Der Frankenschock ist derzeit das Thema in der Schweiz. Wie stark trifft der überraschende SNB-Entscheid zur Aufhebung des Mindestkurses die Swiss?
Harry Hohmeister*: Es ist belastend, weil wir über 60 Prozent unserer Einkünfte in Fremdwährungen erzielen. Damit wurde unser Umsatz bei 60 Prozent der Ticketverkäufe deutlich abgewertet. Das ist eine harte Tatsache.
Im Gegensatz wurde aber Öl viel billiger.
Das bringt uns natürlich schon was. Die Kosten für Treibstoff machen aber nur etwa 30 Prozent unserer Betriebskosten aus.
Was wäre denn der ideale Frankenkurs für die Swiss?
Die Frage stellt sich für mich nicht, weil sich der ideale Frankenkurs am Markt bildet. Mit 1.60 wie im Jahr 2008 wäre es natürlich viel einfacher. Ich erwarte aber, dass der Franken wieder nachgeben wird. Mittelfristig gehe ich davon aus, dass sich der Kurs um die 1.10 einpendeln wird.
Was wären denn Ihre Massnahmen bei der Swiss, wenn sich der Euro-Kurs bei 1.10 einpendeln würde?
Wir haben bisher noch keine Massnahmen definiert. Wir müssen zuerst analysieren, welche Auswirkungen der starke Franken auf das operative Geschäft hat. Klar ist, dass wir den Verkauf umsteuern und Kapazitäten anpassen können. Mögliche Massnahmen auf der Kostenseite sind dagegen komplexer, als dass man das schon jetzt beantworten kann. Darum habe ich gesagt, dass wir uns bis Ostern Zeit lassen werden. Zurzeit besteht kein dringender Handlungsbedarf, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Im Frühjahr sehen wir weiter, welche Massnahmen eingeleitet werden müssen.
Der Frankenschock erreichte Sie mitten am WEF. Das Wirtschaftsforum von Davos gilt als wichtige Plattform für den informellen Meinungsaustausch. Mit wem haben Sie dieses Jahr gesprochen?
Mit einer ganzen Menge von Leuten. Natürlich habe ich mit Personen aus unserer Industrie gesprochen, also mit Flugzeugherstellern und Wartungsfirmen. Interessant waren aber auch Gesprächspartner aus ganz anderen Branchen. Etwa aus der Politik oder der Wissenschaft.
Wer hat Sie denn besonders beeindruckt?
Für mich gab es drei Highlights. Politisch beeindruckt hat mich die Rede von John Kerry. Er hat klar für Demokratie und Freiheit Position bezogen, das ist wichtig und wegweisend. Auf der unternehmerischen Seite ist festzustellen, dass auch da mehr Charakter und Geradlinigkeit gezeigt wird. Es dreht sich nicht mehr alles nur um die Banken. Es war gut zu sehen, dass es nun wieder verschiedene Meinungsbilder gab und nicht mehr nur das eine Thema. Beeindruckt haben mich aber auch die jungen Leute aus der Technologiebranche. Die immer raffiniertere Technologie ermöglicht ganz neue Anwendungen.
*Harry Hohmeister ist seit dem 1. Juli 2009 Konzernchef der Schweizer Fluggesellschaft Swiss, bei der er bereits seit 2005 in der Geschäftsleitung sitzt. Die Lufthansa-Tochter Swiss transportierte 2014 eine Rekordzahl von 16,17 Millionen Passagieren und fliegt inzwischen 76 Ziele an.
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Interview
«Frankenfreigabe ist für Swiss belastend»
Die Aufwertung des Frankens kommt der Swiss ungelegen. Im Interview spricht Konzernchef Harry Hohmeister über mögliche Massnahmen und seine persönlichen Highlights am WEF in Davos.
Lesezeit: 2 Minuten
Von Gabriel Knupfer
am 28.01.2015 - 10:06 Uhr
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