Was kapitalkräftige Investoren so alles in der Schweiz ersteigern können: eine Forderung über 235 Millionen Dollar gegen die Formel-1-Firma Slec Holding Ltd. auf der britischen Kanalinsel Jersey zum Beispiel. Diese nicht alltägliche Versteigerung fand eben erst statt – öffentlich angesetzt zwar, doch mehr oder minder verdeckt «unter Insidern». So beschreibt es zumindest Martin Hellstern, ein Filmkaufmann mit Tessiner Wohnsitz und buntem Firmenkranz zwischen Zürich (Praesens-Film), Glarus (Atlantic-Film) und Lugano (CineStar).
Hellstern muss es wissen, denn als Alleinaktionär der MH Movie Consulting in Zürich hat er die Forderung in Höhe von exakt 235 219 972.50 Dollar unter den Hammer gebracht. Details zur Auktion nennt er keine, deutet nur an, dass damit eine weitere Runde in einer nicht alltäglichen Finanzrallye gedreht wurde.
Beim Start ging es um den Kauf aller kommerziellen Rechte für die Autorennserie der Formel 1. Die damals noch von Bernie Ecclestone allein gesteuerte Slec Holding hatte diese vom Automobilverband Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) gemietet und nur schon mit der Vertragsdauer für Furore gesorgt: 100 Jahre.
Ecclestone, seit Jahren an seinem Schweizer Lieblingsort Gstaad im Berner Oberland beheimatet, mochte den geforderten Preis nicht bar hinblättern, sondern wählte einen Finanzierungsweg via Schweizer Investoren. Den Schalthebel betätigten damals noch Deutschlands inzwischen fallierte Medienmogule Leo Kirch und Thomas Haffa (EM.TV) mit.
Als Kirchs Schweizer Statthalter galt lange Stephan Sager, der Regisseur beim Bezahlfernsehsender Teleclub. Hier schliesst sich nun ein Kreis: Für den Teleclub-Verwaltungsrat zeichnete Hellstern nämlich lange mit Sager. Wiewohl im «Schwyzer Amtsblatt» als «freiwillige öffentliche Versteigerung» in Küssnacht SZ terminiert, ging die 235-Millionen-Dollar-Auktion schliesslich quasi en famille über die Bühne, genauer: in einem Raum beim renommierten Anwaltsbüro Lenz & Staehelin am Bleicherweg in Zürich.
Wer nun den Zuschlag erhalten hat, sagt Verkäufer Hellstern nicht präzise: «Eine Schweizer Finanzgesellschaft.» Welche Summe in die Movie-Consulting-Kasse fliesst, wird ebenfalls unter Verschluss gehalten. Hellstern nennt immerhin das endgültige Zahlungsziel: «Die Forderung wird erst 2006 fällig.» WP