An guten Ratschlägen aus dem familiären Umfeld, von Freunden oder Bankern mangelt es in der Regel nicht. Gerade Letztere wollen vor allem eines: Das Geld ihrer Kunden. Zum Gefühl der zeitlichen oder wissensmässigen Überforderung gesellt sich die Angst vor der Übervorteilung. Hinzu kommen meist ganz unterschiedliche und vielfach widersprüchliche (An-)Forderungen des persönlichen Umfelds (siehe Tabelle «Spannungsfelder»).
Der erfolgreiche Unternehmer mit seinen detaillierten Branchenkenntnissen oder der bisher bescheiden lebende Privatkunde sind dann oft überfordert, weil ihnen die Affinität zu Anlagegeschäften fehlt. Selbstsicherheit und spontane Entscheide mögen ausgezeichnete Fähigkeiten in der Umsetzung sein. Bei der grundsätzlichen Konzeption und Strukturierung grösserer Gesamtvermögen sind sie fehl am Platz; denn grosse Vermögen sind ganz anders konzipiert als normale, klassische Bankanlagen. Diese Erkenntnis hat die Reichen dieser Welt erst zu dem gemacht, was sie heute sind. Und sie waren sich nicht zu schade, die besten Berater um sich zu scharen und entsprechend zu honorieren – Berater, welche ausschliesslich durch sie entschädigt wurden und damit unabhängig von jeglichen Interessenkonflikten arbeiten konnten.
Emotionale Komponente
Die meisten Anleger verlassen sich auf ihr Gefühl. Klug anlegen heisst aber, Gefühle und rationale Überlegungen kombiniert einzusetzen, strukturiert vorzugehen und eine einmal verabschiedete Strategie auch durchzuhalten.
Trotzdem soll Geldanlegen auch Spass machen. Viele der heutigen Bankanlagen sind aber «leblos» und wenig fassbar. Sie strotzen von strukturierten Produkten und Fonds – viele davon mit fantasievollen Namen. Aber die «Geschichten» dazu fehlen.
Wenn neben einer ungenügenden Performance noch happige Gebühren – offen ausgewiesene oder versteckte – anfallen, wird es teuer. Ein seriöser Anlagespezialist zeichnet sich aus durch einen sauber strukturierten Anlageprozess, moderne Denkansätze und eine zweckmässige, risikoadjustierte Vermögensallokation. Daneben bietet er überzeugende Produkte, eine offene Produktarchitektur sowie eine seriöse, solide Arbeit durch verlässliche und engagierte Menschen. Faire, transparente Preise runden das Bild ab. Gerade diese wenig spektakulären Kriterien helfen oft, die Spreu vom Weizen zu trennen. Selbstverständlich sollen aber auch die Fonds- und Portfoliomanager gemessen und verglichen werden; denn die Differenz zwischen dem erfolgreichen und dem schwachen Berater/Institut ist sehr gross.
Was darf Vermögensverwaltung kosten? Definitiv weniger als heute an den meisten Orten dafür verlangt wird. Viele Banken haben in der Zwischenzeit ihre Verwaltungs- und Abwicklungsgebühren zwar gesenkt. Sie nehmen aber über die eingesetzten strukturierten Produkte und (hauseigenen) Fonds ein Mehrfaches der Rabatte wieder ein. Die Kostenstrukturen mit offenen und verdeckten Belastungen können fast nur noch von Spezialisten nachvollzogen und mit den Gegenparteien verhandelt werden.
Hoher Zeitaufwand
Wer immer sich intensiv mit den Märkten und einzelnen Titeln beschäftigt, muss sehr viel Zeit dafür einsetzen. Das Bonmot «Es ist gescheiter, eine Viertelstunde pro Tag über sein Geld nachzudenken, als acht Stunden dafür zu arbeiten» hat einen wahren Kern. Allerdings dürfte die «Viertelstunde» etwas knapp bemessen sein. Die heutigen Anlagen und Anlagestile sind oft hoch komplexe Produktkombinationen, welche viel Sachverstand und selbst für den Profi entsprechend Zeit bedingen. Und diese Zeit können und wollen viele Anleger nicht mehr aufwenden.
