord. Dem Sportausrüster verkaufte er wie auch an Audi 9,1 Prozent der FC Bayern München AG. In deren Aufsichtsrat trifft sich Deutschlands Wirtschaftselite: VW-Chef Martin Winterkorn ist dort ebenso Mitglied wie Adidas-CEO Herbert Hainer, Dieter Rampl, VR-Präsident der UniCredit Group, oder der künftige Telekom-Chef Timotheus Höttges.