Wenn sich Hunde und Katzen unter die Schränke und Betten verkriechen, wenn die Schweizerinnen und Schweizer mit offenen Mündern in den Himmel starren und einander «Oh!» und «Ah!» zurufen, weil sich ein farbenprächtiger Sternenregen über Seen und Matten ergiesst, dann feiert die Schweiz ihren Nationalfeiertag. Und die Feuerwerksbranche ihren Zahltag.

*Hälfte des Umsatzes in einer Woche*

Zwischen 1500 und 2000 t Feuerwerkskörper gehen laut einer Statistik des Bundesamts für Polizei hier zu Lande Jahr für Jahr in die Luft, ein grosser Teil davon in der Nacht vom 1. auf den 2. August. Schätzungen zufolge erzielt die Pyrotechnikbranche einen Jahresumsatz von 25 bis 30 Mio Fr. - rund die Hälfte allein in der Woche vor dem Nationalfeiertag. Es ist der wichtigste Tag im Jahr für einen sehr kleinen Wirtschaftszweig, der sich auf die Inszenierung und Organisation von Feuerwerken und den Handel mit Feuerwerkskörpern spezialisiert hat.

Die Produktion von «pyrotechnischen Gegenständen zu Vergnügungszwecken», wie Knallteufel, Heuler, Bengalhölzer, Lady Crackers, Raketen, Vulkane, Bomben, Bombetten und Töpfe offiziell heissen, ist wenig lukrativ. «Vor allem die Herstellung von grösseren Feuerwerkskörpern wie Sternen erfordert hier zu Lande viel Handwerk, und das geht in der Schweiz enorm ins Geld», erklärt Toni Bussmann, Inhaber der Bugano AG in Neudorf LU, einem der Marktleader der hiesigen Branche. Kein Wunder, wird die pyrotechnische Ware vor allem aus China, dem Ursprungsland der Feuerwerkskunst, aber auch aus Deutschland, Italien, Spanien oder Japan importiert. Es sind dies allesamt Länder, in denen die Lohnkosten zum Teil wesentlich tiefer sind als in der Schweiz.

*Drei grosse Hersteller in der Schweiz*

Bussmann schätzt, dass der Anteil an Schweizer Produkten im Handel etwa ein Drittel beträgt. Bei grossen, von Gemeinden, Hotels oder Firmen veranstalteten Feuerwerken dürften gar 90% oder mehr der Feuerwerkskörper aus Fabriken jenseits der Landesgrenzen stammen. In der Schweiz lassen sich die grösseren Hersteller an einer Hand abzählen. Nebst der Bugano AG produzieren die Hans Hamberger AG in Oberried BE und die Läubli Vulkan Feuerwerk in Aesch LU noch selber, und zwar fast ausschliesslich Bengalhölzer und Vulkane. Diese sind weniger aufwendig herzustellen und liegen bei den Konsumenten voll im Trend.

«Während Deutsche eher Raketen bevorzugen, sind die Schweizer ein Vulkanvolk», sagt Annalisa Läubli, Inhaberin und Geschäftsführerin der Läubli Vulkan Feuerwerk. Und vielleicht liege das sogar an der Mentalität des Schweizers: Vulkane sind einfach und beschaulich, so wie die Schweizer eben.

Die beiden Grossverteiler bestätigen zumindest den Trend. Sowohl Migros als auch Coop verzeichnen eine wachsende Nachfrage nach Vulkanen. Deren Vorzüge: Sie sind leise, brennen verhältnismässig lange, und die Handhabung ist einfach. Sie erfreuen sich vor allem bei Frauen grosser Beliebtheit - während die männliche Kundschaft eher Raketen kauft, wobei hier die Nachfrage abnimmt, genauso wie bei den Knallern.

*Mehr Kunden trotz schlechter Konjunktur*

Die anhaltend schlechte Konsumentenstimmung wirkt sich erstaunlicherweise kaum auf die Pyrotechnikbranche aus. Gemeinden, Firmen und Privatpersonen sparen zwar an allen Ecken und Enden, aber das Vergnügen eines schönen Feuerwerks wollen sie sich nicht nehmen lassen. Die Anzahl Kunden sei in den letzten Jahren sogar gestiegen, weiss Bugano-Chef Toni Bussmann. Doch sie achten stärker auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, und der Einzelne gibt tendenziell weniger Geld aus als früher.

Wohl deshalb steigt auch die Nachfrage nach so genannten Töpfen. Es handelt sich dabei um kuchenförmige, meist mehrschüssige Systeme, welche unterschiedliche Effekte nacheinander produzieren. Gemessen an der Dauer und dem optischen Eindruck sind sie zudem verhältnismässig günstig

*Wetter und Gesetze bestimmen das Geschäft*

«Viel stärker abhängig als von der allgemeinen Konjunktur sind wir vom Wetter und davon, auf welchen Wochentag der 1. August fällt», sagt Peter Züllig, Geschäftsführer der Feuerwerkshändlerin Riag-Sombo AG im aargauischen Wildegg. Die letzten beiden Jahre waren für die Pyrotechniker nicht die einfachsten: Zuerst wurde im Jahrhundertsommer 2003 wegen der grossen Trockenheit in zahlreichen Gemeinden des Abbrennen von Feuerwerkskörpern verboten. An Silvester 2004 führte die Tsunami-Katastrophe dazu, dass viele auf ein Feuerwerk verzichteten und stattdessen Geld für die Hinterbliebenen der Flutopfer in Asien spendeten.

Sorgenfalten bilden sich beim einen oder anderen auch wegen der zahlreichen gesetzlichen Auflagen, welche die Branche reglementieren. «Es gibt sehr viele Gesetze und Bestimmungen», sagt Roger Zosso, Verwaltungsrat und Leiter der Administration bei der Hirt & Co. Fireworks AG in Wollerau. So brauchen Importeure und Hersteller für ihre Tätigkeit eine Bewilligung des Bundes. Ausserdem gelten strenge Zulassungsbestimmungen, und die entsprechenden Verfahren sind gebührenpflichtig.

Für den Handel und den Abbrand von Feuerwerk sind das Sprengstoffgesetz, die Sprengstoffverordnung sowie unterschiedliche kantonale und kommunale Bestimmungen zu berücksichtigen. Ebenso unterliegen die Lagerung und der Transport gesetzlichen Vorgaben. Zudem müssen Verkäufer an Ständen speziell geschult sein, und die Verkaufsstände selber haben zahlreichen feuerpolizeilichen Auflagen zu genügen.

«Das ist alles sehr kostenintensiv», ärgert sich Ferry Brühwiler, Geschäftsführer der pyrotechnischen Fabrik Müller AG in Kreuzlingen. Dennoch blicken die meisten Pyrotechniker zuversichtlich in die Zukunft: «Der Markt hat sich eingespielt, wir haben eine stabile Situation», sagt Riag-Sombo-Chef Peter Züllig und fügt selbstbewusst hinzu: «Ich erwarte, dass dies auch so bleibt.»

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