Mit allen diesen Problemkreisen steigt der Bedarf nach einem wirklich unabhängigen, professionellen Partner. Ein persönlicher Finanzcoach hat keine Partikularinteressen, bringt langjährige Erfahrung mit, ist verfügbar und unterstützt bei der Umsetzung. Grössere (Familien-)Vermögen können damit effektiver angelegt und verwaltet werden. Der persönliche Chief Financial Officer (CFO) liefert einen systematischen Führungs- und Kontrollzyklus, welcher an die Unternehmensleitung angelehnt ist und erarbeitet saubere Grundlagen für die anstehenden Entscheide. Dabei geht er umfassend vor.
Der holistische Ansatz geht über die klassischen Bankvermögen hinaus und berücksichtigt die möglicherweise unterschiedlichen Interessen der einzelnen Protagonisten. Er zeigt sowohl die statische Komponente (Vermögensaufbau) als auch die dynamische (Cashflow, Steuern). Aber auch Fragen der Jurisdiktion und der Strukturen spielen eine Rolle. Weitere wichtige Themen sind Kosten, Leistungen, Auswahl der besten Vermögensverwalter und Quervergleiche (Benchmarks). Vor allem aber bringt er Systematik und Struktur und stellt sicher, dass Probleme angegangen und Pendenzen erledigt werden. Grössere Vermögen oder komplexe Verhältnisse verlangen nach einer umfassenden Betrachtung anstelle der zu oft rein fachlichen Lösungen. Die Kosten für eine solche Beratung werden mehrfach aufgewogen durch günstigere Bankgebühren, bessere Leistungen und weniger Fehler.
Damit erfüllen sich ausserdem die Wünsche nach mehr Freizeit und Entlastung von der laufenden Marktbeobachtung und Überwachung der Vermögenswerte. Oder nach spannenden Anlagen ausserhalb der «klassischen Wertschriftenanlagen». Oder nach einem langfristigen, gesunden Vermögensaufbau mit einem guten Gefühl dabei.
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Peter Schuppli, Cottonfield Family Office AG, Mitglied der Aquila-Gruppe, Zürich.
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Checkliste
Welche Vorteile bringt ein persönlicher Finanzcoach?
• Umfassende Betrachtung anstelle rein fachlicher Lösungen.
• Klärung, was wirklich wichtig ist; Abstimmen der Bedürfnisse der verschiedenen Protagonisten.
• Systematisches, strukturiertes Vorgehen.
• Klare Kostenstruktur und Trennung von Beratung und Bankdienstleistungen/Operations.
• Einführung in ein Thema, welches wissensmässig vielleicht noch nicht – oder nicht mehr – vorhanden ist.
• Zweckmässige Entscheidungsvorbereitungen.
• Zeitliche Entlastung.
• Begleitung (Check & Balance) und unabhängiges Feedback.
• Gesicherte Stellvertretung (z.B. im Todesfall); Wissenserhalt und -übertragung auf Dritte (z.B. Nachkommen, Partner).
• Koordination der verschiedenen Spezialisten.
• Aufräumen von «Baustellen» und Abarbeiten von Pendenzen.
• Rechtzeitige Klärung von steuerlichen und vorsorgetechnischen Fragen.
• Evaluation und Messung von Vermögensverwaltern und Produkten.
• Aufzeigen von spannenden Investitionsmöglichkeiten ausserhalb der klassischen Bankanlagen und Begleitung dabei.
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Spannungsfelder:
Performance – Sicherheit
Verbrauch – Vorsorge
Erbvorbezug – Zusammenhalten
Prestigeanschaffungen – Bisheriges Leben
Investitionen – Liquidität
Spass – Entlastung
Sponaneität – Planung
Unbekümmertheit – Systematik
Ratschläge alter Bekannter – Die Besten Ihres Fachs
Misstrauen – Vertrauen