Der Nordatlantik ist die Rennstrecke für Business-Reisende. Hier buhlen US-Fluglinien wie American, Delta, United, Continental oder Northwest genauso hart um Kunden wie ihre europäischen Konkurrenten British Airways, Lufthansa, Air France-KLM, SAS oder Swiss. Wo bekommt ein Business-Class-Passagier den besten Service? Vertreter der «Handelszeitung» haben – als zahlende Gäste – in den letzten zwölf Monaten die Angebote von Swiss (Los Angeles, Miami), Lufthansa (San Francisco), Air France (New York), British Airways (San Francisco), SAS (Seattle), United (Washington) und American Airlines (Chicago, Miami) getestet. Hier die Ergebnisse:

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Preise:

Air France, British Airways, United und American bieten USA-Flüge in der Business-Klasse teilweise deutlich günstiger an als Swiss oder Lufthansa. Günstiger sind die Swiss-Preise ab Destinationen wie Paris – dort konkurriert man mit Air France und deshalb subventionieren Zürcher Passagiere diese Preiskämpfe mit. Vergleiche lohnen sich, auch und gerade bei kurzfristigen Buchungen, hier können die Differenzen besonders gross sein.

Umstiegsmöglichkeiten:

Wer ab Zürich in die USA fliegt, muss, abgesehen von den direkt angeflogenen Destinationen, irgendwo das Flugzeug wechseln. Die europäischen Hubs wie London Heathrow oder Paris-Charles-de-Gaulle sind keine attraktive Alternative zu den meist besser organisierten und übersichtlicheren US-Flughäfen – zu oft geht das Gepäck verloren. «Sie können von Glück reden, dass wir Sie überhaupt mitnehmen», hiess es im Januar in Paris vom Air-France-Bodenpersonal, als der Air-France-Anschlussflug bereits weg war. Amsterdam ist übersichtlicher, aber auch hier bleibt das eingecheckte Gepäck öfters liegen. In Frankfurt ist das Bodenpersonal oft ruppig, die Sicherheitskontrolle in Richtung USA umständlich. München (für den Direktflug nach San Francisco) und Kopenhagen sind gegenwärtig die attraktivsten Umsteigeflughäfen in Europa. In den USA ist von Chicago abzuraten (Wetter, Flugzeugstaus in der Luft). In Dallas und Atlanta gibt es im Sommer hin und wieder Tornados. Empfehlenswert sind Umsteige-Flughäfen an der Ostküste (Boston, Washington) oder an der Westküste (Los Angeles). Miami kann zum Albtraum werden, wenn die Swiss-Maschine gerade nach einem Flug aus Lateinamerika ankommt und eine Drogenkontrolle nach der Ankunft stattfindet.

Netzqualität:

Die US-Airlines bieten gute Anschlüsse nur von ihren Hubs aus. New York-JFK und Atlanta sind die wichtigen Delta-Hubs, New York-Newark und Houston sind die Hubs von Continental, Chicago, Dallas, New York-JFK und Los Angeles für American Airlines und Washington sowie Chicago für United. Es lohnt sich im Zweifelsfall, die Anschlussflüge mit den Partnergesellschaften (Delta bei Air France, United bei Swiss und Lufthansa, American bei British Airways) zu buchen.

Kabinenausstattung:

Hier gibt es grosse Unterschiede. Die angenehmensten Sitze in der Business-Klasse haben British Airways und Air France (hier sind nicht alle Airbus-Modelle mit den Flachbetten ausgerüstet). Bei British Airways ist bei Boeing-747-Flugzeugen das Oberdeck besser, die Zwei-plus- zwei-Bestuhlung lässt viel Platz. United und American haben in den Boeing-767-Modellen ältere, schmale, aber relativ flach einstellbare Sitze, die deutlich komfortabler sind als die Modelle, die bei der Swiss in der A-330, der A-340 von SAS oder etlichen Lufthansa-Boeings installiert sind. Lufthansa-Airbusse haben ebenfalls gute Sitze, die sich zu einer schrägen Liege umwandeln lassen, diese sind deutlich bequemer als die Sitze, welche die Swiss in den A-340ern eingebaut hat. Technische Details wie Sitzplatzabstände oder besonders empfehlenswerte Sitze für viele Fluglinien finden sich auf der Webseite www.seatguru.com.

Service und Essen:

Die Air-France-Stammbesatzungen sind an Charme kaum zu überbieten, und die älteren weiblichen Flight Attendants von American und United servieren das Frühstück nach einer Transatlantik-Nacht auch dann noch, wenn bei der Swiss über Paris bereits die Getränkewägeli verstaut werden. Deutsche, skandinavische und britische Crews sind meist korrekt, teilweise etwas lustlos, bei der Swiss ist die Spanne zwischen aufmerksamen und gestressten Besatzungen enorm. Beim Essen hat sich die Qualität überall angenähert, am bekömmlichsten ist die relativ leichte französische Flugküche. Fleisch ex USA ist vor allem bei der Swiss von unterdurchschnittlicher Qualität. Vegetarische Mahlzeiten bei United und American sind geschmacksarm. Bei der Weinauswahl sind die europäischen Airlines besser als die US-Konkurrenten.

Fazit:

Wenn Air France einen besser organisierten Hub in Paris hätte, wäre das Paket von Preis, Kabinenausstattung und Service kaum zu schlagen. SAS ist nur attraktiv für einige wenige Destinationen wie Seattle, die von Europa aus kaum nonstop erreicht werden können. Swiss ist brauchbar für die Direktverbindungen, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ungünstig, und sobald die Zieldestination nicht direkt angeflogen wird, bieten andere Airlines attraktivere Rahmenbedingungen. Lufthansa ist ebenfalls zu teuer für das Gebotene. American und United sind bei Direktflügen günstiger als die Swiss, bei Umsteigeverbindungen in den USA ist die Wahl des Flughafens für eine problemlose Reise entscheidend. Für British Airways spricht nur der bettähnliche Flachsitz und der Preis, die weiteren Leistungen sind durchschnittlich und London Heathrow als Umsteigeort miserabel.