Am Feierabend ein schnelles Bier? Oder sich auf den Radsattel schwingen und ein paar Runden drehen? Für viele braucht es einiges an Überwindung, um sich neben der Arbeit sportlich zu betätigen. Dabei bestätigt der Arbeitsmediziner Dieter Kissling vom Institut für Arbeitsmedizin in Baden, dass Sport die Leistungsfähigkeit positiv beeinflusst: «Insbesondere Ausdauersportarten erhöhen die Stresstoleranz und das generelle Wohlbefinden und somit die mentale und körperliche Leistungsfähigkeit.»

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Gemäss einer Umfrage der deutschen Zeitschrift «WirtschaftsWoche» unter 200 deutschen Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführern treiben mehr als 80% regelmässig Sport. Kraft und Ausdauer gehören heute zum Image eines modernen Managers. Zudem sinkt bei einer regelmässigen sportlichen Betätigung die krankheits- oder stressbedingte Ausfallquote während der Arbeit.

40 Kurse bei der CS

Die Idee von firmeneigenen Fitness- und Wellnessangeboten stammt ursprünglich aus den USA. In den 80er Jahren entwickelte sich auch in der Schweiz ein Boom: Viele Grossunternehmen bauten ihre eigenen Sportanlagen. Dieser Boom wurde in den 90er Jahren durch die Rezession gedämpft. Heute ist wieder vermehrt ein Trend zur Gesundheits- und Sportförderung der Unternehmungen zu erkennen.

Über 40 verschiedene Sportkurse, darunter Step Aerobic, Rückengymnastik oder Pilates, bietet etwa die Credit Suisse an. «Die Gesundheitsförderung für Mitarbeitende ist uns ein wichtiges Anliegen. Wer sich wohl und fit fühlt, ist leistungsfähig und in der Lage, sein eigenes Können und seine Energie für eine erfüllte Berufstätigkeit und für den Erfolg des Unternehmens einzusetzen», hält Mediensprecherin Nicole Pfister-Bachmann fest. Die Bank gewährt ihren Mitarbeitenden vergünstigte Fitnesscenter-Abonnemente, bietet Sport über Mittag an und führt regelmässig Gesundheitsseminare durch.

Zu den Pionieren der betriebsinternen Sportförderung gehört auch die Schweizer Rückversicherung Swiss Re. Sie unterhält eigene Sportanlagen, an drei verschiedenen Standorten Fitnessräume mit mehr als 100 Geräten, Tischtennis und Billardtische. Sportlich austoben können sich die Swiss-Re-Angestellten in der Freizeitanlage in Adliswil, die allerdings nur im Sommer geöffnet ist.

Fitnesscenter bei der IBM

Am neuen Hauptsitz in Zürich-Altstetten hat die Firma IBM ein firmeneigenes Fitnesscenter eingerichtet. Die Benutzung des Kraftraumes ist für die Angestellten kostenlos gegen eine Gebühr können sie an Gruppenfitnesstrainings teilnehmen oder Einzellektionen buchen. Auf Wunsch können sich die Mitarbeitenden einem professionellen Gesundheits- und Fitness-Check-up-Programm unterziehen. Die meisten Angebote im Health Center werden von der Firma finanziell unterstützt. IBM-Sprecherin Susan Orozco: «Von den erwähnten Massnahmen profitieren die Mitarbeitenden und die Firma, also eine klassische Win-Win-Situation.»

Sport hat auch eine wichtige soziale Komponente, wie Personalleiter Stephan Peterhans von PricewaterhouseCoopers erklärt: «Wir versuchen, den Mitarbeitenden einen Ausgleich zum Arbeitsleben zu bieten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, PwC-Mitarbeitende auch einmal ausserhalb der Arbeitszeit zu treffen. So entstehen neue Kontakte und Netzwerke, die auch in der täglichen Arbeit von Nutzen sein können.» PwC bietet den Angestellten vergünstigte Fitnesscenter-Abos. Zudem gibt es gemeinsame Aktivitäten wie Pilates, Yoga, Schwimmen oder Fussballtraining.

Eine direkte Auswirkung auf die Absenzen durch den Sport konnte keine der erwähnten Firmen beziffern, da auch andere Faktoren mitspielen. Auch wie viel sich die Firmen die Fitness ihrer Angestellten kosten lassen, wollte keines der Unternehmen preisgeben.

Konkrete Zahlen gibt einzig die Genossenschaft Migros Zürich an, die 2006 den Zürcher Preis für Gesundheitsförderung im Betrieb gewonnen hat: Sie unterstützt die Gesundheit und Fitness der Mitarbeitenden in Form von 30%-Vergünstigungen in den eigenen Fitnesscentern und Gutschriften von jährlich bis 1800 Fr. für alle Klubschulkurse, zu denen vielfältige Gesundheitskurse gehören. Für das Fitnesscenter gibt die Genossenschaft Migros Zürich 60800 Fr. aus, für die Kosten der Klubschulkurse 462000 Fr. pro Jahr.

www.allezhop.chwww.FeelYourPower.ch

-----

Die drei häufigsten Ausreden

1. Mir geht es auch ohne körperliche Aktivität sehr gut.

Gegenargument: Krankheiten, die durch Bewegungsmangel begünstigt werden (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen), entwickeln sich langsam und kaum spürbar. Die Risiken solcher Krankheiten lassen sich durch regelmässige Bewegung einschränken.

2. Ich habe keine Zeit für körperliche Aktivität.

Gegenargument: Mässig intensive Aktivitäten lassen sich praktisch ohne Zeitaufwand in den Tagesablauf integrieren. Und morgens zwischen sechs und sieben haben die meisten Zeit.

3. Ich fühle mich oft energielos, kann mich nicht überwinden.

Gegenargument: Bewegung und Sport führen direkt zu einem verbesserten Wohlbefinden. Der Körper wird ganzheitlich angeregt, und danach entwickelt sich ein Gefühl der Frische.Mehr Bewegung ohne grossen Aufwand

-----

1. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, sonst können Sie das Training nicht einhalten.

2. Gehen Sie so oft wie möglich tüchtig zu Fuss.

3. Überbringen Sie E-Mails für die Kollegin, die ein paar Büros weiter sitzt, doch lieber persönlich. Die paar Schritte tun gut und fördern zudem die sozialen Kontakte.

4. Machen Sie über Mittag einen Spaziergang an der frischen Luft.

5. Steigen Sie ein paar Tram- oder Busstopps früher aus und gehen zu Fuss, fahren Sie mit dem Velo zur Arbeit, nehmen Sie die Treppen statt den Lift.