Der verschuldete Spezialstahlkonzern Schmolz+Bickenbach steht möglicherweise vor einem Besitzerwechsel: Finanzinvestoren erwägen laut einem Zeitungsbericht eine Übernahme des deutsch-schweizerischen Unternehmens.

Das deutsche «Handelsblatt» berichtet unter Berufung auf Branchenkreise, eine Reihe von Private-Equity-Gesellschaften - darunter die auf Sanierungsfälle spezialisierten Apollo und Triton - prüften eine Übernahme des Konzerns, der seit der Übernahme von Swiss Steel im Jahr 2003 an der Schweizer Börse gelistet ist.

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Schmolz+Bickenbach hat 821 Millionen Euro Schulden und kann möglicherweise bald die Bedingungen für seine Kredite nicht mehr erfüllen, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Finanzkreisen berichtet hatte. Damit hätten die Banken - darunter Credit Suisse - das Recht, die Kredite zu kündigen. 

Laut «Handelsblatt» soll es Ende März Gespräche mit den Banken geben. Schmolz+Bickenbach wollte sich nicht äussern. Apollo und Triton waren zunächst nicht erreichbar.

Stahl-Geschäftsleiter abgeworben

Am Konzernsitz von Schmolz + Bickenbach in Emmenbrücke hatte man sich in Bezug auf die wirschaftliche Lage lange optimistisch gezeigt: Die Führungsriegesprach im Geschäftsbericht 2011 noch von einem «erfreulichen Geschäftsjahr» und von einer «beachtlichen Leistungs- und Ergebnissteigerung».

Doch die Tonalität wechselte. Nun sprechen die Verantwortlichen von «Unsicherheiten in Zusammenhang mit der konjunkturellen Abschwächung» und von einer Entwicklung «unter unseren Erwartungen». Seit Frühling verschlechterte sich der Bestellungseingang kontinuierlich. 

Geradezu ernüchternd fielen deshalb die Zahlen für die ersten neun Monate aus. Der Umsatz ging um gut 7 Prozent zurück, unter dem Strich resultierte ein Verlust von rund 24 Millionen Euro. Konzernchef Marcel Imhof sprach Mitte Dezember gegenüber der «Handelszeitung» von einem «garstigen Umfeld». Er erwartet nun auch für das ganze Jahr rote Zahlen. Den Grund sieht er in der durch die Finanz- und Währungskrise ausgelösten globalen Unsicherheit.

So schreibt das «Handelsblatt» denn nun auch: «Für Schmolz + Bickenbach könnte ein Verkauf an die Finanzinvestoren einer Rettung gleichkommen.» 

Anleihe als Ansatzpunkt

Der Konzern, der durch Übernahmen in den vergangenen Jahren stark gewachsen war, setzt im Jahr rund 4 Milliarden Euro um. Rund 43 Prozent der Aktien liegen bei den Familien der Firmengründer.

Ein erster Ansatzpunkt für eine Übernahme könnte eine Anleihe sein, die Schmolz+Bickenbach im Mai 2012 mit einem Volumen von 258 Millionen Euro und einem Zinssatz von 9,875 Prozent begeben hatte. Ein Käufer könnte die Papiere, die heute rund 16 Prozent unter dem Nennwert notierten, aufkaufen und in Eigenkapital wandeln. Das würde reichen, um die Mehrheit zu übernehmen. Darauf könnte ein Übernahmeangebot folgen.

Schmolz+Bickenbach hatte vor kurzem dem Rivalen Salzgitter dessen Stahl-Geschäftsleiter Johannes Nonn abgeworben. Er soll am 1. Februar die Arbeit aufnehmen.

Emmenbrücke besonders exponiert

Wegen des starken Frankens ist der Standort Emmenbrücke im konzerninternen Vergleich der sechs Stahlwerke besonders exponiert. Er weist die höchsten Lohn- und Stromkosten auf. Die ungünstige Währungssituation habe die Margen empfindlich reduziert, gibt Imhof zu bedenken.

Trotzdem steht der Schweizer Standort nicht zur Diskussion. «Wir restrukturierten das Werk in Emmenbrücke vor Jahren schon und trimmten es konsequent auf Effizienz und Kostenoptimierung», betont der Konzernchef.

(tno/ps/sda)