Der französische Autokonzern Renault hat bereits eine enge Kooperation – inklusive Aktientausch – mit den japanischen Autokonzernen Nissan und Mitsubishi. Nun soll das Bündnis mit dem italienisch-amerikanischen Autokonzern Fiat Chrysler verbunden werden.
Damit entstünde eine Struktur, die mehr Gefährte verkaufen und mehr Mitarbeiter beschäftigen würde als der Volkswagen-Konzern und als Toyota.
Geplant ist eine Fusion zu gleichen Teilen, also ein 50/50-Zusammenschluss. «Der vorgeschlagene Zusammenschluss würde einen globalen Autohersteller schaffen, der herausragend ist bei Umsatz, Volumen, Rentabilität und Technologie», argumentierte Fiat Chrysler am Montag in einem Statement. Es habe bereits Gespräche zwischen beiden Unternehmen gegeben, um Produkte und Regionen für eine Zusammenarbeit zu identifizieren.
Der Verwaltungsrat von Renault bekundete nach einer Sitzung am Montag Interesse für das Fusionsangebot: Man werde die Möglichkeit dieser Annäherung untersuchen. In der Mitteilung aus der Renault-Zentrale in Boulogne-Billancourt bei Paris wurde das Fusionsangebot von Fiat Chrysler als «freundschaftlicher Vorschlag» betitelt.
Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire hatte erst in der vergangenen Woche darauf gedrängt, die Allianz zwischen Renault und Nissan zu festigen. «Wir brauchen solide, starke und gefestigte Industriekonzerne», sagte er.
Der französische Staat hat bei Renault ein gehöriges Wort mitzureden, denn er hält 15 Prozent der Anteile. Renault hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan. Nissan ist seinerseits zu 15 Prozent an Renault beteiligt.
Der bekannte Automarkt-Experte Ferdinand Dudenhöffer kommt in einer ersten Einschätzung zum Schluss, die Fusion «könnte Sinn machen»: Auf der einen Seite sei Renault in den USA nicht vertreten, und die Verkäufe der Franzosen im Asien-Pazifik-Raum seien gering; zugleich sei Nissan in diesen «beiden wichtigen Märkten stark präsent». Fiat-Chrysler wiederum «ist in Europa schwach aufgestellt, hat eine überalterte Modellpalette und keine Elektroautos in der Pipeline», so der Auto-Ökonom. «Man lebt bei Fiat mehr oder weniger von dem in die Jahre gekommenen Fiat 500.»
Unterm Strich, so Ferdinand Dudenhöffer weiter, sei Fiat Chrysler «deutlich schwächer als seine Bilanzkennzahlen und der Annual Report es auszuweisen.» Die US-Gewinne entstünden mit «überschaubaren Produkt-Innovationen» bei den amerikanischen Marken Jeep, RAM und Dodge. «Alles sind Fahrzeuge mit Old Technology, also wenig innovativ. Damit hat FCA ein erhebliches Risiko im Produktportfolio. Mit 4,8 Millionen Verkäufen und dünnen Produktportfolio ist es schwer, in die Ära der Elektroautos einzusteigen und zusätzlich das automatisierte Fahren nach vorne zu treiben.»
Im März hatte es Gespräche über eine Fusion von Peugeot Citroën und Fiat Chrysler gegeben – sie wurden dann aber ohne Resultat beendet.
(gku | rap | awp)