Elisabeth Höller ist eine Frau mit reicher Bankenerfahrung: Schweizerische Bankgesellschaft, Volksbank, Schroders, zuletzt Chief Investment Officer bei der Bank Vontobel. 1981, im Alter von 36 Jahren, entschied sie sich zur Selbstständigkeit und gründete die Dr. Höller Vermögensverwaltung und Anlageberatung in Zürich.

24 Jahre erfolgreiches Geschäften später dann die Zäsur: Höller verkaufte die eigene Firma an die Fortune Management, einen in Zug beheimateten Private-Equity-Konzern mit Börsennotierung in Frankfurt. Der Grund: Nachfolgeprobleme. «Meine beiden Söhne sind Mitte zwanzig, und ich wollte nicht bereits ihre Zukunft vorspuren», sagt Höller.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die «Grossen» warten

Höller ist ein Beispiel für die Bankiergeneration «Autonomie». In den 80er Jahren gründeten Heerscharen von Bankangestellten eigene Vermögensverwaltungen. Jetzt stehen viele Ex-Banker vor der Pension.

Das haben die «Grossen» erkannt. Auffallend häufig gelüstet in letzter Zeit Privatbanken oder Finanzgesellschaften nach den unabhängigen Vermögensverwaltern. Zum Beispiel F. Bernard Stadler, CEO der ab 2007 zusammengeführten Privatbank Clariden Leu: «Viele unabhängige externe Vermögensverwaltungsfirmen, die vor 20 oder 30 Jahren gegründet wurden, haben ein Nachfolgeproblem. Da sehe ich grosses Potenzial in der Schweiz für Akquisitionen.» Oder Urs Rüegsegger, CEO der St. Galler Kantonalbank: «Wir sehen eine Konsolidierung bei den unabhängigen Vermögensverwaltern. Wir versuchen, in den Deal-Flow hineinzukommen.»

Sie tragen Namen wie Alban Basel GmbH, Henry Heyden SA oder Le Privatier Ltd.: Die Zahl der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz stieg von etwa 500 im Jahr 1988 auf rund 2600 bis Ende 2004. Günstige Aktienmärkte und Umwälzungen in der Bankenbranche begünstigten den Zuwachs. Die Firmen verwalten Vermögen von insgesamt rund 500 Mrd Fr., mehrheitlich aus dem Ausland (siehe Grafik). Das sind etwa 14% aller in der Schweiz verwalteten Kundengelder, wie eine Studie des Swiss Banking Institute der Universität Zürich berechnete. Die Grösse der jeweils verwalteten Kundengelder reicht von ein paar 100000 Fr. bis zu einigen Dutzend Mrd Fr.

«Es gibt einen gewissen Konsolidierungsdruck», gibt Höller zu. Denn nicht nur Nachfolgeprobleme belasten. Vielen unabhängigen Vermögensverwaltern ist der Zugang zu ausländischen Märkten versperrt. Wichtiger noch: Die administrativen Kosten, die wegen höherer Regulierungsstandards und Informatik entstehen, nehmen zu.

«Vor allem kleinere Organisationen sind hier am oberen Ende der Möglichkeiten angelangt», sagt Jean-Pierre Zuber. Er ist Präsident des Verbandes Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV), mit über 750 Mitgliedern mit Abstand die grösste Standesorganisation. Zuber schränkt indes ein: «Man meint, dass man viele Vermögensverwalter unter einen Hut bringen könne. Das konnte aber nicht so umgesetzt werden, wie sich das gewisse Leute erwünscht haben.» Für Zuber sind die grossen Zusammenschlüsse bislang ausgeblieben.

Pause bei der Konsolidierung

In der Tat blieb es seit dem Verkauf der Dr. Höller Vermögensverwaltung im Jahr 2005 relativ ruhig. Bei der Konsolidierung in der Schweizer Vermögensverwaltungsbranche scheint zumindest eine Ruhepause eingekehrt zu sein. Barthélémy Helg, Teilhaber und Leiter des Investment Banking bei Lombard Odier Darier Hentsch, erwartet im 2. Halbjahr 2006 «keine weitere Konsolidierung im Privatbankenbereich».

Das sieht auch Adolf E. Real so, CEO bei der Liechtensteinischen VP Bank: «Der Druck nach Anlehnung, Fusionen, strategischen Partnerschaften und Übernahmen ist einfach nicht da» (siehe Interview Seite 23). Die Institute seien momentan in der Lage, die Investitionen allein finanzieren zu können.

Daher findet die Konsolidierung in naher Zukunft im ganz Kleinen statt: Bei den Einzelfirma-Vermögensverwaltern, von denen es in der Schweiz gegen 800 geben soll. «Für Banken, die ihren Kundenstamm vermehren wollen, ist die Übernahme von Einzelfirmen am besten», sagt Höller. Die Idealgrösse für eine unabhängige Vermögensverwaltung veranschlagt sie zwischen 10 und 20 Personen.

«Zweiter Frühling» für die Vermögensverwalter

D ie kotierten Schweizer Vermögensverwalter spüren nach der Baisse im Juni wieder Aufwind. Neuen Schub erhielten sie erst recht durch die Halbjahresergebnisse der Julius Bär Holding am Freitag, 28. Juli. Die Bär-Aktie legte am selben Tag um 8% zu. Die Aktien der Vontobel Holding stiegen in zwei Handelstagen ebenfalls um 8%. Die Valoren der Bank Sarasin blieben unverändert.Sie haben aber mit einem Plus von 28% den grössten Zuwachs der Privatbanken 2006.

Bär, die im letzten Jahr durch den Kauf der UBS-Vermögensverwaltungsholding die verwalteten Vermögen verdoppelte, konnte den Abfluss bei den Kundengeldern im Private Banking stoppen. Die 1,3Mrd Fr. Zufluss entsprechen einer Zuwachsrate von 1% jährlich, was unter der Zielgrösse von 3 bis 5% liegt. Die Neugelder kommen laut Spartenleiter Alex Widmer zu 70% aus den neuen Märkten, vor allem Hongkong, Dubai, Singapur. Vontobel und Sarasin veröffentlichen die Halbjahreszahlen beide am 22. August. Im September wird Joachim Straehle als CEO bei Sarasin aktiv. Sein Nachfolger als Leiter Private Banking Asia Pacific bei der Credit Suisse (CS) wurde zu Wochenbeginn in Singapur bekannt gegegen. Es ist Marcel Kreis, der bei der UBS die gleiche Funktion ausübte wie künftig bei der CS.