Es war das Klassentreffen der Schweizer Brauerei-Szene, und es war gut besucht: Am Vortag des Tags des Schweizer Bieres trafen sich die Brauerinnen und Brauer am Donnerstagabend in Baden zur Kür der besten Biere. Rund 400 Biere waren im Vorfeld eingeschickt worden, knapp ein Drittel von ihnen erhielt aufgrund der Blinddegustation eine Auszeichnung, wie der Schweizer Brauerei-Verband mitteilt. Letztmals fanden die Swiss Beer Awards 2019 statt.
Am meisten Auszeichnungen heimste der Marktführer aus Rheinfelden ein, wie eine Auswertung der publizierten Detailergebnisse durch die «Handelszeitung» zeigt (siehe auch Grafik). Insgesamt 12 Biere der Brauerei Feldschlösschen wurden ausgezeichnet, davon drei mit einer Goldmedaille als bestes Bier ihres jeweiligen Stils. Drei weitere Auszeichnung holte die Feldschlösschen-Töchter Valaisanne. Gold erhielt Feldschlösschen für das Zwickelbier Braufrisch, das alkoholfreie Bier der Marke Cardinal und für sein Weizenbier.
Nachdem bei letzten Mal nicht zwischen unterschiedlichen Auszeichnungen unterschieden wurde, sei man nun wieder zum alten System mit den olympischen Medaillen zurückgekehrt, sagt Brauer-Verbandsdirektor Marcel Kreber. Das beste Drittel der eingereichten Biere wurde prämiert. Die drei besten jeder Kategorie erhielten eine Gold-, Silber oder Bronze-Medaille. Die übrigen Biere wurden mit «anthrazit» ausgezeichnet.
Auf dem zweiten Rang der Gesamtwertung landet die Winterthurer Doppelleu-Boxer mit 11 Auszeichnungen und ebenfalls drei Goldmedaillen. Drittplatziert ist Schützengarten aus St. Gallen mit acht Auszeichnungen und zwei Goldmedaillen. Deutlich zurückgefallen ist Eichhof: 2017 landete die Luzerner Heineken-Tochter noch mit sieben Auszeichnungen auf Platz 2. Heuer reichte es nur noch für drei Medaillen.
Heineken, mit Calanda und Eichhof die zweitgrösste Brauerei der Schweiz, wäre insgesamt immerhin noch auf Rang drei gekommen. Zusammen holten die zwei Braustätten acht Auszeichnungen. Davon fünf Goldmedaillen, was für sich alleine ein Spitzenwert wäre.
Nachdem 2019 noch ausserordentlich viele Weizenbiere ausgezeichnet wurden, lagen dieses Jahr die Lagerbiere mit acht Auszeichnungen zuvorderst. Zum besten Lagerbier kürte die Jury jenes von Calanda, vor Schützengarten und der Brauerei Baar. Das beste Spezial (Pilsner Stil) schickte die Brauerei Rosengarten in Einsiedeln ein. Dahinter landeten Schützengarten und Valaisanne.
Nach wie vor ein Trend scheinen die hopfigen India Pale Ales zu sein, von denen gleich 14 in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet wurden. Das beste klassische IPA gebraut hat Doppelleu. Das beste Session IPA, eine Variante mit weniger Alkohol, kam von Dr. Gab’s im Lavaux. Und in der Kategorie Extra IPA gewann die Allschwiler Kitchen Brew mit ihrem Dark IPA.
Bio ausser Konkurrenz, Preise für die Lernenden
Ausser Kategorie, und doch irgendwie erwähnt, liefen die Bio-Biere mit, nachdem bei der letztmaligen Ausgabe 2019 kritisiert wurde, dass «Bio-Bier» damals wie ein eigener Bierstil behandelt wurde. Den ersten Platz in dieser Sonderwertung holte die Wädi-Brau-Huus AG aus Wädenswil mit einem dunklen Zwickelbier.
Zudem ausgezeichnet wurden die Lehrlinge von Doppelleu-Boxer (Gold), Feldschlösschen (Silber) und Egger (Bronze) für ihre Lernenden-Biere.
Es fällt auf, dass zunehmend exotischere Biere zur Prämierung eingereicht – und ausgezeichnet – werden. So holten sich nicht weniger als sieben Barley Wines, also holzfassgereifte Starkbiere mit eher wenig Kohlensäure, eine Auszeichnung (Gold für LägereBräu in Baden). Unter der etwas sonderbaren Kategorien-Bezeichnung «Frucht-/Gemüse-/Pflanzenbier» holte sich die Fischinger Pilgrim eine Medaille für ihr tanniges Waldbier.
Ein Bierstil für fast jeden
Überhaupt gab die eine oder andere Kategorie unter den an der Preisverleihung anwesenden Brauern und Brauerinnen zu reden. Wie genau unterscheidet sich ein «unfiltriertes Spezial» von einem «Zwickelbier»? Braucht es neben der Kategorie «Mixgetränke» (braucht es die überhaupt?) auch noch eine Kategorie «Panaché»? Ist ein «Schwarzbier» wirklich so anders als ein «dunkles Lager»?
Fast schon ein Klassiker ist die Kategorie «mildes Lager» in der einmal mehr – und als einziges Bier – das «Glatsch» von Grossbrauerei Calanda ausgezeichnet wurde, und damit auch gleich eine Goldmedaille erhielt. Haben sich da die einflussreichen Brauereien vielleicht für sie passende Kategorien geschneidert? Doch nach ein, zwei Gläsern Bier waren bei den meisten Anwesenden auch diese bösen Gedanken vergessen…
Die detaillierte Liste aller Ergebnisse finden Sie auf der Website des Swiss Beer Award
1 Kommentar
Calanda - Goldmedaille in der grössten Bierkategorie und die meist-gold-prämierte Biermarke der Schweiz. Viva.