Fondsgebühren ähneln in einer Hinsicht den Managergehältern. Transparenz und Vergleiche beförderten in den vergangenen Jahren weniger das Schamgefühl der Betroffenen, sondern den Appetit auf neue Einnahmen. Schweizer Manager, die sich im Vergleich zu ihren amerikanischen Kollegen schlecht behandelt fühlten, forderten vom Verwaltungsrat, diese Ungerechtigkeit zu beheben. Ähnliches passierte im Fondsgeschäft: Vergleiche der Fondsgebühren führten dazu, dass die «benachteiligten» Fondsgesellschaften ihre Gebühren anpassten.
Die Vergleichsbasis war dabei meist die so genannte Total Expense Ratio (TER): So zieht beispielsweise die Fondsanalysefirma Fitzrovia diese Kennzahl bei, um die Gebühren der Konkurrenten zu vergleichen. Neben der Verwaltungsgebühr («Management Fee») enthält die TER noch weitere Kosten, die jährlich anfallen und dem Fondsvermögen belastet werden. Dazu zählen unter anderem die Gebühren für die Aufsicht, Druckkosten für den Jahres- und Halbjahresbericht sowie das Honorar für die Revisionsstelle.
Doch die Preisspirale ist nun wahrscheinlich zum Stillstand gekommen. Mit der Börsenbaisse ist das Preisbewusstsein der Privatanleger gestiegen. Die Grossanleger liessen ohnehin nie mit sich spassen: Anders als Privatanleger besassen sie den Überblick über die Preispolitik, weshalb sich die Fondsgesellschaften bei den Gebühren zurückhalten mussten.
*Fondsverband will mehr Transparenz*
Daher ist es auch kein Zufall, dass die Swiss Re und die State Street laut Fitzrovia in der Schweiz die günstigsten Anbieter von aktiv verwalteten Aktienfonds sind. Zu ihren Kunden zählen schliesslich in erster Linie institutionelle Anleger.
Die beiden Gesellschaften können es sich aber auch eher leisten, günstige Gebühren anzubieten, denn sie müssen mit ihren Einnahmen kein teures Filialnetz unterhalten. Da Privatanleger nicht zum primären Zielpublikum der Swiss Re gehören, ist es auch nicht einfach, mit ihr ins Geschäft zu kommen: Die Hürde einer Investition liegt bei 500000 Fr. Nur wenig günstiger als der Durchschnitt sind die beiden Grossbanken. Laut Fitzrovia kommt die UBS bei aktiv verwalteten Aktienfonds im Mittel auf eine TER von 1,74%, die Credit Suisse auf 1,80%.
Die Fondsgesellschaften werden sich aber nicht nur wegen der Börsenbaisse bei den Gebühren etwas zurückhalten müssen. Seit längerem bemüht sich auch der Schweizerische Anlagefondsverband (SFA) um mehr Transparenz im Fondswesen. Er wird in Kürze auf Selbstregulierungsbasis eine Richtlinie verabschieden, wonach die Fondsgesellschaften die TER publizieren sollten. Die TER zu berechnen ist für die Fondsgesellschaften eigentlich keine Hexerei. Sie müssen nur die im Bericht ohnehin ausgewiesenen Kosten zusammenzählen und durch das verwaltete Vermögen teilen.
Einige Fondsgesellschaften haben sich bereits zu anlegerfreundlicher Transparenz durchgerungen. So gibt die UBS seit längerem die so genannte «All-in Fee» bekannt, und die Swissca ist dabei, eine so genannte pauschale Verwaltungsgebühr einzuführen. Letztere entspricht der TER; die «All-in Fee» der UBS umfasst auch noch die von UBS Warburg verrechneten, internen Transaktionskosten. Identisch sind beide Konzepte insofern, als sie einen Maximalsatz darstellen. Die Fondsleitung muss also mit der prozentual angegebenen Pauschale auskommen – egal, ob das Fondsvermögen nun schrumpft oder steigt.
Verdächtig ist es, wenn zwischen der Management Fee und der TER eine grosse Lücke klafft, wie das gerade bei einigen der teuren Fonds der Fall ist. «Die Differenz ist die Black Box», sagt Max Baumann, Geschäftsführer des SFA. Gerade Fonds von ausländischen Gesellschaften haben je nach Gesetzgebung mehr Spielraum, dem Fonds alle möglichen Kosten zu belasten. Machen dagegen die Depotbank- und Verwaltungskommission rund 90% der TER aus, was auf Anlagefonds schweizerischen Rechts zutrifft, sind die Anleger vor unliebsamen Überraschung gefeit.
*Spezialfonds sind teurer*
Eine hohe TER heisst aber nicht in jedem Fall, dass die Fondsgesellschaft den Anlegern das Geld aus der Tasche zieht. Ein Fonds kann abfallen, weil sich die Fixkosten auf ein nur geringes Vermögen verteilen. Einen Konkurrenznachteil haben deshalb neugegründete Anlagevehikel von kleineren Fondsgesellschaften; ihre Performance kann dabei durchaus überdurchschnittlich gut sein.
Teurer sind in der Regel auch Spezialfonds. Der Vergleich von Fitzrovia bezieht sich auf Fonds, die in der Schweiz, in den USA, im Fernen Osten, weltweit oder global anlegen. Das sind alles übersichtliche Märkte, wo es leicht ist, Informationen zu beschaffen. Schon schwieriger ist es, Firmen in Schwellenländern zu analysieren. Gar Fachkenntnisse sollte schliesslich besitzen, wer mit der Verwaltung eines Biotechfonds betraut ist.
Gemäss Fitzrovia haben denn auch in Schwellenländern anlegende Investmentgefässe die höchste TER (2,18%). Am zweithöchsten ist die Gebührenbelastung erstaunlicherweise nicht bei Biotechvehikeln, sondern bei Technologiefonds (2,13%), die Ende der 90er Jahr gross in Mode waren. Neue Anlagethemen sind für Fondsgesellschaften eben immer auch eine Möglichkeit, mehr Gebühren zu generieren. Derzeit gilt dies besonders für Hedge-Fonds.
Swiss Re ist weiterhin der günstigste Anbieter von Aktienfonds. Leicht tiefer als der Durchschnitt sind die Gebühren der Grossbanken. Die Swissca zählt bei Aktien- und Obligationsfonds zu den fünf gün
Von Daniel Imwinkelried
am 10.01.2003 - 14:18 Uhr
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