Yves Burger, frischgebackener Miteigentümer und Chef der helvetischen Spielwarenlegende Franz Carl Weber, ist sichtlich stolz. Stolz, 240 Angestellten eine Zukunft zu geben. Stolz eine Schweizer Traditionsfirma – gegründet anno 1881 – in die Zukunft zu führen. Stolz, mit Digitec-Gründer Marcel Dobler und dem deutschen Spielwaren-Hersteller Simba Dickie Mitaktionäre gefunden zu haben, die – wie Burger selbst langfristig orientiert sind.

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Burger hat ein intensives Jahr hinter sich. Im Juni 2017 hat er erstmals die Idee gehabt, den «Franzki» dem serbelnden französischen Spielwarenhändler Ludendo abzukaufen und die heute 19 Schweizer FCW-Läden in einem Management-Buyout zu übernehmen. Er engagierte Zetra International, die M&A-Spezialisten für Deals im Mittelstand.

Und die Zürcher Anwaltskanzlei Meyerlustenberger Lachenal. Nun ist die Tinte auf allen Verträgen trocken, die Investoren an Bord, die neue FCW-Gesellschaft kapitalisiert. Endlich kann Burger die Firma so entwickeln, wie er sich das vorstellt – ohne vom selbst ums Überleben kämpfenden Eigner gebremst zu werden.

Markt schrumpf, FCW legt zu

Dass Franz Carl Weber vieles richtig macht, zeigen zwei Zahlen: Im ersten Halbjahr 2018 schrumpfte der Schweizer Spielwarenmarkt gemäss den Daten der Marktforscher von GfK um 2,6 Prozent. Burger hingegen verzeichnet im gleichen Zeitraum ein Plus von 1 Prozent. Das ist zwar kein Traumwert. Aber für ein Unternehmen, das in Sachen E-Commerce praktisch inexistent ist, sich klar als Fachgeschäft positioniert und  Kunden nicht mit günstigen Preisen lockt, ist es auch kein schlechter Wert. FCW gewinnt Marktanteile. Gut so.

Allerdings wäre es kurzsichtig, anzunehmen, die Hausaufgaben seien gemacht. Und es wäre ebenso kurzsichtig, anzunehmen, die Marktanteilsgewinne würden sich fortsetzen. Denn: FCW dürfte dieses Jahr auch davon profitiert haben, dass der grosse Konkurrent Toys'R'Us vor allem mit sich selbst beschäftigt war – die US-Mutter ging in die Insolvenz – und online in der Schweiz ebenfalls äusserst schwachbrüstig auftritt.

2019 wird sich das ändern. Detlev Mutterer, Chef von Toys'R'Us in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, wird seine Läden nach dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft in Smyth Toys umwandeln. Das irische Familienunternehmen, das in kürzester Zeit zum klaren Marktführer auf den britschen Inseln geworden ist, will nach der Übernahme von Mutterers Toys'R'Us-Reich in Kontinentaleuropa Gas geben. Zu erwarten ist eine regelrechte Marketing-Offensive. Ebenso klar ist, dass Smyth Toys – mit bloss 11 Grossfilialen in der Schweiz – viel Geld in einen Online-Shop investieren wird, um seine Präsenz im Land zu erhöhen.

Auf Dobler wartet ein hartes Stück Arbeit

Will heissen: 2019 wird für Franz Carl Weber zu einem Schlüsseljahr. Es gilt, sich gegen den ungleich grösseren und ungleich aggressiver auftretenden Konkurrenten Smyths Toys durchzusetzen. Und: Unmittelbar nach dem Weihnachtsgeschäft 2018 muss FCW-Miteigner Dobler zeigen, dass er in Sachen E-Commerce strategisch noch immer ganz vorne dabei ist. Dann muss der neue FCW-Onlineshop stehen und live gehen. Und er muss Doblers erklärtem Ziel, «Kinderaugen nicht nur im Laden, sondern auch beim Stöbern auf dem Handy und auf dem Tablet zum Leuchten zu bringen», gerecht werden. Das wird ein hartes Stück Arbeit. Denn aktuell kann FCW schlicht nur «Click&Collect».

Als Unternehmen und Spielwarengeschäft geniesst Franz Carl Weber einen besonderen Ruf. Jedes Schweizer Kind, alle Göttis und Gotten und alle Eltern haben persönliche Erinnerungen an Einkäufe im «Franzki» und an die Aufregung in der Vorweihnachtszeit, wenn der neue Katalog im Briefkasten lag. Kaum ein Unternehmen, kaum eine Marke ist in der Schweiz positiver besetzt als das Haus mit dem Schaukelpferd im Logo.

Aber eine grosse Vergangenheit – Mitte der 1970er-Jahre gehörte gar das legendäre Spielwarengeschäft FAO Schwarz in New York zum Zürcher FCW-Spielwaren-Imperium – und eine grosse Marke sind bloss ein guter Ausgangspunkt, um die Zukunft zu gestalten. Mehr nicht.